Wie Gott den Menschen erschuf.

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Lieber Grauer Wolf,

nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich die Diskussion zum Thema Menschwerdung an andere Stelle verlagert habe. Es ist einfach zu umfangreich und hätte mit dem ursprünglichen Thema vom Guten einfach nichts mehr gemein.

Damit auch andere Leser leichter mit einsteigen können, habe ich die entsprechenden Beiträge nochmals eingefügt, die mich zu diesem neuen Thema bewegten:

Natürlich kann ein Tierdenken (mehr oder weniger je nach der Entwicklung; Beutegreifer sind generell höher entwickelt als Pflanzenfresser) und es entscheidet aufgrund von Beobachtungen und dem, was Menschen Faktenlage nennen würden.
Nur so nebenbei:
Nach Faktenlage sind wir keine Beutegreifer, sondern zunächst einmal Sammler. Weder unser Kau- unser Verdauungsapparat sind auf ein Leben als Beutegreifer ausgerichtet. Auch unsere restliche Anatomie ist für einen Beutegreifer nicht gerade überwältigend. Größere Beute können wir nur mit Hilfsmitteln erbeuten, zerrlegen und für uns verzehrbar machen (Feuer).

Als Sammler hat uns hingegen die Mischkost zu eine große Anpassungsfähigkeit befähigt, um auch in unterschiedlichen Lebensräumen überleben zu können. Elefanten und eine Reihe anderer Tiere sind keine Beutegreifer und verfügen dennoch über eine bemerkenswerte Intelligenz.

Unsere Erfolgsgeschichte hat als Sammler irgendwo in der damaligen Auenlandschaft in den heutigen Wüstenlandschaften Ostafrikas begonnen. Für die meisten Naturvölker ist das Sammeln, von Früchten, Knollen, Insekten, Maden, kleine Wasser- oder Landtiere auch heute noch die Hauptnahrungsquelle.

Dieses Suchen in flachen Gewässern der Auenlandschaften hat uns dann auch zum aufrechten Gang animiert. Schnecken, Krebse, Muschel und Fische bieten zudem auch die notwendige Proteine, für die Entwicklung unseres Gehirns. Aus diesem Grund sind für uns selbst heute noch "Meeresfrüchte" besonders bekömmlich und bieten wichtige Nährstoffe.

Merlin
Na, dann erklär mir mal, wieso der Mensch einer der zähesten Ausdauerhetzjäger war/ist, der jemals diesen Planeten bevölkerte. Nicht mehr der Couch Potatoe von heute natürlich, aber die Khoisanvölker (Stichwort: Die Große Jagd) und besonders die Rarámuri (170 km pro Tag sind nichts außergewöhnliches, 700 km in 48 Stunden sind belegt. Und zwar in Lederlatschen oder barfuß und in schroffem Gelände!), die im Berland einen Hirsch zu Fuß bis zur Erschöpfung jagen und dann mit bloßen Händen töten, legen Zeugnis davon ab. Zum Sammeln von Früchten und Muscheln braucht man diese Ausdauer jedenfalls definitiv nicht, da muß man sich nur bücken. Diese Ausdauer braucht nur ein Jäger, ein Beutegreifer.
Lieber Grauer Wolf,

es wird Dich sicherlich verwundern, wenn ich diesem Beitrag weitgehend zustimme, aber es beschreibt weder die Anfänge noch den Alltag in der Zeit der Menschwerdung. Stell Dir einmal vor, wir wären noch wie unsere Vettern, die heutigen Schimpansen. Meinst Du, dass deren Körperbau tatsächlich dazu geeignet wäre, eine größere Hetzjagd zu veranstalten? Auch die Arme und die Beine sind weit von dem entfernt, was für einen reinen Jäger sinnvoll wäre. Sie haben Hände zum Greifen, Klettern und Sammeln und genau das ist auch die Ausgangslage der Menschheit.

Hast Du Dir auch schon einmal überlegt warum wir Fleisch kochen oder braten? Wir tun es deshalb, weil sich damit für uns die Nährstoffe aus dem Fleisch erst richtig zugänglich werden. Große Mengen Fleisch sind für uns einfach schwer zu verdauen, denn dazu fehlen uns die geeigneten Enzyme aus dem Magen eines Jägers.

