Da gibts aber auch noch andere Gründe zum hierbleibenmüssen.
Mit Familie und behindertem Kind "am Hals" tritt Dich jedes Land in den Allerwertesten.
Sooo rosig sind die Auswanderungschancen nun auch nicht, fast jedes halbwegs erträgliche Land hat da eine Tabelle mit gewissen Punkten die erfüllt sein müssen, sonst kommst nicht rein.
Was den Absatz über Facharbeiter und Leihsklaventum angeht, das kann ich nur aus eigener Erfahrung bestätigen. Als spezialisierter Elektriker (Elektrohydraulik, Hebetechnik und SPS), Tätigkeitsfeld unter Anderem Schaltplanerstellung, (Um)Konstruktion und Prototypenbau, diverses Fortbildungsklopapier (LCCI Level 4, passed with credit, Grundlagen Netzwerktechnik und anderen, bezogen auf Lohnverhandlungen vollkommen wertlosen Scheiss) bekomm ich grad mal 3,85 Eurosen über der Beantragungsgrenze zum Hartz-IV-Aufstocker, muss dafür aber täglich 25 km (eine Strecke) zur Arbeit und darf mir diverse Samstage und andere Überstunden auch nuch antun.
In meiner vor der jetzigen Stelle fast zweijährigen "Karriere" als Leihsklave (dazu erpresst vom "Jobcenter") hab ich da noch unterhaltsamere Dinge erlebt. Beschiss beim Überstundengeld ist Regel, bei den Fahrtkosten sowieso und es ist allein Dein Problem, wo Du am Ende der Woche einen Unterschriftsberechtigten für die elenden Stundenzettel herbekommst. Ohne Zettel keine Knete.
Generell stellt sich mir allmonatlich die Frage, wozu ich meine Ausbildung und die Weiterbildungen auf eigene Kosten überhaupt gemacht habe. Und das ist meiner Ansicht nach genau die Frage, die sich allen Menschen oberhalb der Hilfsarbeiterschaft aufdrängt.
Immer mehr selbst qualifizieren, aber ohne Gegenleistung zu erhalten funktioniert nunmal nicht. Da kann der BWL-Idiot noch so sehr mit dem Unwort "Employability" (das ist ein "Konzept" das vorsieht, das jeder Arbeiter sich auf eigene Kosten weiterzubilden hat, damit er für seinen Chef möglichst universell einsetzbar ist) ankommen, ohne Gegenleistung lerne ich garnix mehr und mache nur noch Dienst nach Vorschrift.
Ich bin mir ziemlich sicher, das ich mit dieser Einstellung nicht alleine bin.
Und nun rechnen wir das mal hoch. Ich kenne es noch aus den 70ern und 80ern, das man, wenn man sich weiterbildet und das dem Betrieb nützt, auch eine entsprechende Erhöhung des Lohnes erwarten konnte. Das ist heute nicht mehr der Fall. Überall ist zu sehen, das immer mehr Leistung abgeschöpft werden soll ohne das Gegenleistung auch nur in Erwägung gezogen wird.
Das geht nicht erst beim von mir beschriebenen Misstand los, das erstreckt sich auch auf nicht mehr erfolgende Vergütung von umgesetzten Verbesserungsvorschlägen, wo sich irgendwann jeder doch automatisch fragt, warum er sich noch den Kopf für den Profit Anderer zerbrechen soll.
So bricht eben nicht nur Leistung durch Auswanderung weg, sondern auch durch Erziehung zur Ideenlosigkeit und Motivationslosigkeit.
Das ist meiner Ansicht nach eine weitere zeitlich befristete Profitblase wo kurzfristig gespart und langfristig zerstört wird.