Hallo Forum,
ich empfinde es so, dass Transsexualität, was ja der (umgesetzte) Wunsch ist, dem anderen körperlichen Geschlecht anzugehören meistens insofern eine Hilflosigkeit darstellt, da die Rolle, die dieser Mensch gerne einnehmen möchte in einem weiblichen oder männlichen Körper nicht möglich ist.
Es gibt für Menschen die gerne künstlerisch tätig sind noch die Möglichkeit auf der Bühne und an anderen Orten "in die andere Rolle" zu schlüpfen, aber manchmal reicht das nicht. Nicht jeder ist damit zufrieden.
Jeder Mensch hat männliches und weibliches in sich, ein Kind drückt davon noch nichts aus, es gibt also auch eine neutrale Position dazu, ein androgyner Mensch drückt davon das aus, was der Situation angemessen ist. Und es gibt Reiche und Welten, in denen es keine geschlechtliche Polarität gibt, wie Engel.
Der eigentliche Konflikt besteht darin, dass die Gesellschaft vorallem Männern nicht erlaubt in Röcken und geschminkt, liebevoll und zärtlich ihrem Alltag nachzugehen und dabei auch noch eindeutig als Mann zu gelten, wenn dieser Mann auch eindeutig weibliche Qualitäten lebt. Für Frauen gibt die Gesellschaft mehr davon her, die dürfen leichter in Männerrollen schlüpfen und es wird ihnen nicht wirklich krum genommen: siehe viele alte Frauen mit Kurzhaarschnitt: wer ist da eigentlich der Mann?
Auf der Männerseite ist die Sache schwieriger und zweideutiger und voller Vorurteile. Nicht dass Lesben auch mit schweren Vorurteilen zu kämpfen hätten und geächtet werden, so ist doch die Schwulen Szene ein Ausdruck einer Lebensqualität, in der ein Mann mannchmal
seine weibliche Seite auszudrücken versucht. Wer damit aber nicht zufrieden ist, wird schwerlich etwas anderes finden, als Transsexualität, weil Transvestiten wieder nur auf den zwielichtigen künstlerischen Bereich beschränkt sind.
Ferner war es Frauen immer öfter möglich, als Mann verkleidet irgendwo durchzukommen, etwa in Arabien oder anderen Ländern, als Männern als Frau verkleidet. Blöd ist ja auch mal wieder, dass das als Krankheit bezeichnet wird. Damit wird ein Zustand zementiert, der vielleicht gar nicht so fixiert ist und einer permanenten Änderung unterliegt.
Transsexuelle legen - meist als geborene Männer - ja sehr grossen Wert auf Schönheit, aber als Mann haste da keine Chance, oder meinst keine zu haben. Ich empfinde unsere westlichen Gesellschaften (nur für die kann ich sprechen) hier als sehr einseitig und verarmt und zugleich fies dem weiblichen im Mann gegenüber. Psychologisch gesehen kein Wunder, dass mann-cher dann lieber gleich ganz zur Frau werden will, weil dann das Weicheier-Gelabere aufhört.
Wie ich es gelernt habe, ist die Seele immer weiblich ..... bei jedem Mann ..... bei jeder Frau ...... so es überhaupt sinnvoll ist, davon in der Art zu sprechen. In anderen Kulturen ist es üblich, dass Männer eine starke weibliche Seite haben (Afrika z.B. im allgemeinen) und für Häuptlinge unabdingbare Voraussetzung (gewesen) und das Häuptlingsornat ist allermeist ein Rock/Gewand ..... Männer könnten sehr fürsorglich sein, doch zeigen darf Mann das nicht oder was?
Ich selbst war lange nicht glücklich mit der stark vereinfachenden Kategorisierung meiner Umwelt, was männlich zu sein hat und was weiblich. Ich bin selbst in einem großen Umdenkungsprozeß, der beinhaltet, dass ein physischer männlicher Körper tatsächlich andere Qualitäten hat, als ein weiblicher physischer Körper und das einen Sinn macht (eine Abhandlung über viele hundert Seiten, wenn es überhaupt reicht) -- auch für eine eher weiblich orientierte Seele. Ich finde mehr und mehr Bereiche in denen ich das leben kann, ausleben kann, was meine weibliche Seite leben möchte ..... in einer Art Einverstandensein und Einklang zusammen mit meiner männlichen Seite.
Ja, kein wirkliches Ende zu finden, keine zufriedenstellende Lösung da.
Nur Insellösungen, die nicht wirklich befriedigen, Frieden schaffen, inneren Frieden.
Segen unserer Polarität.
Andreas