Nochmal Demenz

Gutes Posting Katze, gutes Posting.
Genau das wollte ich lesen.
Außerhalb der PN Box


Aha, jetzt hast du noch was dazu geschrieben. :)
 
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Schau Mädel, nicht böse sein, ich hab im Moment überhaupt keinen Kopf rumzuspielen. Vorher stand da nur:

Für wen lebst du? Für deine Mutter? Oder für dich?
und darauf antworte ich.

Entweder hast du es noch immer nicht kapieren können oder du willst es nicht kapieren. Ich hab lange genug "für mich" gelebt ... für meine eigenen Schw***. Bevor ich hier gelandet bin, verstehst du? Geht das in deine Dachkammer rein? Ich versuchs dir ja erst seit eineinhalb Jahren zu erklären. Also ich gebs ja zu; das is idiotisch genug von mir.

Es schadet mir nicht, hier zu sein. Es schadet mir nicht, zu lernen, auch mal für jemand anderen da zu sein, Ahnen hin, Ahnen her.

Wenn du das nicht verstehen willst, dann wünsch ich dir geschickte Finger beim Zopferl flechten.

Alles Okay, Schatzi?
 
Aber ich hab auch eine kurze Antwort auf deine Frage, für wen ich lebe.

Weder für meine Mutter, noch für mich, noch für dich.

Ich lebe.

Noch.
 
Weder für meine Mutter, noch für mich, noch für dich.

Ja, das merkt man.

Entweder hast du es noch immer nicht kapieren können oder du willst es nicht kapieren. Ich hab lange genug "für mich" gelebt ... für meine eigenen Schw***. Bevor ich hier gelandet bin, verstehst du? Geht das in deine Dachkammer rein?

Ich will es nicht kapieren. Was willst du denn sonst tun, als dein Leben zu leben? Egal, was passiert: du wirst solange du es NOCH lebst, genau das leben: dein Leben. Da führt kein Weg dran vorbei. Egal, wie der Weg aussieht. Und ich, ich hab praktisch nur ein Anliegen an dich: ich wünsch mir, dass du einen Weg wählst, der okay ist für dich und dass du mal die Vergangenheit nicht ständig als Messlatte für die Gegenwart und die Zukunft hernimmst. Machs doch einfach mal besser als in der Vergangenheit. Komm nicht mit Ausreden. Die hab ich auch ständig parat und ich weiß, wie sehr ich mich dadurch selbst belüge.
Meine Mum gibt mir immer den Rat: Hab halt mal den Mut, du selber zu sein.
Mut! Und diesen Rat würde ich gerne an dich weitergeben. Was hindert dich daran, mal was anders zu machen? Deine Verantwortlichkeit für deine Mutter macht natürlich nix einfach. Aber das ist nur 'ne Ausrede. Du könntest locker was "für dich" tun - in Richtung Zukunft gedacht. Das willste ja nicht, weil du ja nicht für dich lebst...also kann ich mich da auch nur geschlagen geben. Was soll ich jemandem sagen, der sein eigenes Leben nicht schätzt, nur weil in der Vergangenheit nicht alles so schön war? Hast du null Kampfgeist?

:confused:
 
Entweder hast du es noch immer nicht kapieren können oder du willst es nicht kapieren. Ich hab lange genug "für mich" gelebt ... für meine eigenen Schw***. Bevor ich hier gelandet bin, verstehst du? Geht das in deine Dachkammer rein? Ich versuchs dir ja erst seit eineinhalb Jahren zu erklären. Also ich gebs ja zu; das is idiotisch genug von mir.

Ich hab schon längst begriffen, was du mir immer und immer wieder gesagt hast. Aber es geht sich nicht auf: für dich. Sonst wär ja alles anders.
Du kannst das maximal als Ruhezeit mit Stressfaktor sehen, was du seit 4 Jahren durchlebst. Aber irgendwann bist du wieder auf dich zurückgeschmissen. Die Uhr tickt. Und das spürst du ganz genau. Deswegen auch die Panik. Nicht wegen mir. Du weíßt ganz genau, dass ich wie ein Fels hinter dir stehe. Doch das ist dir auch wieder zu viel Verantwortung. Also lieber alle Äste ringsrum absägen, um dann final fallen zu können.
Mach halt! Der Mensch hat zum Glück noch Instinkte, die ihm vorm Schlimmsten bewahren. Aber nicht immer. Die Wahl hat Mensch dennoch...
 
Die Uhr tickt. Und das spürst du ganz genau. Deswegen auch die Panik.
Was willst du mir einreden, Astro-Kuckuck, hä? ich hab keine Uhr im Kopf. Vielleicht hörst du deine ticken, könnte das sein?

