Persönlich nehmen

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Ich versuche, zu unterscheiden. Vielleicht gelingt es mir nicht immer, aber ich versuche es.

Ein Zeuge Jehova, der mit seinem Heftchen an der U-Bahnstation steht ist ein Aktionist, der unpersönliche Signale in die Allgemeinheit aussendet. Persönlich wirds erst, wenn ich mich angesprochen fühle und ermuntert, zu ihm hinzugehen und in abfälliger Art zu fragen, was er sich von dieser lächerlichen Aktion verspricht. In dem Fall bin ich der Angreifer. Klarer Fall.

Andererseits, wenn der Zeuge Jehova an meine Tür klopft, dann darf ich das persönlich nehmen, denn wenn er an meine Tür klopft, wird er wahrscheinlich von mir etwas wollen. Es liegt also an mir, ihn rein zulassen oder fort zu schicken.

Ein perverses Graffiti an meinem Haus kann ich übermalen, an widerlichen Werbeplakaten kann ich vorbei rennen, aufsässige Spendenkeiler, die mir auf der Straße den Weg versperren, kann ich zur Seite schieben, blutverschmierte Konterfeis von Crazy Monk kann ich ignorieren, ohne mich zu fragen, ob der Darsteller mit seiner Aktion jetzt Gewalt verherrlicht oder ablehnt. Das sind allgemeine Aktionen bzw. Provokationen. Mit solchen ist die Welt voll und die brauch ich nicht persönlich nehmen, sonst komm ich zu meinem eigenen Leben nicht mehr.

Landet allerdings eine Lüge über mich und meine Familie in meiner Box für Profilnachrichten, dann darf ich das sehr wohl ein wenig persönlich nehmen.
 
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