Voodoo – eine haitianische Hexentradition ...

MariaMarmelade

Sehr aktives Mitglied
Registriert
20. Januar 2005
Beiträge
998
Ort
Berlin
.... eine Zusammenfassung frei nach Pietro Bandini

Aus ursprünglich afrikanischer Religion, wonach Kräfte / Geister (Rada-Loas und Petro-Loas) Himmel, Erde und Unterwelt regieren und verbinden, zwischen denen ein energetischer Austausch herrscht, und denen man opfern muss, um sie wohlgesonnen zu machen, wurde infolge der historischen Ereignisse der Sklaverei auf Haiti der Sklavenglaube - Voodoo - geboren. „Ein Medizinmann (z.B. afrikanischer Religion, d. V.) ist aber immer eingebettet in das kulturelle Verständnis seines Stammes. Wenn er sich nicht mehr in diesem Kontext bewegt funktioniert seine Magie nicht mehr.“ (Röth)
Entsprechend werden die Menschen über Angstmache und Einschüchterung (zur Initierung gehören sogenannte ‚Seelenkrüge’, die bei den Priester(inne)n aufbewahrt werden, und die eine Mischung aus Opfertier und Haaren / Nägeln des Initiierten enthalten) in das Glaubenssystem des Voodoo gezwungen und ausgebeutet (Opfergaben), - aber die Priester (Medizinmänner /frauen) unterhalten für ihre Schützlinge auch auch eine umfassende Sozialarbeit in der Gemeinde.

