Lebensweisheiten...

Colchicum

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11. November 2007
Beiträge
241
Ort
Franken
Zwei Herren, beide ernsthaft erkrankt, belegten gemeinsam ein Krankenzimmer.
Einer der Herren hatte die Erlaubnis, sich jeden Nachmittag für eine Stunde
aufzusetzen, damit die Flüssigkeit aus seiner Lunge abfließen konnte. Sein
Bett stand am einzigen Fenster des Raumes.
Der andere Herr musste die ganze Zeit flach auf dem Rücken liegen.
Letztendlich unterhielten sich die beiden Männer stundenlang.
Sie sprachen von ihren Frauen und Familien, ihrer Heimat, ihren Jobs, ihrem
Militärdienst und wo sie im Urlaub waren.
Jeden Nachmittag, wenn der Herr im Bett am Fenster sich aufrecht hinsetzte,
ließ er die Zeit vergehen, indem er seinem Zimmernachbarn all die Dinge
beschrieb, die er draußen am Fenster sah.
Der Herr im anderen Bett begann aufzuleben in jeder dieser Stunden, wo
seine Welt erweitert und belebt wurde durch all die Geschehnisse und Farben
der Welt dort draußen.
Das Fenster überblickte einen Park mit einem schnuckligen See. Enten und
Schwäne spielten auf dem Wasser während Kinder ihre Modellboote segeln
ließen. Junge Verliebte bummelten Arm in Arm durch die unzählig bunten
Blumen und eine schöne Aussicht auf die Silhouette der Stadt lag am
Horizont.
Wenn der Herr am Fenster all dies beschrieb mit allen kleinsten Details,
schloss der Herr auf der anderen Seite im Raum die Augen und stellte sich
die bildhaften Szenen vor.
An einem warmen Nachmittag beschrieb der Mann am Fenster eine
vorüberziehende Parade.
Obwohl der andere Herr die Kapelle nicht hören konnte, konnte er sie vor
seinem geistigen Auge sehen, während der Herr am Fenster sie mit
anschaulichen Worten beschrieb.
Tage, Wochen und Monate vergingen.
Eines Morgens, die Tagschwester kam um Wasser für das Bad zu bringen, fand
sie den leblosen Körper des Herrn am Fenster, der friedvoll in seinem
Schlaf verstorben ist.
Sie war traurig und rief die Bediensteten, um die Leiche wegbringen zu
lassen.
Nach einer angemessenen Weile fragte der andere Herr, ob man ihn ans
Fenster verlegen könnte. Die Schwester war erfreut über den Tausch und
nachdem sie sich vergewisserte, dass er sich wohlfühlt, ließ sie ihn
allein.
Langsam, schmerzvoll stützte er sich auf einen Ellenbogen um seinen ersten
Blick auf die echte Welt draußen zu richten.
Er strengte sich an, sich langsam zu drehen um aus dem Fenster am Bett zu
gucken. Es zeigte auf eine leere Wand.
Der Mann fragte die Schwester, was seinen verstorbenen Zimmernachbarn
veranlasst hatte, ihm so wundervolle Dinge von draussen vor dem Fenster zu
erzählen.
Die Schwester erwiederte, dass der Herr blind war und nicht einmal die Wand
sehen konnte.
Sie sagte "Vielleicht wollte er Sie nur aufmuntern und Ihnen Mut machen."

Epilog:
Es ist eine riesige Freude, andere glücklich zu machen, ungeachtet unserer
eigenen Situation.
Geteiltes Leid ist halbes Leid, doch Freude, wenn geteilt, is doppelte
Freude.
Wenn Du Dich reich fühlen möchtest, zähle all die Dinge, die man für Geld
nicht kaufen kann.
Heute ist ein Geschenk, deshalb nennt man es "das Präsent".
Die Herkunft dieser Geschichte ist unbekannt, aber es bringt Glück für
jeden, der sie weitergibt.
 
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ich finde die geschichte sehr schön und sehr berührend, wäre schön wenn sie mehre leute lesen, weiter geben und verstehen würden.
in licht und liebe
 
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