Wir lagen auf einer Decke in der Sonne und aßen frisches Weizenbrot mit einer Schweinefleischdose und viel Salz. Abends hatten wir einen ordentlichen Sonnenbrand im Gesicht. Wir tranken den billigsten Rotwein dazu, den es bei der vorletzten Pizzabestellung gratis dazu gab und den bis dahin keiner trinken wollte. Wir wußten, dass wir noch für die Maturaprüfung oder die Diplomverteidigung lernen müssten, schoben es aber auf. Wir verliebten uns und wurden enttäuscht, wir rappelten uns irgendwann auf. Wir widersprachen und lehnten Vorgaben ab. Heute brauchen wir Selbstfindungsseminare dazu. "Versuche, den Widerspruch auszuhalten."
Wenn ich heute die Menschen beobachte, schaue ich in leere Augen. Gebrochen, maskiert, blaugelb, uniform. Trostpreise tragen sie am Körper, aufgemalt. Sie hängen am Rockzipfel der Nachrichtenerzeuger und wikipedialen Zentralgehirne und berechnen ihr Dasein. Lohnt sich mein Dasein? Wissenschaftlich fundiert, akzeptieren sie jede Verdrehung ihrer Welt und wollen nur nicht zu den Verlierern gehören, obwohl ihre Mützen und Brillen, Hosen und Frisuren früher eben dies augedrückt hätten. Sie sind gebunden. Schuldig, verantwortlich und zahlungspflichtig.
Früher waren wir verantwortungslos, pleite, keiner nahm uns mit und meist waren wir spät dran. Und dennoch war es aufregend. Toleranz gab es noch nicht, damals war jede noch so absurde Meinung erlaubt. Und irgendwie auch egal. Weihungen und Bekenntnisse forderten nur "die da", wir von uns nicht.
Nun ist die Frage, wo ist sie denn hin, die Lebensweise ohne Berechnung, ohne "lohnt es sich" , ohne Versicherung. Akzeptierst du eine Flamme, die in einer Laterne gerade so überleben kann?