Die Kräfte / Geister entspechen den Elementen der Natur und den vier Himmelsrichtungen, die jeweils heilend oder zerstörend vorkommen können. Es gibt den Spirit (Göttin / Gott / Schöpfungskraft). Der Spirit verhilft als Mittler zwischen Diesseits und Jenseits sowie Ober- und Unterwelt im Diesseits. Dieser Mittler wird u. a. dargestellt im ‚Tunnel’, ‚Baum’, ‚Säule’, der auch zweigesichtig daherkommt: Gott der Sonne, Göttin des Mondes. Die Polarität selbst wird in den Zwillingsgeistern symbolisiert.
Symbol des Universums von Himmel, Erde, Unterwelt ist wie bei den Druiden das gleichschenklige Kreuz. Entsprechend ist der Zugang zu den Geistern / Kräften am Scheideweg, z.B. Wegkreuz oder in der Dämmerung, sowie in den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst, oder an Sonntagen am einfachsten.
Der senkrechte Balken des gleichschenkligen Kreuzes verbindet zwischen Ober- und Unterwelt (Diesseits und Jenseits), der horizontale zwischen Vergangenheit und Zukunft. Wobei die Kräfte / Geister ‚Azacca’ und ‚Gèdè’ die Finsternis, den Tod und den Übergang (die Zeit) in positiver und negativer Gestalt repräsentieren, da die Voodooisten (ähnlich wie die alten Ägypter mit ihrem Totenkult) an Reinkarnation (Karma), an die Vergöttlichung der Ahnen glauben.
Das Wasser- und das Erdelement zusammen, man könnte sagen: die Natur – der Planet Erde als Lebewesen - wird in der ‚Göttin Ezilie’ dargestellt, die auch mit der Jungfrau Maria gleichgesetzt werden kann.
Die Schöpfungskraft (Lebensenergie / Sexualität / Kreativität) ist zugleich Symbol des Wasserelements und wird als Schlangengott und Göttin des Regenbogens (Erdschlange und Himmelsschlange - Ouroboros) angebetet bzw. angerufen. Dem Schlangengott untergeordnet ist ‚Simbi’ (altägypt.: KA / die Gefühlswelt) als Bote des wässrigen Mediums (Unterwelt / Körper) zwischen Menschen- und Geisterwelt, während ‚Legba’ (die geistige Ebene / altägypt.: BA) der Bote der oberen Hälfte der Säule des gleichschenkligen Kreuzes zum Himmel hin ist.
Das Luftelement wird in ‚Loco’ und ‚Ayizan’, die Ahnengötter, verehrt.
Das Feuerelement - das alchemistische Umwandlungselement (Herz / Seele) - verkörpert ‚Ogu’ und ihm untergeordnete Geister.
Der Gottesdienst im Voodoo, bei dem es eigentlich um Heilung geht, beinhaltet die durch die heilige Trommel hervorgerufene Besessenheit der Tanzenden (vom ‚Geist Gerittenen’) und die Opfergabe in Gestalt von Lebensenergie (Töten eines Tieres). Da die Rhythmen der Trommeln den Pulsschlag – die Energiefrequenz – von Menschen und Geistern synchronisieren, sind sie das wichtigste Mittel des Gottesdienstes. Die Trommler können durch ihre Musik Besessenheiten gezielt hervorrufen und ebenso zielgenau unterbinden und beenden, durch Rhythmen von argloser Fröhlichkeit.
Die Voodoo-Anhänger verbinden sich in der Trance mit dem ihnen innewohnenden Geist. Die Geister sind die Vermittler zu den existentiellen Wahrheiten ihres Daseins, zu den durch ein schweres Leben verdrängten Traumata / Leiden, von denen sie in der Trance (Besessenheit) geheilt werden, weil der ihnen innewohnende Geist in der Trance hilft, die in den Traumata / Leiden blockierte Lebensenergie freizusetzen, ins Fließen zu bringen (ähnlich wie beim zar, Ägypten). Die Bezeichnungen der jeweiligen Geister charakterisieren die Eigenschaften der in der Trance freigesetzten verdrängten Traumata. Entsprechend sind auch die Bewegungen in der Trance für den speziellen Geist charakteristisch. Die Tänze für die Wasser- und Schlangengeister bestehen aus schlängelnden, fließenden Grundbewegungen während stampfende, wirbelnde, elektrisierende Bewegungen den Erd- bzw. Feuergeistern entsprechen. Den Herrn der Finsternis (Anmerkung: bei den alten Ägyptern ist die Göttin Hathor die Herrin der Finsternis!, d.V.) charakterisieren stoßende, wackelnde, wiegende Bewegungen mit Becken und Hüften.
Zum/r Priester/in wird man im Traum berufen (oder durch den Mund eines Besessenen während eines Gottesdienstes). Es folgt die Initiationszeit. Während dieser pflegen die Adepten lebhaft zu träumen. Die Träume sind Botschaften ihres Geistes / Gottes. Dadurch werden sie befähigt, später als Priester/in die Zeremonie zu kontrollieren.
Ein ausgeklügelter Totenkult gehört zur Religion ebenso wie ein abgestuftes System von Riten zur Ehrung der Toten. Außerdem weiße und schwarze Magie (Manipulation):
Es werden Abwehrzauber (Glücksbringer) und Amulette (zur Abwehr von Schadenzauber) benutzt. Magische Lampen zur Anziehung von Reichtum, Glück etc., magische Bäder, magische Heilpulver etc.. Desweiteren gibt es Liebeszauber: Rituale, die den Liebsten binden sollen und Vermehrungs- / Fruchtbarkeitszauber.
Es werden ‚arrangierte’ Schadenzauber (Wanga = Zauber mit begrenzter Wirkung, wirkt nur bei der Zielperson) ausgelegt. Das versteckte Wanga ist vom Priester/in aufzufinden und muss schnell verbrannt werden oder im tiefen Wasser vesenkt werden. Zur Verwandlung eines harmlosen Dings (Nadel, Stock, Glas, Pulver, Stein etc.) in einen tödlichen Zauber genügt es, dass ein Priester/in die betreffende Sache ‚bespricht’ oder u. U. lediglich berührt. (Der ‚arrangierte’ Wanga wird so versteckt, dass das Opfer versehentlich damit in Berührung kommt, während ein Äquivalent des Zaubers (den jeweiligen Geist versinnbildlichend) als Dokumentation der schwarzmagischen Aktivität zur Schau gestellt wird. Dann gibt es den bekannten Puppenzauber, der weiß- und schwarzmagisch eingesetzt werden kann und mehr (Anmerkung: z.B. das Zombimachen - was für mich ganz klar kriminelle Aktivitäten sind, d.V.).

