Maria Magdalena

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Hallo Shimon,

lese da bitten nochmals meine Gedanken. Ich hatte doch von den unterschiedlichen Vorstellungen von Jesus, Johannes der Täufer, Magdalena und Paulus geschrieben. Die orthodoxen Christen hatten sich mit ihrer Institution an die paulinische Vorstellung angeschlossen. Der Weg, den hingegen Magdalena eingeschlagen hatte, läßt sich noch eher mit den Vorstellungen der Hildegard von Bingen vergleichen.

Jesus hatte sich nie als Christus verstanden, diese Vorstellung ist doch erst nach seinem Tod mit der Vision von der Auferstehung geboren worden. Magdalena war jene, die mit dem sterblichen Menschen Jesus einen Schritt zur Erhöhung weiterging. Darin liegt dann auch der Grund, warum der gnostische Gedanke der Griechen Einzug in das Christentum fand. Nicht umsonst hatten die späteren Gnostiker und Häretiker Magdalena besonders verehrt.

Warum Magdalena keinen Einzug in die Evangelien finden konnte, liegt am damaligen Bild zur Rolle der Frauen. Paulus hatte dieses Verständnis sehr deutlich dargelegt:
1. Brief an die Korinther 14: [34] Wie in allen Gemeinden der Heiligen lasset euere Weiber schweigen in der Gemeinde; denn sie soll nicht zugelassen werden, daß sie reden, sondern sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt [35] Wollen sie etwas lernen, so lasset sie daheim ihre Männer fragen. Es steht den Weibern übel an, in der Gemeinde zu reden.

Eine Auffassung, die also schon lange vor der Institution Kirche vertreten wurde und sich wie mit einem roten Faden über Gregor I. über das Mittelalter bis in unsere Tage zieht. Ich erinnere daran, daß auch Hildegard von Bingen um das Recht kämpfen mußte, als Frau ihre Gedanken niederschreiben zu dürfen.

Es geht hier also um die Verteidigung des Patriarchats und nicht um die Verteidigung der Lehre oder der Institution Kirche. Wenn Magdalena als Apostelin der Apostel anerkannt würde, müßte auch die Rolle Petrus überdacht werden und damit auch der alleinige Anspruch der Männer auf das höchste Amt der römisch-katholischen Kirche: der Papst.


Merlin




shalom merlin.

alles was du ausführst über paulus ist stimmig. paulus war 8aus heutiger sicht) ein orthodoxer jude und lhrte ganz jüdich orthodoxe dinge...was denkst du wie heute noch in orhtodoxen jüdische gemeinden zugeht? frauen haben nichts zu melden. in meibnem augen sind die orthoxen juden ... ein greuel.


shimon
 
Liebe Mipa,

so sehe ich das auch – wobei mancher nur glaubt er er würde sein Seelenheil in Händen halten. Das Seelenheil ist jedoch kein Besitz, den man horten kann – sondern etwas, um das man sich jeden Tag neu bemühen muß. Eine Mühe, die Frauen nun einmal leichter gelingt als den Männern.

In dieser hohen Kompetenz zur Spiritualität liegt dann auch die Angst der Männer etwas von ihrer Dominanz und damit auch von ihrer Stellung in der Gesellschaft aufgeben zu müssen. Man stelle sich den Dammbruch vor, wenn die Kleriker zugeben würden, daß Frauen im Grunde doch die besseren Seelsorger wären. Wie groß muß diese Angst sein, wenn man den Frauen das Denken in Abrede stellt?

Merlin

Lieber Merlin

Ich weiss nicht genau, ob wir unter heil/seelenheil dasselbe verstehen. Sich heil und ganz fühlen heisst für mich, keine unzulänglichkeit (an sich) mehr wahrzunehmen. Nicht, weil sie nicht da wäre, sondern weil ihr fehlen nicht schwach macht und deshalb nach keinem ausgleich mehr zu suchen braucht. Ich nenne es ein grundgefühl, dass sich einstellen kann und das von äusseren ereignissen unberührt bleibt. Vielleicht kann man es mit einer tiefen und liebevollen versöhnung/annahme mit/von sich selbst bezeichnen.

