Du kannst sie nur aufgeben, wenn du sie freiwillig oder durch Zwang übernommen hast, jedoch nicht wenn du dich von Anfang an dagegen gewehrt hast. Die *Prägung* als Fundament abzuklären kommt einem *Nichtloskommen* gleich, was somit einer Illusion entspricht, denn du kommst nie von der Tradition los, wenn du für dich sagst, Tradition ist *Prägungungsfundament*.
Du setzt voraus, dass eine traditionelle Prägung, für alle Zeiten verpflichend ist?
Das sehe ich anders. Wir unterliegen im Laufe des Lebens vielen Einflüssen, eben auch den traditionellen Wertvorstellen der Familie, der Gesellschaft, des Staates. Das sind doch alles Fakoren die uns prägen.
Wenn man z.b. aufgrund seiner Erziehung christlich geprägt ist und an einen Gott mit weißem Bart glaubt, dann heißt das doch nicht, dass ich als erwachsener Mensch diese Prägung niemals überwinden kann? Auch mit einer tradionellen Prägung im Hintergrund kann ich mir doch ein eigenes Glaubensbild schaffen.
Allein schon dieser Satz zeigt, dass diese: *Ich habe mich entschieden, die Tradition aufzugeben* im Paradoxon liegt.
Wie kannst du aufgeben, was du (Prägung) festmauerst? Das ist Irrsinn.
So schwarz/weiß ist es nur, wenn du Tradition als festgemauert und unüberwindbar ansiehst. Wie gesagt: Traditionen bestehen und da werd ich nichts dran ändern aber ich muss ja nicht jede Tradition übernehmen, wenn ich mich nicht mit diesen Werten identifizieren kann.
(*Ich bin halt so geprägt* - wird zu einem Entschuldigungsargument)
Genau so sollte es m.E. nicht sein. Ich halte so ein Entschuldigungsargument für zutiefst unreflektiert, genau so wie die Aussage: Meine Eltern sind schuld an...