Meine Einschätzung:
Das was die Voodooisten mit der symbolischen Verbindung des Willens der Person und dem ihr entsprechenden Geist / Gott bei der demütigenden Initiation in der Seelenkrugzeremonie durchführen, ist im übertragenen Sinne die Demonstration der Hilfe des der Person innewohnenden Geistes / Gottes bei der Umwandlung negativer Energien. Die Demütigung bei der Initiation erfolgt, um die Hilfe des innewohnenden Geistes aktiv werden zu lassen (frei nach dem Motto: Was jemanden nicht umbringt, macht ihn stark.) und: Je mehr umgewandelte negative Energie eine Person ausmacht, desto mächtiger wird sie, ein desto größeres Charisma (Geist) hat sie. Und diese Stärkung des eigenen Charismas hilft ihr in widrigen Umständen klar zu kommen. Demzufolge kann sie besser zwischen sich selbst (dem eigenen Geist) und den auf sie einwirkenden manipulierenden Kräften der Umwelt unterscheiden und sich schützen.
Im Opfergedanken selbst finden wir jedoch die mechanistische Sichtweise von der Begrenztheit der Kräfte im Universum: wenn ich dort etwas wegnehme, muss ich woanders etwas hinzufügen (von mir opfern). Der Gedanke von der Schöpfungskraft als Umwandlungskraft entsprechend der altägyptischen Religion von der Metamorphose der Gegensätze (Gesetz der Hathor) in ihr Gegenteil, also: Gleichgewicht und Ungleichgewicht, und die Schöpfungskraft als ausgleichende Kraft, als Naturkraft, resultierend aus den Gleichgewichtsverhältnissen, kommt im Voodoo nicht vor.
Denn demnach ginge keine Energie verloren, sondern würde nur umgewandelt. Insofern aber eine Energie nur umgewandelt wird, muss nichts zurückgeben werden, da nichts weggenommen wurde. Demzufolge muss auch nichts geopfert werden.
Die Frage ist daher, ob der Zauber / Gebet im Voodoo auch ohne Opfergabe wirken würde. Wenn jedoch geopfert werden soll, wäre zu bedenken, ob die Opfergaben nicht ausgetauscht werden könnten, d. h., um das Töten zu vermeiden, sollte genausogut mit Geld als Äquivalent für Lebensenergie geopfert werden können. Die Opfergabe wäre dann ein Symbol der Wertschätzung des Opfernden für seine Geister / Götter und nicht der Unterwerfung.
MM
 
Werbung:
Hm, was soll man sagen.

Das Ashe ist ja nicht das Abschlachten irgendwelcher Tiere.
Auch ist die Initiation mit einer Taufe zu vergleichen und nicht gleich einer Folter.

