Maria Magdalena

Liebe Mipa,

ist man immer heil? Gibt es da nicht auch Momente, in denen man verletzt und traurig ist? Ich erinnere mich da an einen griechischen Philosophen, der bemerkte: „Wen die Götter bestrafen wollen, belegen sie mit immerwährendem Glück!“ Wie sollten wir dieses Seelenheil wahrnehmen und schätzen lernen, wenn es ein immerwährender Zustand ist?

Wir messen uns ja auch unentwegt an diesen Dingen und wenn wir hier die Ziele zu hoch stecken, wirkt sich das zum Nachteil auf unser Seelenheil aus. Es ist deshalb sinnvoller mehrmals über den Tag seines Seelenheil zu erfahren und sich bewußt zu werden, als in einem Dauerzustand einer frommen Lüge dahinzutreiben. Wir sind nun einmal Junkys unserer Botenstoffe und wollen immer wieder belohnt werden.

Merlin



Lieber Merlin

Ja, man ist ganz, vollkommen, wenn du willst. Das hat nichts damit zu tun, dass man auch traurig und verletzt sein darf. Vorübergehende seelenzustände werden nichts an dem gefühl von heil und aufgehobensein ändern. Ich rede nicht von einem immerwährenden glückszustand und eigentlich auch nicht von seelenheil und was man damit allgemein verbindet. Es geht auch nicht um eine fromme lüge, wo man sich etwas vormacht. Es geht wirklich um ein grundsätzliches 'angenommen sein', dass sich nicht mehr einfach so erschüttern lässt. Es ist vielmehr ein grundgefühl, das wie wurzeln verankert und erdet.
Ich glaube nicht, dass es darum geht, sich ziele zu stecken, im gegenteil, m.e geht es um den weg und der beinhaltet zwangsläufig 'ziele'. Dieses grundsätzliche heil-gefühl lässt einen erfahren, dass alles schon da ist, dass es gut ist, wie es ist, mit all seinen höhen und tiefen, dass all das zum menschsein dazugehört. Die fragen genauso, wie die antworten.

Der patriarchale mann sucht m.e. heil (ganzheit) zu erlangen, indem er das weibliche unterdrückt. Die frage nach dem warum bleibt. Dass sich männlich (gebend, zeugend) und das weibliche (empfangend, nährend) ergänzen, ist keine frage.

Gute nacht:)
 
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Hallo Merlin,

Verstehe ich Dich hier richtig: Du betrachtest die Auferstehung Jesu Christi als Vision? Also als etwas Unwirkliches?

Was ist schon wirklich oder unwirklich? In jedem Fall wurde diese Botschaft der Engel von der Auferstehung Jesus durch Magdalena an die Jünger weitergeben (siehe Mk 16 [1-11]; Mt 28 [1-8]; Lk 24 [1-24]).

Merlin
 
Ich denke, um die Erzählungen in der Bibel, Neues Testament, besser zu verstehen, sollte man sich ein Bild machen vom Tempel jener Zeit.

In der zentralen Betrachtung soll nun der Frauenvorhof stehen.

Das Allerheiligste selbst, die Schechina, befand sich ganz im Westen der Anlage. Und davor gab es noch so einiges. Was zu beachten wäre. Der Eingang befand sich im Osten, dort wo die Sonne aufgeht. Rechts im Norden die Burganlage Antonia, und links der Heidenvorhof. Ein weiteres Tor im Osten führte dann in diesen Frauenvorhof, der auch ein südliches und nördliches Tor als Zugang hatte, also eigentlich gleich 3 Eingänge vorweisen konnte. Wieder nach Osten zeigte das Tor des anschließenden Männervorhofs, in dessen Mitte sich der eigentliche Priestervorhof mit gemauertem Brandopferaltar befand, und erst danach kam erneut ein Tor in Richtung Osten vom eigentlichen Tempel aus gesehen, und so wie alle anderen Tore, war auch das mit einer Treppe versehen.

Im Frauenvorhof befand sich kein Sand, sondern kleiner Kies. Und in der Mitte eine runde steinerne Säule mit einer runden Plattform als offene Feuerstelle und Lampe. Die vor allem bei nächtlichen Veranstaltungen sehr gut zur Geltung kam.

Wie der Name schon sagt, war dieser Teil des Tempels den Frauen reserviert – und den Kindern und Jugendlichen, die man noch nicht zu den Männern zählte.

Ähnlich im Männervorhof, wo sich die Herren der Schöpfung aufhielten, die keine Priester gewesen sind, und die Priester durften sich bis in den für sie bereit gestellten Vorhof wagen, und die Einhaltung der Verhaltensregel wurde von der Tempelwache dementsprechend streng gehütet.

