Zwangsgedanken

Manche Zwangserkrankte neigen dazu, eine an Perfektion kaum zu übertrumpfende Ordnung herzustellen, indem sie bestimmte Gegenstände unnötig anordnen oder in exzessivem Maße reinigen. Die Angst vor dem Kontrollverlust, vor der inneren Strukturlosigkeit und dem psychischen Chaos wird abgewehrt, indem sie auf die äußere Realität projiziert wird. Die anschließenden Zwangshandlungen erfüllen dann den Zweck der emotionalen Neutralisation der besagten Ängste.

Viren, Mikroorganismen und Schmutzpartikel können eventuell die Angst vor den zudringlichen, intimitätsheischenden und identitätszerstörenden Einflüssen der Elternfiguren aktualisieren, die im Anschluss auf die Mikroben und den Dreck projiziert wird, so dass der Betroffene bemüht ist, sich ihrer zu erwehren, indem er z. B. eine übertriebene Hygiene betreibt. Als Projektionsfläche kommen Viren und Bakterien in Frage, weil auch sie die Grenzen eines Menschen überschreiten und Destruktives fabrizieren können (Eindringen in den Organismus, Verursachung von Krankheiten etc.).

Auf kognitiver Ebene verbinden manche Menschen vermutlich auch das Selbstwertgefühl mit ihren Zwangsgedanken und -handlungen. Sie streben an, ein stabiles Selbstwertgefühl zu erhalten, indem sie ihre Zwangshandlungen ausführen: Der unter einem Reinigungszwang leidende Mensch kann sich aufgrund seiner Sauberkeit beispielsweise als diszipliniert und damit zugleich als wertvoll erleben, solange er sämtliche Kontaminationen vermeiden kann. In seinem subjektiven Bewertungssystem ist in diesem Falle die optimale Reinlichkeit mit dem Selbstwert verknüpft.

liebe ducki ...ich kenne zwänge aus nächster nähe und nix hat da geholfen ...
und bedanke mich für deine infos..sehr interessant
ich kann dazu nicht viel sagen..weil mir da einfach zuviel hintergrundwissen fehlt..ja der mensch um den es geht hat bezüglich viren und son zeug schon seine vergangenheit..sprich berufliche vergangenheit...apotheke:D
vielleicht kommt da was zusammen ...nur wie treib ich ihms aus...:)?
 
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liebe ducki ...ich kenne zwänge aus nächster nähe und nix hat da geholfen ...
und bedanke mich für deine infos..sehr interessant

vielleicht kommt da was zusammen ...nur wie treib ich ihms aus...:)?

Wenn Du selber Zwangspatient bist, würde ich Dir empfehlen, eine Fachklinik mit der Spezialisierung auf Psychosomatik aufzusuchen. Psychotherapeutische Methoden, die bei der Überwindung von Zwangsstörungen behilflich sein können, sind meines Wissens das kognitive Umstrukturieren, der Gedankenstopp/die radikale Akzeptanz und eine professionell dosierte Konfrontation (z. B. mit Hilfe der Erstellung einer individuellen Zwangshierarchie, wobei unter anderem auf erlebten Erfolgen aufgebaut wird).

Die Konfrontation mit der zwanghaften Angst und dem Degoutanten kann sich bei Zwangshandlungen als effektiv erweisen, weil die irrationalen Zwangsvorstellungen auf diese Weise zunehmend empirisch widerlegt werden. Der Zwangserkrankte erfährt immer wieder aufs Neue, dass das von ihm zu Beginn Befürchtete nicht eintritt und dass seine Identität keinen Schaden nimmt. Er erkennt, dass die (internalisierten) Elternfiguren keine Macht mehr über ihn haben, dass keine Identitätsvernichtung mehr erfolgt, sobald er sich entwickeln und entfalten möchte. Diese positiven Erlebnisse können dann auf weitere Zwangsgedanken übertragen werden, wodurch er sich diesen besser stellen kann.
 
Hallo,

wenn ein Mensch als Kind hohe Anforderungen an Leistung, Perfektion oder Sauberkeit erfüllen muss und für Fehler nur Kritik und Vorwürfe erntet, kann er noch als Erwachsener mehr als verunsichert sein. Er hält dann das ganze Leben für gefährlich, wird misstrauisch.
In einer Krise neigt er dann dazu, sich gegen alle möglichen Gefahren absichern zu wollen. Die Ordnung und Sicherheit, die er in der Welt vermisst, versucht er dann durch Rituale und starre Handlungsabläufe herzustellen...
 
