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Lilith
Guest
Dann bin ich beruhigt!bibags schrieb:Absolut normal!!
Da war ich auch schon! Das gibt sich aber ganz plötzlich wieder! keine Sorge!
Es ist halt Wut da, weil das Ganze eben Energie und Nerven gekostet hat...aber wahrscheinlich hat man es eben gebraucht um zu lernen, und so ein Typ Mann wird in Zukunft nicht mehr interessant sein!
Gestern bekam ich diesen Text von einer Questico-Beraterin:
Loslassen
Eines Tages hatte er beschlossen, die Gitterstäbe nie mehr
loszulassen. Er konnte sich nicht mehr an den Zeitpunkt erinnern. Ihm
war jedoch bewußt, dass die Entscheidung von Angst getrieben worden
war: Angst vor dem Fallenlassen, Angst vor der Dunkelheit unter ihm,
vor dem Ungewisssen. So klammerte er sich krampfhaft an die Stäbe des
vergitterten Fensters. Er wusste nicht einmal mehr, weshalb er hier
war. Aus dem Dunkel seiner Erinnerungen leuchtete hin und wieder ein
kleiner Fetzen Licht.
Eine Zelle war da gewesen, eine Tür, dahinter ein dunkler Gang mit
einem kleinen Licht am Ende. In sehr seltenen Augenblicken glaubte
er, diesen Gang schon ein paar Mal betreten, das Licht gesucht zu
haben. Und dann war da ein unsagbarer Schmerz, der sein Gedächtnis zu
verriegeln schien.
Zwei Wächter waren am Ende des Ganges gewesen: ein Mann und eine
Frau. Oft hatten sie ihn gehindert, den Gang zu verlassen und an die
Sonne zu treten. Aber sie hatten ihn auch behütet und versorgt. Nie
war deshalb sein Wunsch sich den Weg in die Freiheit zu erkämpfen, so
stark gewachsen, dass er es auch nur einmal ernsthaft versucht hätte.
Aber diese Erinnerung war sehr tief in ihm versteckt, zeigte sich nur
manchmal in hellen Nächten, wenn er träumte. Und diese Träume vergaß
er immer schnell.
Irgendwann hatte er etwas entdeckt: Wenn er mit aller Kraft
hochsprang zu dem Fenster an der Wand und die Gitterstäbe zu fassen
bekam, dann konnte er sich an guten Tagen daran hochziehen. Manchmal
gelang es ihm, seinen Kopf zwischen die Gitterstäbe zu drängen und
einen Blick auf die Sonne zu erhaschen. Wie glücklich er gewesen war,
als er das zum ersten Male schaffte!
Seitdem hatte er sich oft an die Stäbe gehängt, Kraft gesammelt und
versucht die Sonne zu sehen. Wenn er stark genug gewesen war, hatte
er es geschafft. Und seitdem hatte er im Grunde nur für diese kurzen
Augenblicke gelebt, in welchen er eine Ahnung fühlte von Sonne und
Freiheit. Da es ihm an Essen und Trinken selten mangelte, ihm sonst
nichts zu fehlen schien, hatte er sich inzwischen mit diesem Leben
abgefunden.
Dann, eines Tages, hatte er gespürt, dass ihn die Kraft verließ.
Seine guten Tage waren seltener geworden; er hatte sich gefürchtet,
nie wieder einen Blick auf die sonne werfen zu können. So hatte er
sich also entschieden, beim nächsten Mal die Gitterstäbe nicht mehr
loszulassen. Mit der Zeit hatte er vergessen, was vorher gewesen war,
erinnerte sich kaum an die Zelle, den Gang und die Wächter.
Unbestimmte Ängste und Befürchtungen hatten sich in ihm eingenistet.
Und ab irgendeinem Zeitpunkt konnte er sich, selbst wenn er gewollte
hätte, nicht mehr fallen lassen. Zu groß war die Angst, mühsam
vergessene Enttäuschungen wieder erleben zu müssen.
Nun hing er an den Stäben, festgeklammert, verkrampft und voller
Furcht. An starken Tagen gelang es ihm immer noch, sich hochzuziehen
und sein Gesicht zwischen die Stäbe zu pressen. Aber es wurde mit
zunehmendem Alter seltener, erfüllte ihn aber dennoch mit Freude und
Wehmut. Irgendwann vergaß er die Wächter, die Zelle, den Gang und das
Licht an seinem Ende endgültig. Für ihn gab es nur noch einen
winzigen Lebensbereich: das Fenster, die Gitterstäbe und die immer
selteneren Blicke auf die Sonne. So starb der Mann, wie er seine
letzten Jahre verbracht hatte: festgeklammert an dem, was er für
wichtig und lebenswert gehalten hatte.
Als man ihn irgendwann einmal fand, verstand niemand, was da
geschehen war. Die Wächter waren längst verschwunden, die Tür der
Zelle offen, der Weg in die Freiheit nicht leicht, aber durchaus zu
bewältigen. Der Mann hätte nur loszulassen brauchen, sich nur fallen
lassen. Vielleicht hätte er sich verletzt, vielleicht auch die Tür
erst nach langem Umhertasten in der Dunkelheit gefunden. Auch der
dunkle Weg durch den langen Gang hätte ihm sicherlich Abschürfungen
beigebracht, ihn manchmal geängstigt.
Aber er hätte jederzeit die Zelle und den Gang verlassen können;
niemand hätte ihn gehindert. Weil er den Mut zu einem Versuch nicht
gefunden hatte, war es ihm niemals möglich gewesen, sein Leben zu
ändern. Er hätte nur hinauszugehen brauchen, hinaus in die Freiheit -
und hätte in der Sonne Leben können.