Ich hab die Zeit die brauche, für das was mir wichtig ist. Besonders seit meinem letzten Ausbruchsversuch, wo ich mir fast das Gewissen mit dem Leben der Mutter beschwert hätte, als sie mir da nächtens so einfach abgehauen ist, während ich durch die Gegend zog. Glaub mir, das war stärker als der schärfste Schnaps, das Erlebnis.

Mir kommt vor, du willst mich durch die Zeit vögeln, hä? Sorry wegen der Obszönität, aber manchmal kann ich nicht anders.

Hast du null Kampfgeist?
Du hast Null Ahnung wogegen ich kämpfe, aber ich frage mich, warum du mit mir kämpfen willst? Ich hab keine Lust, mit dir zu kämpfen, aber wenns denn sein muss, muss es sein. Doch sag mir dann nicht, ich wäre herzlos. Das weiß ich auch so. Angesichts meiner momentan etwas veränderten Situation hier hab ich nämlich auch nicht die Muse für lange Kämpfe, das sag ich dir gleich.

Schau, was ist so schwer dran zu verstehen. ich bin 47, ein Loser von Beruf, bin vor 4 Jahren bei der alten Mutter gelandet, die ich als solche verachtet und vergessen hatte, lerne hier langsam und immer mehr, sie wieder zu lieben und erkenne, dass es hier viele offene Rechnungen gibt, hab kein Problem mit meiner Vergangenheit, halt sie mir nur vor Augen, dass ich sie auch richtig bereuen kann, weil wenn ich sie mir nicht anschau, kann ich sie nicht bereuen, schau gleichzeitig auch in die Zukunft, seh, dass es nicht lustig wird, sorg mich aber im Moment in erster Linie um die Gegenwart, weil ich vor kurzem erst in meinem Freiheitsdrang große Scheisse gebaut habe und lenk meine ganze Geistskraft im Moment auf die alte Frau, meine Mutter, weil ich mir wünsch, mit ihr zumindest noch den 90er zu erleben. Diesen Wunsch darf ich haben, ob er mir erfüllt wird, das wird wo anders entschieden.

Sonst hab ich im Moment gar nichts vorzubringen.
 
hallo, jetzt seh ich den Thread auch.

o wei und ich hatte doch noch geschrieben: nimm sie Weihnachten mit. Da kann man mal sehen. Nun ja, mir bleibt der Trost, daß sie mit ihrer Familie Weihnachten gefeiert hat.

Gut daß ihr nicht passiert ist, als sie weggelaufen ist. Jetzt im Winter endet so etwas ja gerne tödlich. Ein weiterer Fallstrick für Demente ist übrigens der Küchenherd, Willi. Der mal zu allererst- so im Haushalt meine ich. Man kann natürlich auch die Bude unter Wasser setzen...

Also: ich schicke Euch Kraft. Und ich bin traurig, daß in einem zivilisierten Land ein einziger Sohn ganz alleine seine demente Mutter pflegen muß. Das merke ich gerade, wie mich das als Tatsache einfach so betroffen macht.

:liebe1:
 
Und ich bin traurig, daß in einem zivilisierten Land ein einziger Sohn ganz alleine seine demente Mutter pflegen muß. Das merke ich gerade, wie mich das als Tatsache einfach so betroffen macht.

Der Vollständigkeit halber: nö, ganz alleine müssen tut er nicht wirklich. Es gäbe schon Hilfen, die einem etwas Arbeit abnehmen... wenn du sie in Anspruch nehmen willst (beispielsweise gibts Heimhilfen, die stundenweise kommen und wenigstens im Haushalt helfen bzw. die pflegenden Verwandten etwas entlasten). Nur - die Alternativen sind alle miteinander halblustig. In der Tat ist keine ganzheitlich wirklich begrüßenswerte Lösung für solche Probleme vorhanden.
 
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o wei und ich hatte doch noch geschrieben: nimm sie Weihnachten mit.

Da kann man nichts machen. Alle, auch die Verwandten haben es sicher gut gemeint und auch ich hätt mir nicht gedacht, dass es solche Folgen haben wird. Beim runtergehen zum Auto, wie sie sich so aufgeregt hat allerdings hab ich mir dann schon gedacht, das is heftig, da kommen wir gar nicht mehr zurück.

Ein weiterer Fallstrick für Demente ist übrigens der Küchenherd, Willi. Der mal zu allererst- so im Haushalt meine ich. Man kann natürlich auch die Bude unter Wasser setzen...
Ja, seit der Geschichte jetzt is mir klar, dass ich sie nicht mehr allein lassen kann. ja, runter zum einkaufen und schnell zurück. Sie hatte ja die angewohnheit, immer ein Teelicht anzuzünden, vor dem schlafen gehen. Das hab ich ihr jetzt weggenommen, da hab ich eine Tolle, elektrische Pyramide bekommen, als Nachtlicht.