Eklatant ist: Derartige Gedanken können die Aktivität eines Menschen blockieren und die Lebensqualität immens reduzieren, indem sie emotionale Leidensdrücke erzeugen.
Auf deutsch: Solche Gedanken stören. Das ist richtig, aber nicht der Rede wert, da selbstverständlich.

Manchmal können die Zwangsgedanken als Abwehr von Individuation und Autonomie fungieren, indem sie immer dann auftreten, wenn der Betroffene sich gen Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit entwickeln möchte. Anstatt sich weiterhin der positiven Wandlung, seiner psychischen Metamorphose zu widmen, beschäftigt er sich plötzlich mit den Zwangsgedanken und den daraus resultierenden Emotionen.
Warum nur manchmal und warum die Wandlung unbedingt positiv sein muss, um gestört zu werden, verrätst du zwar nicht, aber im Grunde hast du schon recht. Nur hättest du gerne etwas detaillierter formulieren dürfen, anstatt eine grobe Aussage aufzublasen.

In anderen Fällen kann es sich bei den Zwangsgedanken vielleicht um ein unbewusstes Schuldgefühl handeln, das ebenfalls das Ziel verfolgt, die seelische Entwicklung eines Menschen zu unterbinden. Sobald ein übermäßig an Mutter oder Vater fixierter Mensch auch psychisch erwachsen werden möchte, erheben sich aufgrund der aktiven emotionalen Bindungsmechanismen Schuldgefühle bezüglich der Eltern, die dem Betroffenen in seiner Kindheit suggerierten, dass sie seiner bedürfen, damit es ihnen wohlergeht. Sie haben ihn nicht in die Autarkie entlassen. Schuldgefühle behindern im Gewande der Zwangsstörung den einer symbiotischen Bindung unterworfenen Menschen. Sie dienen folglich der Aufrechterhaltung der Symbiose und der damit verbundenen Vermeidung der persönlichen Reifung.
Kurz: Man legt sich selbst unnötige Beschränkungen auf, um Mama und Papa nicht zu enttäuschen.

Mit den Fantasien der Omnipotenz assoziierte Zwangsgedanken, die oftmals mystisch-magischer Natur sind, können Indikator einer infantilen Charakterstruktur des Betroffenen sein. Dieser Mensch hat nicht in ausreichendem Maße erlernt, Reales von Fiktivem zu differenzieren. Er lebt möglicherweise noch in der Welt der Märchen, Legenden und Sagen, in denen Hexerei, Magie und Zauberei etwas Konventionelles darstellen.
Wenn ein Mensch zu doof ist, um der Meinung zu sein, dass mindestens die Hälfte seiner Wahrnehmungen, ganz im Gegensatz zur messbaren Welt, bodenloser Unfug seien, hält er sich für allmächtig und traut sich deswegen nichts. An Märchen, Legenden und Sagen glaubt er ebenso wie an Taxis, Limousinen und Autos.

Denkbar ist auch, dass der Betroffene in der Fantasie noch immer mit dem omnipotenten Objekt seiner Kindheit, einem als übermächtig erlebten Elternteil, identifiziert ist und sich selber daher derartige Mächte zuspricht.
Siehe oben: Da er sich für den diktatorischen Vater / die verschlingende Mutter hält, handelt er, als sei er ein Kind.

Verbrennungen, magisch-rituell verursachte Liquidierungen, Vergiftungen beinhalten allesamt etwas hochgradig Verderbliches
Wenn also gerade weder Feuer noch Gift verfügbar sind, bietet sich die magische Verflüssigung als Alternative an.

Die innere und unbewusste Aggressivität, die entweder aus der Kindheit stammt oder sich im Laufe eines Lebens mangels sozialer Kompetenzen (konsequente Abgrenzung, Konfrontation von Herabsetzungen, Identitätsverletzungen, Kränkungen) akkumulierte, wird mit Hilfe der zwangsneurotischen Symptome stellvertetend an sich selber oder gedanklich am Anderen abreagiert und somit abgewehrt. Die emotionale Balance der Psyche bleibt hierdurch weitgehend gewahrt, indem eine Aufsummierung von Aggressionen durch eine substituierte Abreaktion restringiert und unter Kontrolle gehalten wird.
Man wehrt eigene Aggressionen ab, indem man sich selbst oder anderen Menschen schadet, damit die Aggressionen sich nicht häufen, sondern unter Kontrolle bleiben. Bullshit Ende.

Heieiei, die Psychoszene...
 
