Maaz kann ich mir echt nicht geben. Der ist ein Psychoanalytiker der alten Schule. Die sehen überall Gespenster...
Zitat aus dem Focus-Artikel:
Wenn man lieber dreimal im Jahr
Urlaub mache oder
Dschungelcamp schaue, anstatt sich mit den simpelsten Grundlagen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu beschäftigen, sei es um die Demokratie nicht besonders gut bestellt, meint Kliche. "Die Forschung spricht schon von einer Spät- oder Untergangsphase der Demokratie", zitiert die "Mitteldeutsche Zeitung" den Professor für Bildungsmanagement.
Ich frage mich, warum manche (viele?, die Masse? etc.) sich nicht mehr "mit den simpelsten Grundlagen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft" beschäftigen und dafür lieber Urlaubsreisen oder TV-Sendungen bevorzugen. Wenn dem überhaupt so sein sollte... Das ist ja nur eine grobe Unterstellung, die schon an Polemik grenzt, um sich ein Verhalten zu erklären, welches in der Gesellschaft beobachtet werden kann.
Dauerüberlastung im Job, grundsätzliche Interessenlosigkeit oder einfach das Gefühl, eh nichts verändern zu können sind zumindest mal Faktoren, die m.E. näher liegen.
Wer eh schon tagsüber voll ausgelastet ist, will abends von nichts mehr irgendwas wissen.
Wer sich sowieso für Politik nicht interessiert, wird auch nur schwer den Zugang zur Thematik finden.
Wer eh schon resigniert hat und DEN Politikern und DEN Medien sowieso nichts mehr glaubt und das Gefühl entwickelt hat, dass man als kleines Lichtlein an allem eh nichts ändern kann, der wird den Arsch auch nicht hochkriegen.
Wir befinden uns als Gesellschaft in einer Umbruchsphase. Dazu gehört es, sich mit neuen komplexen Gegebenheiten ab- und zurechtzufinden. Aber eine Gesellschaft als ganzes, die sich in dieser Umbruchsdynamik befindet, als "gestört" abzustempeln, unterstützt sie nicht dabei diese Phase zu überstehen, sondern unterstellt ihr eher, dass sie als ganzes vollkommen verkehrt und krank ist. Dabei muss sie sich erst wieder neu finden und auch neu erfinden.
Medienkompetenz ist da so ein Stichwort, welches hier gut reinpasst. Die Gesellschaft muss erst lernen, wie man kompetent mit Medien umgeht, damit sie nicht als Zeit- und Energiefresser erlebt oder gar als Werkzeug der Manipulation missbraucht werden kann.
Im Artikel wurde auch der Untergang der Demokratie angesprochen. Das kann man aber nicht der Gesellschaft, also dem einzelnen Bürger, der sich nicht mit wesentlichen Grundlagen der Politik usw. beschäftigt, anlasten.
Selbst jene, die vollkommen im Bilde sind, bestens informiert ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettelchen machen, können nicht vorhersehen, was die Wunschregierung tatsächlich von ihren Wahlversprechen überhaupt umsetzen kann. Fehlentscheidungen der Regierung können nicht einem Wähler angelastet werden. Genausowenig, wenn die Regierung gerne dies und jenes machen wollte, es aber an den Mitteln oder teilweise auch an der Kompetenz fehlt, es zu realisieren.
Um jetzt aber noch mal den Bogen zum TV und damit zur Freizeitbeschäftigung zu spannen:
Egal wer sich mit was in seiner Freizeit beschäftigt, man ist als Außenstehender nicht dazu berechtigt, deswegen jemanden zu verurteilen oder abzustempeln.
Hat man einen harten Job, dann möchte man in der Freizeit womöglich leicht zu konsumierende Unterhaltung genießen. Ob das nun via TV, Kneipenbesuch mit Freunden oder 3 Urlaubsreisen im Jahr sind geht Außenstehende nichts an.
Ist man interessenlos und hat keinen Zugang zu politischen Themen, dann hat man eben andere Themengebiete, mit denen man sich intensiv beschäftigt. Das geht Außenstehende nichts an.
Ist man von dem Gefühl gefangen, an den Zuständen eh nichts ändern zu können, dann wird man sicher auch nichts unternehmen, um einen als schlecht empfundenen Zustand zu ändern. Das geht Außenstehende auch nichts an.
Dass es natürlich auch Menschen gibt, die dumpf vor sich hinleben, möchte ich gar nicht bestreiten. Aber allein aufgrund des TV-Konsums oder etwaiger Urlaubsreisen auf Dumpfheit zu schließen, ist in m.E. ein Fehlschluss.