Das bedeutet, wollte ein Priester in seinen Bereich gelangen, dann musste er sich über den Frauenvorhof, und dem Männervorhof, zu seinem zugewiesenen Vorhof des Tempels bewegen.

Wollte jedoch ein gewöhnlicher Mann aus dem Volk in diesen Priestervorhof eintreten, so wie eben beschrieben, wurde er mit entsprechender Amtsgewalt von der Wachmannschaft daran gehindert.

Oder anders gesagt, wenn sich ein junger Mann bei den Frauen befand in deren Vorhof des Tempels, in der Nacht, dann konnte er nur den Aufschrei dessen hören, der einige Meter und einige Tore weiter vorne, von den Söldnern abgemurkst wurde (/?).

Dabei spielte es keine Rolle, ob das betreffende Opfer eine standesgemäße priesterliche Einladung hatte von höchster Stelle – gleich einer offiziellen Anerkennung – worum sich ein Wachpersonal um keinen Deut kümmerte, denn es genügte offenbar die traditionelle priesterliche Kleidung zu kontrollieren, die auch jeder Priester gefälligst zu tragen hatte.

Was nun den allerheiligsten Tempelbereich betraf,
der durfte ohnehin nur vom Hohenpriester betreten werden.

Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses übliche Szenario im Tempel praktiziert allgemein verständlich als Grundlage für so manche Erzählung diente, und eine unausgesprochene Entschuldigung enthielt, was eine fehlende Hilfeleistung anbelangt.
Denn war es im Tempel, musste es mit dem Bereich der Frauen beginnen!

Daneben konnte man auf offizieller Seite die angedeutete Wende quasi als „Geschenk des Himmels“ feiern, war doch einem redegewandten Mann des öffentlichen Lebens dadurch jede Konfrontationsmöglichkeit verwehrt worden.

Wenn danach ein römischer Statthalter
einen Prediger als seine Beute ausgeschlachtet hatte,
ist das wohl eine andere Geschichte.

Kleiderrückgabe von Aaron an den Hohenpriester hin,
oder Kleiderrückgabe an den Hohenpriester her.

Dieser Text ist als Inspiration gedacht.


und ein :zauberer1
 
Liebe Mipa,

laß uns nicht darüber streiten, um welches Seelenheil es nun konkret gehen soll – entscheiden ist doch, daß man sich ihm überhaupt annimmt und sie pflegt.

Merlin

Lieber Merlin

Ich streite mich nicht. Definitionen sind immer schwierig und bei diesen begriffen ohnehin.
Aber zurück zum thema.

Einen schönen tag:)
 
Hallo Shimon,

lese da bitten nochmals meine Gedanken. Ich hatte doch von den unterschiedlichen Vorstellungen von Jesus, Johannes der Täufer, Magdalena und Paulus geschrieben. Die orthodoxen Christen hatten sich mit ihrer Institution an die paulinische Vorstellung angeschlossen. Der Weg, den hingegen Magdalena eingeschlagen hatte, läßt sich noch eher mit den Vorstellungen der Hildegard von Bingen vergleichen.

Jesus hatte sich nie als Christus verstanden, diese Vorstellung ist doch erst nach seinem Tod mit der Vision von der Auferstehung geboren worden. Magdalena war jene, die mit dem sterblichen Menschen Jesus einen Schritt zur Erhöhung weiterging. Darin liegt dann auch der Grund, warum der gnostische Gedanke der Griechen Einzug in das Christentum fand. Nicht umsonst hatten die späteren Gnostiker und Häretiker Magdalena besonders verehrt.

Warum Magdalena keinen Einzug in die Evangelien finden konnte, liegt am damaligen Bild zur Rolle der Frauen. Paulus hatte dieses Verständnis sehr deutlich dargelegt:
1. Brief an die Korinther 14: [34] Wie in allen Gemeinden der Heiligen lasset euere Weiber schweigen in der Gemeinde; denn sie soll nicht zugelassen werden, daß sie reden, sondern sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt [35] Wollen sie etwas lernen, so lasset sie daheim ihre Männer fragen. Es steht den Weibern übel an, in der Gemeinde zu reden.

Eine Auffassung, die also schon lange vor der Institution Kirche vertreten wurde und sich wie mit einem roten Faden über Gregor I. über das Mittelalter bis in unsere Tage zieht. Ich erinnere daran, daß auch Hildegard von Bingen um das Recht kämpfen mußte, als Frau ihre Gedanken niederschreiben zu dürfen.

Es geht hier also um die Verteidigung des Patriarchats und nicht um die Verteidigung der Lehre oder der Institution Kirche. Wenn Magdalena als Apostelin der Apostel anerkannt würde, müßte auch die Rolle Petrus überdacht werden und damit auch der alleinige Anspruch der Männer auf das höchste Amt der römisch-katholischen Kirche: der Papst.