Das Wesen des "Voodoo" zu erklären ist nicht so einfach. Genausowenig wie dies bei einer anderen Religion möglich wäre.
Ich hoffe aber, die Texte, die ich hier reinstelle, die Quellenangabe werde ich zum Schluss noch verlinken, geben ein bisschen Aufschluss und lassen das Bild nicht so verzehrt.
Wenn wir vom Ori sprechen, dann meinen wir sowohl den physischen, als auch den spirituellen Kopf. Jeder Mensch hat von Geburt an seinen ganz persönlichen Kopf. Es gibt auf allen Ebenen keine Gottheit, die mit uns auf so persönlicher Art und Weise verbunden ist, wie Ori. Diejenigen, die diese Religion praktizieren, können nie zuviel ihrem Kopf darbringen. Die "Fütterung" des Kopfes ist eine der elementalsten Rituale, die die Lukumí praktizieren. Aber auch bei grösseren Initiationen, steht der Kopf meistens im Zentrum.
Einer der Gründe, warum Ori so wichtig ist, ist dieser: Diese Religion gehört zu denen, welche an Reinkarnation (=Wiedergeburt) glauben. Vor jeder Wiedergeburt wählt der werdende Mensch einen Kopf und das damit verbundene Schicksal aus. Bei der Geburt geht die Kenntnis seines Schicksales jedoch verloren. Aufgabe der Religion, und insbesondere der verschiedenen Orakel, ist es, das vor der Geburt ausgewählte Schicksal ans Licht zu bringen, damit der individuelle Mensch seinen bestmöglichen Weg für dieses Leben finden kann und allzu grossen Problemen schon im voraus aus dem Weg gehen kann. Dieses Schicksal ist direkt mit dem Kopf verbunden und daher die zentrale Rolle des Kopfes (Ori).
Olordumare hat die Orishas erschaffen, welche wiederum uns Menschen erschaffen haben. D.h. die Menschen sind nicht direkt von Gott erschaffen worden, sondern von "tieferen" Gottheiten. Schon die Orishas tragen nicht denselben Grad an Perfektion, wie Olordumare. Und die Menschen sind noch viel weniger perfekt. Diese Schöpfungskette ist zentral, denn anhand von ihr werden die Probleme der Welt und des Menschseins erklärt. Ferner erklärt sich damit auch der Begriff "Orisha Verehrung", denn da die Menschen direkt von den Orishas, und nicht von Gott selber, erschaffen wurden, gehört der Fokus des religiösen Alltags der Verehrung der Orishas. Gott wird aber selbstverständliche auch stets angerufen und geniesst bestimmte rituelle Handlungen.
Unter dem Sammelbegriff "Eggun" verstehen wir die Geister unserer Vorfahren und sonstigen Verstorbenen, also ein eigentlicher Ahnenkult. Darunter können sowohl verstorbene Blutsverwandte, aber auch andere Tote, welche mit der individuellen Person sympatisieren, gehören. Der Ahnenkult ist von allerhöchster Bedeutung für den praktizierenden Lukumí. Keine Zeremonie beginnt, ohne dass zuvor mindestens die Ahnen angerufen werden. Initierte Priester beginnen den Tag meistens indem sie alle ihre Eggun anrufen und sie um ihren Segen bitten (und beenden den Tag oft in ähnlicher Weise).
Während die Yoruba einen sehr komplexen Kult der Eggun kennen, so ist dieses Wissen in Kuba weitgehend verloren gegangen. So blieben in Kuba nur noch Ueberreste des originalen Eggun Kultes. Die Lukumí in Kuba haben dieses "Loch" jedoch gefüllt, indem sie sich anderer Religionen und Kulte bedienten. So hat sich etwa die kubanische Variante des europäischen Spiritismus als fester Bestandteil der Regla Ocha installiert. Ferner ist die Palo Religion, welche sich ganz direkt um die Toten dreht, ein funktionierender Ersatz.