Also: ich schicke Euch Kraft. Und ich bin traurig, daß in einem zivilisierten Land ein einziger Sohn ganz alleine seine demente Mutter pflegen muß. Das merke ich gerade, wie mich das als Tatsache einfach so betroffen macht. :liebe1:
Naja, da muss ich schon sagen, das es hier sicher gute Systeme gibt, ich weiß es nicht genau, wie gut oder was gut ist, nur ich hab mich bisher noch nicht gekümmert drum, weil was ich selber machen kann, will ich selber machen, weil ich ja sonst nicht mehr weiß, was ich tun soll, auf dem Planeten. Und das wäre also:

Die medikamentöse Versorgung und Insulin, die Versorgung mit Essen, jetzt hab ich mir zur Erleichterung wieder das Essen auf Rädern genommen, das Baden, solang sie die Beinchen über den Rand bekommt, mit meiner Hilfe, rein und rausheben könnt ich sie nicht, die Frau hat 80 kilo, Nägel schneiden, den Leibstuhl beim Fenster rausleeren, was halt so ansteht, im Haushalt mach ich nur die Wäsche und das Geschirr, den Kohlenofen heizen macht Spaß im Winter und einmal die Woche kommt eine Frau ordentlich saubermachen, in dem runtergekommenen Rattenloch hier. Wir sind nicht ganz allein. eine Reikitante kommt auch, aber die is nicht immer gleich gut drauf, aber der Mutter tut sie gut.

Neben der praktischen Seite gibts die menschliche:

Ihre ewigen Sorgen und Ängste und Ärgernisse vertreiben is auch mein Job. was aber nix mit der Demenz zu tun hat. Die war immer schon so, das is ihre Persönlichkeit, nur wirds natürlich nicht besser. Naja, so darf ich das nicht sagen. manches scheint auch besser zu werden, ich kenn mich selber nicht mehr aus. Gestern abend is es mir zum Beispiel gut gelungen, einen alten Groll auf ihre Mutter vorübergehend aufzulösen, einen regelrechten Hass eigentlich, weil die altehrwürdige Großmutter sich mal einen "angeblichen" Seitensprung erlaubt hat und dabei von meiner Mutter erwischt wurde. Vielleicht haben die auch nur rumgeknutscht mit einem Matrosen, nachdem sie zu tief ins Weinglas geschaut hat, was weiß ich. Die Mutter war damals 10 und das Erlebnis quält sie noch heute, 80 Jahre später, denn sie war ein echtes Vaterkind. Sie hat sich mit dem Küchenmesser vor ihre Mutter hingestellt - wenn ich den Erzählungen glauben darf, vielleicht wars ja auch nur kindliche Imagination - und hat die Oma angeschrien, das sie alles dem Vater erzählen wird, wenn der Typ nicht gleich verschwindet und wenn sie sowas nochmal macht. Wegen dieser Geschichte etwa gibts immer wieder Wutausbrüche, Tränen ... echt arg sowas. Anfallsartig. eine richtige Moralistin, die Mama. So wie ich. :)

Naja, worans mangelt is klar: Eine Physiotherapeutin wär sicher zu überlegen, etwas mehr Motivation, Beschäftigung, Spiele sollte sein, nur Mutter hat sich nie gern beschäftigen oder bewegen lassen, hat sich immer gern selber Beschäftigung gesucht und nur bewegt, wenns nötig war. Kann mich auch gar nicht erinnern, wann die jemals arbeiten gegangen wär. Die hat mich mit ihrer kleinen Witwenrente durchgebracht. Naja, die Großmutter war ja auch noch da.

Na, da sieht mans ja wieder. auch Mutter hatte bereits zu ihrer Mutter so eine seltsame Beziehung, weil wir haben ja alle unter einem Dach gelebt.

Sie konnte und kann nicht vergeben, meine Mutter. Nur vergessen und verdrängen. Vergeben kann sie nicht. An der Geschichte mit der Großmutter wird mir das klar. Auch wenn sie von den Nazis spricht, was sie in letzter zeit immer weniger tut. Sie ist Liebevoll, Fürsorglich, vor Wut brennend hab ich sie gesehen und ihre Ängste hat sie immer verborgen. Schnell alles wieder vergessend. Oberflächlich. So war sie immer schon. Aber vergeben kann sie nicht. Und vergessen auch nicht wirklich. Bis auf den Grund.

Kommt mir vor.
 
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