Merlin


Paulus, ein Apostel?

Betrachtet man die Zeit nach Jesus, so fällt besonders Paulus auf, der als Saulus die Anhänger von Jesus bekämpft hat. Nach seiner Bekehrung zum Paulus wirkte er als Apostel in einer Art, die ihn als Verkünder der Lehre Jesus in einer problematischen Perspektive zeigt. Paulus kannte Jesus nicht, seine Ansichten waren stark von seiner persönlichen Meinung geprägt. Ist es demnach überhaupt korrekt, Paulus als Apostel zu bezeichnen?

Saulus war als jüdischer Pharisäer ein Gegner von Jesus und verfolgte die christliche Urgemeinde. Eine Vision habe ihn, nach seinen Aussagen, bekehrt. Er suchte jedoch nicht den Kontakt zu den von Jesus persönlich berufenen Aposteln, sondern begann auf eigene Initiative zu predigen. Erst nach drei Jahren (Galaterbrief 1,16-18) kam es zu einer Begegnung mit Petrus. Paulus, ein gebildeter und gewandter Redner, predigte nach seinen eigenen Vorstellungen, was Unstimmigkeiten und Konflikte mit den anderen Aposteln auslöste. Nach 14 Jahren kam es zu einem heftigen Streit mit Petrus (Galaterbrief 2), der an der Variante von Paulus wenig Gefallen fand. Der Streit mit Petrus entzündete sich an den jüdischen Wurzeln des Urchristentums. Die Eigenmächtigkeit des Paulus und somit die Unterschiede zu den Ansichten der Apostel, die mit Jesus gelebt und ihn begleitet hatten, vertieften sich.
Während die Apostel das Leben Jesus zum Vorbild hatten und von ihm belehrt wurden, kannte Paulus Jesus nicht. Paulus wurde von den Pharisäern unterrichtet, deren Ansichten nicht jenen von Jesus glichen. Paulus selbst zeigte wenig Interesse, über Jesus und seine Lehre Konkretes zu erfahren. In seinem 2. Korintherbrief 5,16 findet sich sinngemäß folgender Wortlaut: „Auch wenn wir Christus gekannt haben nach dem Fleische (auf die anderen Apostel bezogen), so kennen wir ihn doch jetzt so nicht mehr.“ Paulus geht mit der Wahrheit, wie aus der Formulierung durch das Wort „wir“ zu er-kennen ist, sehr großzügig um. Gleichzeitig bekundet er eine Tatsache hinsichtlich seiner eigenen Person, indem er seine Unkenntnis über Jesus und seine Lehre offen bekennt. Eine sehr peinliche Situation für die Amtskirche, die Paulus in vielen ihrer Argumente zum Vorbild nimmt. Die Ansichten des Paulus waren geprägt von der pharisäischen Schule sowie den mythischen, römischen und griechischen Einflüssen. Besonders das Römische Reich mit seinen Götterkulten hat bei ihm Spuren hinterlassen.
Paulus legte mit seiner Glaubenslehre die Basis für eine Volkskirche mit entsprechenden Kulthandlungen, die von Priestern vorgenommen werden, wie es bei der Vielgötterei und den antiken Götterkulten üblich war. Paulus wird auch als der erste Schriftgelehrte der Urgemeinde bezeichnet und gilt als der Wegbereiter der heutigen katholischen Kirche. Die Einführung der Priester-klasse und der Hierarchie der Würdenträger sowie die an die Tempel erinnernden Prachtbauten der Kirche sind die Konsequenz der Paulusideologie. Paulus war auch Wegbereiter für die Judenverfolgung sowie die Unterdrückung der Frau nach dem Schema „Der Mann ist das Haupt der Frau“, 1. Korintherbrief (11,3).

Doch wie weit hat man sich damit von der Lehre Jesus entfernt? Oder anders ausgedrückt, was hat diese Kirche mit Jesus gemeinsam? Prachtbauten, eine Hierarchie der Würdenträger, ein Wulst von Glaubensvorgaben ihrer Schriftgelehrten, eigenes Kirchenrecht mit Kirchengericht und die vollkommene Abhängigkeit ihrer Gläubigen vom Priesterstand sind Kennzeichen der katholischen Kirche.