Jeder Mensch wird von einer Anzahl Toten und Ahnen stets begleitet. Diese Eggun sind unsere wichtigsten Beschützer im Alltag. Wie oft hat uns eine Intuition aus heiterem Himmel Kopf und Kragen gerettet? Es gehört zum spirituellen Wachstum, seine Eggun zu kennen, mit ihnen zu sprechen und v.a. auf sie zu hören. Die Gruppe von Eggun welche jedes Individuum begleiten haben ferner einen ganz direkten Einfluss auf Verhalten und Charakter der Person. Und schliesslich sei noch zu erwähnen, dass wir alle schon mal Eggun waren, und dass wir alle bald wieder Eggun sein werden.
Wie bereits dargelegt, sind die Orisha unsere direkten Schöpfer. Die deutsche Sprache bietet leider kein treffendes Wort für "Orisha", denn Orisha sind weder Götter, Halbgötter, Engel noch Heilige. Sie sind Gottheiten, welche weder perfekt, allwissend, noch allmächtig sind. Dennoch sind sie viel näher an der Perfektion Gottes, als wir es sind. Orisha werden gerne als Naturgötter oder Naturkräfte beschrieben. Persönlich sehe ich in ihnen eher eine personifizierte Konzentration hochkomplexer Universalkonzepte. Hier ist jedoch der falsche Ort um auf dieses Thema einzugehen.
Den Orisha werden bestimmte Persönlichkeitszüge angerechnet, welche in den Patakines (=traditionellen Geschichten) zum Ausdruck kommen. In diesem Sinne ähneln sich die Orisha weitgehend den römischen und griechischen Gottheiten der Antike. Zudem werden den einzelnen Orisha bestimmte Naturphänomene und Talente zugeordnet. Man sagt, dass es 401 Orisha gibt, wobei jedoch die Eins für das Unendliche steht. Also gibt es unendlich viele Orisha. Für die religiöse Praxis ist jedoch nur eine überschaubare Menge relevant.
Jeder Mensch wird von Geburt an von einem bestimmten Orisha begleitet und beschützt, egal ob er daran glaubt oder nicht. Man sagt dann, dass die Person eine Tochter oder ein Sohn von Orisha so und so ist. Der kubanische Volksmund bezeichnet diesen Tutularorisha auch als Schutzengel. Falls die Person eines Tages in das Orisha Priestertum initiiert werden sollte, dann ausschliesslich als Priester/in eben dieses Orisha (nur in ganz speziellen Fällen kann hiervon abgewichen werden). Der Charakter einer Person wird meistens ebenfalls sehr stark beeinflusst vom Charakter seines Orishas. Dies lässt oft schon früh einen Verdacht aufkommen, welcher Orisha denn nun die Person begleitet. Mit Sicherheit kann dies jedoch nur von einem der zwei höheren Orakel bestimmt werden, also durch Ifá oder durch Diloggun.
Die gängigsten Orishas tragen Namen wie: Elegba, Oggun, Oshoosi, Shangó, Oshún, Yemayá, Obatalá, Orunmila, usw. Auf die einzelnen Orishas werde ich dann zu gegebener Zeit separat eingehen.
Dies sind also die vier Grundpfeiler der Regla Lukumí. Wir haben mehrmals von Orakeln gehört. Im folgenden Abschnitt soll dieses Konzept etwas erläutert werden.
Die Regla Lukumí glaubt, dass sich die Welt und der Kosmos in einem konstantem Gleichgewicht befindet. Jede Aktion hat eine Reaktion. Alles ist ein Geben und ein Nehmen. Ohne Geben kein Nehmen und umgekehrt. Alles führt immer wieder auf ein Equilibrium hinaus. Dieses Prinzip ist verkörpert und personifiziert im Orisha Elegba.