Unlängst kam zu diesem Thema eine Dokumentation über die Naturvölker Afrikas, die noch in einer steinzeitlichen Welt leben und sich daraus ernähren. Auch dort lässt sich der Nahrungsbedarf einer Sippe nicht alleine aus der Jagd bestreiten. Es wäre auch unproduktiv, wenn die Männer auf längere Jagden gingen, während der große Rest der Sippe tatenlos zu Hause sitzt und hungert. Auch diese Menschen sagten aus, dass ihre Jagd nur einen kleinen Anteil des Nahrungsbedarfes deckt (ca. 20-30%).

Überall an Fundstellen prähistorischer Menschenarten wurde im Umfeld Muschel-, Krebs- und Fischresten gefunden – selbst noch bei den Neandertalern. Die früheren Menschen lagerten gerne an Gewässern, weil sie dort Wasser hatten und eine Fülle von Nahrung, nach der man sich nur zu bücken brauchte. Zudem bescherten Wasserstellen und Auenlandschaften auch die Gelegenheit, um kleinerer und größerer Tiere leichter habhaft werden zu können. Nenne mir jetzt bitte einmal einen triftigen Grund, sich vor diesen paradiesischen Zuständen zu verschließen.

Schimpansen gehen gelegentlich zwar auch auf die Jagd, aber ihren Lebensbedarf decken sie damit nicht. Für ihren eigentlichen Speiseplan brauchen sie nicht ein so hohes Maß an Energie, wie es zur Jagd erforderlich ist. Aus diesem Grund sind sie auch noch dort, wo sie schon immer waren. Sie jagen nur Kleintiere, weil auch für sie das Zerteilen der Beute und Verdauen größerer Fleischmengen das bekannte Problem darstellt.

Keine Frage, dass wir auch begonnen hatten, Wild in Hetzjagden zu erlegen und sicherlich haben wir uns dahingehend verändert, aber nicht zu Jägern im eigentlichen Sinne. Nein Du bist und wirst zu keinem Wolf, auch wenn Du das gerne wärst. :whistle:


Merlin
 
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nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich die Diskussion zum Thema Menschwerdung an andere Stelle verlagert habe.
Ist völlig o.k...


Stell Dir einmal vor, wir wären noch wie unsere Vettern, die heutigen Schimpansen. Meinst Du, dass deren Körperbau tatsächlich dazu geeignet wäre, eine größere Hetzjagd zu veranstalten? Auch die Arme und die Beine sind weit von dem entfernt, was für einen reinen Jäger sinnvoll wäre. Sie haben Hände zum Greifen, Klettern und Sammeln und genau das ist auch die Ausgangslage der Menschheit.
*grins* Schimpansen sind als Jäger ausgesprochene Nieten. Zwar brutal und rücksichtlos, allerdings auch unfähig, zusammenzuarbeiten, strategisch zu denken, gezielt und effektiv zu jagen. Ich hab Dokumentationen über das Jagdverhalten gesehen: Mit drei Wörtern: Ein unfähiger Sauhaufen!
Der hin und wieder mal was aus Zufall erwischt, meist kleine Duckerantilopen oder andere Affen.

Hast Du Dir auch schon einmal überlegt warum wir Fleisch kochen oder braten? Wir tun es deshalb, weil sich damit für uns die Nährstoffe aus dem Fleisch erst richtig zugänglich werden. Große Mengen Fleisch sind für uns einfach schwer zu verdauen, denn dazu fehlen uns die geeigneten Enzyme aus dem Magen eines Jägers.
Mit dem Argument wäre ich vorsichtig. Es gibt etliche Völker (vor allem zirkumpolar), die nur von Fleisch leben und das oft genug roh. Auch ich vertrage große Mengen rohes Fleisch, obgleich ich (soweit ich weiß *lach*) kein Inuit bin oder welche unter den Vorfahren habe...
Im Mittel ist der Mensch omnivor, einem Bären sehr ähnlich. So ähnlich, daß ein Sprichwort der Natives sagt: Verhalte dich (in der Familie/Sippe) wie ein Wolf, iß wie ein Bär...

Nenne mir jetzt bitte einmal einen triftigen Grund, sich vor diesen paradiesischen Zuständen zu verschließen.
Tja, das mußt Du dann wohl einen Inuk o.ä. fragen. Die Menschen resp. ihre Vorgänger oder Seitenlinien stießen sehr früh in ausgesprochen unwirtliche Gebiete vor, und das Klima zu Zeiten der Neanderthaler war ja nun aus der Sicht heutiger Menschen auch nicht gerade anheimelnd: Nix milde, liebliche Auenlandschaft, sondern eine harte Welt, wie wir sie heute noch im Hohen Norden vorfinden. Alleine die eisigen Fallwinde an der Flanken der nach Süden vorgedrungenen Gletscher müssen heftig gewesen sein und die Durchschnittstemperatur stark gedrückt haben...