Die angst, die du erwähnst, war schon immer sehr tief und ihre auswüchse grotesk. Damit meine ich nicht nur die hexenverfolgung, die ja vor allem heilerinnen galt, denen man teufelswerk nachsagte, weil man ihre erfolge nicht anerkennen wollte, sondern auch die einflussnahme auf die hebammen der früheren zeit. Sie hatten gegenüber den medici ja immer eine leidlich gedultete und belächelte stellung. Sagten sie eine totgeburt ode behinderung des kindes voraus, tauchte ja sofort der medicus in begleitung eines geistlichen auf, um eine 'nottaufe' vorzunehmen, indem er weihwasser in den uterus spritzte. Selbst diese frauendomäne wurde in letzter konsequenz von männern überwacht - vom klerus. Selbstverständlich starben die frauen u.a. dadurch reihenweise an einer sepsis.
Mir kommt es vor, als ob gerade dieser prozess des 'leben schenkens' den männern angst einjagte, weil er sich ihrer kontrolle und einflussnahme entzog.
Wenn man nun den frauen das denken zuerkannte, wäre das ein weiterer punkt, wo frau macht bekommen hätte. Wenn sie nun einerseits empfangend, lebenschenkend und auch noch denkend war, wurde sie dem angstvollen mann gefährlich, weil sie in seinen augen zwangsläufig eine vormachtstellung einnahm.
Mich interessiert, warum viele männer aber dennoch ganz anders dachten und denken und frauen gleichberechtigt neben sich sahen/sehen. Wovon hängt es genau ab, dass sich ein patriarchat etabliert, beziehungsweise beibehalten wird? Ein kluger und sensitiver mann wird eine frau nie als konkurrenz betrachten. Er hat folglich diese angst nicht, warum nicht, woher kommt sie?

Einen schönen sonntag:)
 
Bin ich ein Mann?


Ich denke eine weibliche "Lehre" geht vorraus.

ich bin auch keiner.

Ich denke jedoch: in dem Moment, in dem man kein gesundes Selbstbewusstsein hat, ist man auch von seiner eigenen Quelle abgeschnitten - und wird unter Umständen diejenigen, die das nicht sind, ebenfalls von deren Quelle abschneiden wollen.
Ich glaube aber nicht, dass das nur für Männer gilt.
 
Es hat schon seinen Grund, warum mit dem Neolithikum die Göttinnen den Göttern weichen mußten. Mit dem Landbesitz veränderte sich auch die Schwerpunkte der Gesellschaft – nicht mehr die Nähe und Geborgenheit war wichtig – sondern die Stärke und Macht, mit der dieser Besitz verteidigt werden mußte. Ein Beispiel ist die Mondgöttin Ashara, die bei den Juden noch bis ins 7. vorchristliche Jahrhundert hinein als Gattin Jahwes verehrt wurde. Das änderte sich erst durch die Bedrohung der Assyrer, bei dem das Volk mehr auf einen starken mächtigen Gott setzte.

Ich denke, daß die Christen mit den Gedanken von Magdalena auch einen anderen Zugang zur Spiritualität gefunden hätten. Die Spiritualität ist bei den orthodoxen Christen eher spartanisch ausgestaltet: wenig kreativ und nüchtern. Man braucht sich dazu nur die Liturgie einer Messe ansehen – wie soll man da Gott erfahren können? Wobei die reformierten Kirchen das ohnehin Wenige noch phantasieloser gestalten. Das Reduzieren einer Religion auf das Wort ist einfach zu wenig für die Bedürfnisse einer Seele.

Merlin
 
Vielleicht können sie nur zusammen schöpfen...

Im Miteinander,in der Vereinigung...

Im Gegeneinander sind beide schnell erschöpft...:)
 
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Ich glaube,wenn man Paulus Ansichten über die Frau,als inneres Empfinden über die Weiblichkeit in uns versucht zu durchleuchten,könnten seine Aussagen klarer werden,zur Klarheit führen...
Aber ob es dann schon Sonnenklar erscheint...Hmmm...:)
 
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