Aus diesem Weltbild leitet sich auch das Prinzip des Opferns ab. Die Gabe von Opfern ist fester Bestandteil des Alltags eines jeden praktizierenden Lukumí. Geopfert werden Blumen, Früchte, Getränke, Honig, Tabak, Genusswaren, Süssigkeiten, Essen, Tiere und vieles mehr. Die Adressaten der Opfergaben können sein: Ein Orisha, Eggun, Olordumare, Ori, die Erde, etc. Man opfert aus Dankbarkeit, zum Lösen eines Problems, bei Initiationen oder in Erfüllung der Verpflichtung gegenüber einer Potenz. Aber im Grunde genommen opfert man immer zur Wiederherstellung oder Beibehaltung des universellen Gleichgewichts.
Opfern bedeutet aber nicht nur , dass man irgendwelche materiellen Dinge "verschenkt". Auch der persönliche Einsatz von Kraft, Willen und Zeit sind Formen des Opferns. Eine Sprichwort besagt, dass ohne Regen kein Mais wächst. Dies bedeutet, dass oft erst Schweiss fliessen muss, um Resultate zu sehen. Ifá sagt, dass mit dem entsprechenden Opfer beinahe alles möglich ist. Ifá sagt ebenfalls, dass nicht-opfern niemandem etwas nützt, während opfern immer nützt aber niemals schadet.
Was für Europäer immer wieder Punkt des Anstosses ist, sind die Tieropfer. Dabei ist zu sagen, dass, abgesehen von Initiationen, nur selten Tiere geopfert werden. Bei Tieropfern wird meistens nur das Blut und einige Innereien geopfert. Das Fleisch wird normal gegessen, genau gleich wie das Fleisch aus dem Supermarkt. Diese Tieropfer sind für die Lukumí unverzichtbar, da sie die stärksten Formen des Opferns darstellen. Denn mit dem Blutopfer wird sehr viel Ashé (göttliche Energie) übertragen. Diesbezüglich wird noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten sein, nicht zuletzt um Grundrechte wie die Religionsfreiheit für die Praktizierenden afrikanischer und afrokubanischer Religion, und natürlich auch vieler anderer Religionen zu gewährleisten.
Im Gegensatz zu den judeochristlichen Religionen, kennt die Regla Lukumí kein Heilsversprechen. Das heisst, es wird niemandem eine Erlösung nach dem Tode, ein Himmel versprochen. Genauso wenig werden die Gläubigen mit einer möglichen Hölle eingeschüchtert. Die Regla Lukumí ist eine auf das Leben fokusierte Religion. Sie soll ihren Anhängern helfen, erfolgreich durchs Leben zu kommen, um dann in Ruhe zu sterben. Es geht darum, seine Lebensbestimmung besser zu finden und dementsprechend das Leben optimal zu leben. Ein Paradies nach dem Tode zu versprechen ist aus der Sicht der Regla Lukumí völlig sinnlos und falsch. Denn im Weltbild der Lukumí gibt es keine Hölle und auch keinen postmortalen Lohn für besonders frommen Lebenswandel.
Der Tod bedeutet lediglich den Uebergang von dieser Welt in die nächste (Araonú). Das Jenseits wird auch oft als "Welt der Wahrheit" bezeichnet, während das Diesseits als "Welt der Lügen" angeschaut wird. Einmal zurück im Jenseits, ist es bloss eine Frage der Zeit, bis ein neuer Kopf gewählt wird und man ein neues Leben in Fleisch und Blut druchläuft. Ein zyklischer Prozess also. Jedem Mensch ist seit vor seiner Geburt eine Lebensspanne vorgegeben. Man lebt niemals länger als diese Zeitspanne. Diese Zeitspanne kann sich jedoch beliebig verkürzen. Um dem vorzubeugen, steht einem das Orakel mit spezifischen Ratschlägen, Warnungen und Verbote zur Seite. Ziel eines jeden Lukumí sollte es sein, seine ganze Zeitspanne in Einklang mit der Vorbestimmung ausleben zu können und schliesslich, wenn die Zeit gekommen ist, zu gehen.