Kennt diese theologische Gesellschaft Jesus überhaupt noch oder missbraucht sie seine Lehre als Rechtfertigung für ihre Existenz? Das Hauptproblem dabei ist die Frage, was diese katholische Perspektive noch mit christlicher Lebenseinstellung zu tun hat? Benutzte der Konzern Vatikan, genannt katholische Kirche, die Lehre von Jesus Christus nicht in erster Linie, um die eigene Machtposition auszubauen und zu festigen? Jesus lehrte immer das rechte Handeln und Tun nach der Devise „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.
Der Vatikan ist ja nicht nur Zentrale der katholischen Kirche. Der Heilige Stuhl ist mit souveränen Rechten und diplomatischer Vertretung ausgestattet. Durch die Doppelfunktion von legitimer Staatsvertretung und Repräsentant der größten Religionsgemeinschaft der Erde sind gute Voraussetzungen für Macht und Einfluss gegeben. Paulus wird von der katholischen Kirche oft zitiert und seine Aussagen sind für sie richtungsweisend. Könnte dies nicht seine Ursache darin haben, dass Paulus in seinen Vorstellungen und Aussagen den Interessen der katholischen Kirche sehr nahe kam?

Paulus selbst liefert mit seiner Aussage im Brief an die Römer 3,7 (aus der Luther-Bibel 1545) seine persönliche Einstellung: Denn so die Wahrheit Gottes durch meine Lüge herrlicher wird zu seinem Preis, warum sollt ich dennoch als Sünder gerichtet werden.
Mögen all jene Menschen, die in ehrlicher christlicher Überzeugung als Katholiken ihren Weg des Lebens gehen, sich davon nicht irritieren lassen. Wie immer auch Ihre Meinung ist, an der Panzerwand namens Vatikan ist noch ein jeder gescheitert.
Würde Jesus Christus unter uns weilen und seine Lehre verkünden, er wäre vermutlich der Gründer einer neuen christlichen Sekte, verfolgt von den Sektenbeauftragten der katholischen Kirche.


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Auch wenn Paulus nicht jedem gefällt, ist er dennoch der Wegbereiter der christlichen Lehre. Ohne ihn wäre das Evangelium Jesus mit den letzten Judenchristen eine längst vergessene Episode.

Jesus war ein gläubiger Jude, der sich mit seiner Mission vom Reich Gottes an den Propheten Israels ausrichtete. Diese hatten aber mit dem Reich Gottes nicht die Erlösung der Menschheit im Sinn, sondern des Volkes Israels. Jesus wirkte zwar auf seinen Missionsreisen in der Diaspora, aber nicht zu den Heiden, sondern in den dortigen jüdischen Gemeinden:

Mattäus 15[21] Jesus antwortete: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel gesandt.“

Jesus ging es also nicht darum eine neue Religion aus der Taufe zu heben, sondern die bestehende jüdische Lehre zu reformieren, indem der Blick wieder auf das Wesentliche gerichtet werden sollte. Aus all diesen Gründen befindet sich auch in der näheren Gefolgschaft Jesus keinen Anhänger aus dem Kreis der Heiden.

Unabhängig davon war Jesus mit seiner Mission auch bei den gläubigen Juden nicht ganz so erfolgreich, wie es mancher gerne sehen wollte. Es hatte schon seinen Grund, warum er nicht in Judäa wirkte, sondern in den Randgebieten Galiläas. Also in Regionen, in denen auch die Juden nicht ganz so streng waren und deshalb auch für neue Gedanken empfänglicher.

Paulus war ja auch ein Jude aus der Diaspora, der sich zu Beginn seiner Mission mit wenig Erfolg bei den jüdischen Gemeinden in seiner Heimat versuchte. Mehr Erfolg hatte er hingegen bei den Heiden, die sich unter die Zuhörer gemischt hatten. Das hatte dann Paulus auch bewogen, sich der Heidenmissionierung zu zuwenden.

In der Apostelgeschichte wird dann der daraus entstandene Konflikt mit den etablierten Juden der Jerusalemer Gemeinde deutlich. Sie verlangten von den Heidenchristen, dass sie sich zu den jüdischen Gesetzen bekennen und danach leben sollten. Hauptpunkte waren die Speisegesetze und die Beschneidung, mit der sich jeder in die jüdische Tradition einfügen sollte.

Paulus war deswegen mit ein paar Begleitern nach Jerusalem gezogen, um in dieser Frage eine Lockerung zu erwirken (1. Apostolisches Konzil). Petrus und Paulus hatten sich dann geeinigt und so wurden auch die Weichen zur Aufspaltung zwischen Heiden- und Judenchristen gestellt (siehe Apostelgeschichte Kapitel 11).

Jeder, der sich also zu den Wurzeln der Lehre Jesus sehnt, sollte sich gut überlegen, ob er tatsächlich bereit wäre, diesen konsequenten Schritt zum Judentum zu gehen. Eine dürfte dabei aber klar sein, dass er damit, wie Jesus aus Galiläa auch ein Jude 2. Klasse bliebe.



Merlin
 
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