Apropos Wölfe... Die natürliche! Sozialstruktur des Menschen ist jedenfalls der von Wölfen so ähnlich, daß es faktisch kaum einen Unterschied macht: Die Familie, allenfalls noch kleinere Sippen. Die heutigen Gesellschaftsstrukturen entsprechen nicht der Natur des Menschen. Sie sind viel zu groß. Ich würde die, sofern man überhaupt Vergleiche ziehen kann, als Herdenstruktur bezeichnen, wenn man nicht gleich staatenbildende Insekten heranzieht, so wenig individuell, wie sich viele verhalten...
 
Im Gegensatz zum Bären, Wolf und Co. verfügt der Mensch nicht über ein Raubtiergebiss.
Der Bär hat zwar stark verlängerte Canini, aber Prämolaren und Molaren sind flachkronig, eine Anpassung an den sehr hohen Anteil pflanzlicher Nahrung: Je nach Jahreszeit Wurzeln, Gräser und Beeren, dazu Fisch in der Lachszeit, Insekten, den sprichwörtlichen Honig, Aas und natürlich auch selbstgejagtes, z.B. Wapitikälber.
 
"Wie Gott den Menschen erschuf." Meine ergänzende Frage ist, "erschuf irgendwer überhaupt den Menschen?"
Auf die Beiträge zu GrauerWolf bezogen hätte ich eher eine andere Überschift gewählt. Z.B. "Sind wir Menschen Tiere?" Vor allem wäre mir das Fragzeichen wichtig. Denn mir wäre zumindest bewusst, dass hier nicht nur Menschen lesen und schreiben, welche eben davon ausgehen, dass unsere Welt und wir Menschen erschaffen wurden und ein fehlendes Fragezeichen würde fast die Überschrift "Wie Gott den Menschen erschuf." zu einem Dogma "So ist es." machen.

Jeder von uns glaubt, oder glaubt nicht, an eine Schöpfung der Welt, der Menschen und in einem öffentlichen Raum, in dem alle mitlesen und schreiben, empfiehlt es sich vielleicht auch alle anzusprechen.
 
Der Bär hat zwar stark verlängerte Canini, aber Prämolaren und Molaren sind flachkronig, eine Anpassung an den sehr hohen Anteil pflanzlicher Nahrung: Je nach Jahreszeit Wurzeln, Gräser und Beeren, dazu Fisch in der Lachszeit, Insekten, den sprichwörtlichen Honig, Aas und natürlich auch selbstgejagtes, z.B. Wapitikälber.
Korrekt. Das Gebiss des Menschen hat aber keine Fang-/Reißzähne wie ein Bär.
 
Selbst kann ich es nicht wissen, aber vielleicht interessiert GrauerWolf auch wie viel Tier in uns Mensch steckt und wie viel Mensch im Menschen steckt. Vielleicht liegt sein Interesse gar nicht im Bereich von Religion. Vielleicht schreibt er selbst etwas dazu?
 
"Wie Gott den Menschen erschuf." Meine ergänzende Frage ist, "erschuf irgendwer überhaupt den Menschen?"
Auf die Beiträge zu GrauerWolf bezogen hätte ich eher eine andere Überschift gewählt. Z.B. "Sind wir Menschen Tiere?"
Ich habe mich an der Überschrift jetzt nicht aufgehängt. Aus meiner Sicht gibt es keinen Gott, der den Menschen erschuf. Er ist ein Experiment der Natur, das Ergebnis von einigen Jahrmillionen Entwicklung, Anpassung ans Habitat und Selektion. Leider kein sehr erfolgreiches Experiment, wenn man seinen Einfluß auf die Welt betrachtet. So ist er biologisch ein Tier, keine Frage, aber vom Verhalten eher weniger. Kein Tier zerstört sich fahrlässig oder bewußt die eigene Lebensgrundlage, es steht im dynamischen Gleichgewicht mit seinem Lebensraum und den Arten, mit denen es interagiert, sei es als Beute oder Beutegreifer. Alles ist mit allem verbunden. Dessen hat sich der Mensch "emanzipiert" mit all den bekannten Folgen.
Wenn man es so betrachtet, wäre es besser, wenn im Menschen mehr Tier stecken würde. Die Welt wäre m.M.n. ein besser Ort dadurch.
 
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