Aus Sicht der Lukumí macht es dabei kein Unterschied, an was eine Person während dem Leben geglaubt oder getan hat. Baut man Mist, so wird man meist noch im Verlaufe des irdischen Lebens dafür bezahlen. Aber sobald wir sterben, gehen wir alle an den selben Ort, unabhängig von Religion, Rasse, Geschlecht, etc...
Angesichts der zentralen Rolle, welche der persönlichen Vorbestimmung einer jeden Person angerechnet wird, ist die Regla Lukumí nicht für jedermann geeignet. Die meisten Menschen leben ihr Leben ohne jemals von den Orishas zu hören. Und das ist gut so. Auf der anderen Seite ist es immer wieder verblüffend auf welchen Wegen gewisse Menschen zu den Orisha Kulten gelangen und in ihnen ihren Lebensweg finden. Daraus folgt auch ganz konkret, dass jegliche Seelenfängerei oder Missionierung in krassem Gegensatz zu den Glaubensgrundsätzen der Lukumí stehen.
Aufgewachsen im Informations- und Kommunikationszeitalter, mag es für viele Aussenstehende befremdend sein, kaum an Informationen aus erster Hand betreffend der afrokubanischen Religionen zu kommen. Es gibt zwar unzählig viele Bücher zu diesem Thema, aber die meisten kopieren sich gegenseitig, wobei kaum neue Information rausschaut. Ferner muss festgestellt werden, dass solche Bücher oftmals mindestens gleich viel falsche wie korrekte Information verbreiten. Dies stellt ein grosses Problem dar, nicht nur für persönlich Interessierte, sondern auch für solche, die vielleicht einen praktizierenden Lukumí als Verwandten oder Bekannten haben, und auf ihre Fragen keine befriedigende Antworten erhalten.
Um dies besser verstehen zu können, sollte man sich zuerst klar machen, dass man es hier nicht mit einer europäisch-abendländischen Kultur zu tun hat, sondern mit einer afrikanischen. Versucht man sich diese Kultur mit rein europäischen Methoden zugänglich zu machen, wird man nie sehr weit kommen. Denn wenn man auch eine exakte Beschreibung jedes rituellen Details vor Augen hätte, so bliebe deren Essenz trotzdem im Verborgenen.
Wie alle afrokubanischen Religionen, so ist auch die Regla Lukumí eine auf Initiation basierende Religion. Die einzelnen Initiationen sind jeweils kleinere oder grössere Schritte im spirituellen Wachstum einer Person. Initiiert werden bedeutet, dass man in einen bestimmten Kreis von neuem religiösen Wissen vordringt. Dieses Wissen ist zu einem Grossteil nur durch den Prozess des Initiationsrituals erfahrbar. In anderen Worten, das religiöse Wissen wird vorwiegend über die Partizipation, das Miterleben der Rituale erlent. Anders wären diese Dinge nicht erfahrbar und somit auch nicht erlernbar.
Diese Realität wird von aussen her oft als unnötige Geheimnistuerei erlebt. Davon ist jedoch nur ein kleiner Teil tatsächliche Geheimnistuerei. Der Grossteil ist schlicht und einfach nicht erfahrbar, solange man nicht selber die Rituale am eigenen Körper und der eigenen Seele miterlebt hat. Diejenigen, die für den Weg der Lukumí bestimmt sind, werden dies in aller Regel intuitiv wissen und werden das Ungewisse auch nicht scheuen.
Quellenangabe: http://www.ilufumi.com/
Desweiteren möchte ich auch noch auf folgende Seite hinweisen: http://ochemusic.de/artsant.htm ,die ebenfalls sehr gut und informativ ist.