Ich wollte erst schreiben, ich bin froh, dass ich sowas nicht habe, Zwangsgedanken. Und Menschen, die das haben, haben mein Mitgefühl, weil ich mir das schlimm vorstelle. Aber je länger ich darüber nachdenke, umso mehr frage ich mich, ob das nicht sogar jeder hat oder haben könnte? Wenn auch vielleicht in unterschiedlich stark ausgegrägten Formen.

Zwangsideen/Zwangsbefürchtungen/Zwangsvorstellungen (Zum Beispiel die Befürchtung, eine Arbeit nicht richtig gemacht zu haben, oder Ängste, dass dem Ehepartner etwas Schlimmes zustoßen könnte)

Zwangsimpulse (Impulse, bestimmte Handlungen auszuführen; diese können schädigende Handlungen gegen sich oder andere beinhalten.)

Grübelzwang (Bestimmte Gedanken müssen wieder und wieder durchdacht werden. Es ist nicht möglich, dabei zu einer Entscheidung oder zu einer Lösung zu kommen.)

Zweifel
(Unsicherheit, Handlungen nicht zufrieden stellend abgeschlossen, etwas falsch verstanden, getan oder unterlassen zu haben)

Wenn Menschen diese Zwänge teilweise nicht hätten, wäre es hier womöglich nicht so, wie es ist?
 
Ich wollte erst schreiben, ich bin froh, dass ich sowas nicht habe, Zwangsgedanken. Und Menschen, die das haben, haben mein Mitgefühl, weil ich mir das schlimm vorstelle. Aber je länger ich darüber nachdenke, umso mehr frage ich mich, ob das nicht sogar jeder hat oder haben könnte? Wenn auch vielleicht in unterschiedlich stark ausgegrägten Formen.



Wenn Menschen diese Zwänge teilweise nicht hätten, wäre es hier womöglich nicht so, wie es ist?

Jep, es hat jeder und fast jeder sogar mal in irgendeiner Lebensphase (kurzfristig) "krankhaft" (z.B. haben junge Leuts, die erstmalig von zu Hause ausziehen fast immer einen leichten "Kontrollzwang" - nur spricht kaum jemand darüber).
Nur ist es ein Unterschied, ob man drei bis siebenmal schaut, ob der Herd auch ausgeschaltet ist oder ob man um 15.00 beginnt, sein Haus zu kontrollieren um dann um 22.00 schlafen gehen zu können (so was gibt es !!!)

Wahrscheinlich weiß auch jeder us eigener Erfahrung, was Zwangsgedanken (und die sind in der Regel gar nicht nett) sind, nur können die meisten "gegensteuern".

Es kommt auf den persönlichen Leidensdruck an und: Zwänge können sich wandeln oder sehr spontan remittieren.

Laaanges Thema.
 
Bullshit Ende.

Heieiei, die Psychoszene...

Nun, wenn es für Dich "Bullshit" ist, dass mittels zwangsneurotischer Symptome aggressive Impulse abgewehrt werden können, scheinen Deine psychologischen Kenntnisse mehr als rudimentär zu sein.

Na ja, warum sollte man sich auch ehrlichen Herzens mit dem Thema befassen, wenn man sich doch auch der Vulgarität bedienen kann...:zauberer1
 
Es kommt auf den persönlichen Leidensdruck an und: Zwänge können sich wandeln oder sehr spontan remittieren. Laaanges Thema.

Es ist doch im Allgemeinen so, dass der individuelle Leidensdruck und/oder ein destruktives Agieren Anderen gegenüber den "pathologischen Wert" von Gedanken- und Verhaltensmustern definieren. Die Reduktion der eigenen Lebensqualität und fremdschädigendes Handeln stellen meines Erachtens fundamentale Kriterien einer Therapiebedürftigkeit dar. Identisches gilt für schwere Paranoia, minipsychotische oder psychotische Symptome.

Bei Zwangserkrankungen scheint eine Symptomverschiebung keine Rarität zu sein, wodurch mitunter Spontanremissionen vorgetäuscht werden können...
 
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Hallo!
Eklatant ist: Derartige Gedanken können die Aktivität eines Menschen blockieren und die Lebensqualität immens reduzieren, indem sie emotionale Leidensdrücke erzeugen.
Duckface

aber nur wenn er diese Gedankenabläufe zu ernst nimmt, der Mensch ist weitaus mehr als ein paar Zwangsgedanken und der Kopf denkt nun mal ohne gefragt zu werden.
 
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