Gruß
Palo
 
sehr interessantes thema,vorallem weil verwandte (meine schwägerin) aus der benachbarten dom.republik sind. ist wunderschön dort (bestimmt auch haiti!!) mich fasziniert dieser glaube schonlange *danke*
 
Der Kosmos besteht aus zwei verschiedenen Hälften: òrun der unsichtbare, geistige Bereich der Ahnen, Götter und Geister und ayé, die sichtbare Welt der Lebenden.

Diese Vorstellung wird in vielen bildlichen Darstellungen der Yorùbá zum Ausdruck gebracht, so in der in religiösen Riten oft verwendeten Kalebasse, die aus zwei Hälften besteht, die die beiden Bereiche des Kosmos symbolisieren, oder auch in der Gestaltung der hölzernen Teller, die in der Divination verwendet werden (opon ifá), die aus einem erhobenen Rand mit Figuren und einem flachen, glatten Zentrum bestehen.

Der zentrale Begriff für die Kosmologie und die Auffassung des Lebens ist ase. Er meint die Lebenskraft, die von Olódùmarè (der höchsten Gottheit) gegeben wird und von jedem Individuum in einzigartiger Weise besessen wird.

Alle Dinge besitzen Ase, die Götter, die Ahnen, die Geister, Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine, auch auch Worte wie Lieder, Gebete, Lobgesänge, Flüche, sogar das alltägliche Gespräch. Ase steht im Zentrum der religösen Aktivität.

Deshalb ist religiöse Aktivität in der Form von Gebeten und Opfern wichtig, sonst werden die Götter zu leeren Idolen. Man muss sie füttern sonst sterben sie. Die Götter werden am Schrein angetroffen, dies ist der Ort, wo man sich ihnen gegenüber stellt. Die Objekte, die dort aufgestellt sind, sind (zumeist) nicht Bilder der Gottheiten, sondern Darstellungen der Verehrer der Gottheiten.
Sie sind Bilder der Verehrung und repräsentieren die Stärkung derer, die vor den Göttern knien und Opfer darbringen, durch die Götter.
 
Palo schrieb:
Der Kosmos besteht aus zwei verschiedenen Hälften: òrun der unsichtbare, geistige Bereich der Ahnen, Götter und Geister und ayé, die sichtbare Welt der Lebenden.

Diese Vorstellung wird in vielen bildlichen Darstellungen der Yorùbá zum Ausdruck gebracht, so in der in religiösen Riten oft verwendeten Kalebasse, die aus zwei Hälften besteht, die die beiden Bereiche des Kosmos symbolisieren, oder auch in der Gestaltung der hölzernen Teller, die in der Divination verwendet werden (opon ifá), die aus einem erhobenen Rand mit Figuren und einem flachen, glatten Zentrum bestehen.

Der zentrale Begriff für die Kosmologie und die Auffassung des Lebens ist ase. Er meint die Lebenskraft, die von Olódùmarè (der höchsten Gottheit) gegeben wird und von jedem Individuum in einzigartiger Weise besessen wird.

Alle Dinge besitzen Ase, die Götter, die Ahnen, die Geister, Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine, auch auch Worte wie Lieder, Gebete, Lobgesänge, Flüche, sogar das alltägliche Gespräch. Ase steht im Zentrum der religösen Aktivität.

Deshalb ist religiöse Aktivität in der Form von Gebeten und Opfern wichtig, sonst werden die Götter zu leeren Idolen. Man muss sie füttern sonst sterben sie. Die Götter werden am Schrein angetroffen, dies ist der Ort, wo man sich ihnen gegenüber stellt. Die Objekte, die dort aufgestellt sind, sind (zumeist) nicht Bilder der Gottheiten, sondern Darstellungen der Verehrer der Gottheiten.
Sie sind Bilder der Verehrung und repräsentieren die Stärkung derer, die vor den Göttern knien und Opfer darbringen, durch die Götter.
Hallo Palo :)

*freu*
Schön, dass es einen Lieb-HaberIn dieser Religion hier im EF gibt, aber bitte vergiss nicht, dass es ganz viele Formen des Marktplatzjujus gibt und auch verschiedene mystische Richtungen des Voodoos.

Ganz liebe Grüsse ;)

mit viel aye' :blume:

Caya
 
Werbung:
Caya schrieb:
Hallo Palo :)

*freu*
Schön, dass es einen Lieb-HaberIn dieser Religion hier im EF gibt, aber bitte vergiss nicht, dass es ganz viele Formen des Marktplatzjujus gibt und auch verschiedene mystische Richtungen des Voodoos.

Ganz liebe Grüsse ;)

mit viel aye' :blume:

Caya
Hallo Caya,

danke, und nein ich vergesse dies nicht. Deshalb habe ich bereits Lukumi hier aufgeführt, einen Link von Thomas Altmann auch mit Blick auf die Regla de Ocha, in der ich meine spirituelle Heimat gefunden habe, hinzugefügt und gerade aus Sicht der Yoruba, um die Vielfalt der afroamerikanischen Religionen aufzuzeigen.

Auch dir ganz liebe Grüße und ashé :)
Palo
 
Zurück
Oben