Ich werde es für heute beim gemütlichen Teil belassen, die Giftfässer lasse ich erstmal zu.
Wahrscheinlich war der Fehler jetzt auch, dass ich die Location nicht wusste und also so zentral wie möglich Quartier genommen hab - wo man heute in jeder Stadt der Welt erstmal auf Marks&Spencer und McDonald trifft, und die Leute erscheinen genauso steril und künstlich wie die Etablissements - aber das ist wohl das, was als "blühende Landschaften" verstanden wird
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Das macht man ja automatisch. Außer irgendein selbsternannter Super-Organisator bucht einem ein altes Ost-Hotel, das 'ne Stunde Straßenbahn von der Pester Innenstadt weg ist. Aber bei Klassenfahrten muß man halt aufs Geld achten. Budapest war aber so oder so die Reise wert.
Letztes Jahr war ich das erste Mal an einem angeblichen alten Hel-Heiligtum in Schöneberg. Empfand ich spirituell als toter als so manche andere Ecke in Berlin. Und auf einem alten Bunkerberg in einem Park reißen sich die Heiden zu den Jahreskreisfesten um den Platz auf dem Plateau.
Ich habe hier durchaus moderne Architektur gesehen, die mich angesprochen hat - neben der Unsitte, schwarzgrau gestrichene Klötze in die Landschaft zu setzen wie diese architektonische Entartung am S-Bahnhof Friedrichstraße. Sehr gruselig.
Galerien, Boutiquen & Bio-Läden sind hier meist ein Indikator für die Verdrängung derer, die da nicht mithalten können. Die Stadt ist mein Lebensraum, da erlebe ich das wohl tatsächlich stärker als Du.
Ich muß z.B. unter allen Umständen versuchen, meine Wohnung zu halten, denn wenn ich ausziehe, finde ich in Prenzlauer Berg sonst höchstwahrscheinlich nichts, was das Amt übernehmen würde. Und ich kann mich einfach nicht in einer Plattenbaugegend am pickligen Arsch von Berlin verwurzeln. No go!
Aha. Ich weiss nicht wieviele - schätzomativ die Hälfte. *gg* Mir ist das Ehepaar Seth aufgefallen. Die waren auch wegen dem SupportAct da und haben dann... aeh nein, Artaud hat mich schon angelästert was ich da an Internas mitkriege, also bin ich brav und treibe keinen Klatsch.
Ach, magische VIPs, keine musikalischen. Die kenne ich alle nicht. Und will's auch nicht. Allerdings war schon auffällig, wie wenige Berliner da waren. Ich habe allerhöchstens zehn vom Sehen her gekannt. Muß aber auch zugeben, daß ich nie Wert darauf gelegt habe, in Berlin in der Schwarzen Szene "anzukommen". Auch nach 15 Jahren kenne ich hier höchstens ein Dutzend Schwarzkittel. Aber auch hier: Ich will's eigentlich auch gar nicht.
Ich frage mich grad, ob wir in einer völlig verschiedenen Welt aufgewachsen sind.
Anscheinend. Vielleicht tatsächlich mit dem angesprochenen Rollback zu erklären
Oder aber -das halte ich für wahrscheinlicher- sie spielen das nur mit denen, mit denen sie's spielen können. Mit Menschen, die bereit sind irgendwie Zugeständnisse zu machen, und eine unterlegene Rolle für sich überhaupt zu akzeptieren.
Das ist mir zu einfach gedacht. Es gibt eine gesellschaftliche Macht der Kirche in Bayern, es gibt strukturelle Diskriminierung in vielen Bereichen & das ist nicht einfach weg, wenn ich innerlich gefestigt bin.
Hier grenze ich mich bewußt & ausdrücklich von esoterischen/magischen Ansichten ab, die meines Erachtens gesellschaftliche Machtverhältnisse komplett negieren & in die Sphäre des Privaten, also der individuellen Probleme verschieben.
Und das täte ich auch im beruflichen Feld nicht anders sehen - wenn ich einen Job machen wollte, wo die Kirche alle Arbeitgeber kontrolliert - ja dann mach ich notfalls meinen eigenen Shop auf, das ist ja nicht verboten. Der Aufwand mag dann viele male höher sein als einfach kleinbei zu geben - aber das ist auch etwas, was ich als Integrität verstehe.
Soziale Sachen gehe leider nicht über einen Shop & gerade in diesem Bereich hat in Bayern die Kirche überall ihre Finger im Spiel. So einfach ist's daher nicht.
Ich habe übrigens bei einem Vorstellungsgespräch in einem streng katholischen Krankenhaus-Altenpflege-Komplex ganz offen gesagt, daß ich gerade aus der Kirche ausgetreten bin & nicht christlich sondern heidnisch bin.
Wurde mit dem Hinweis, ich dürfe aber nicht missionieren (da gingen sie wieder von sich selbst aus, die lieben Katholen), umstandslos akzeptiert. Hier galt einfach im Bereich Religion & sexuelle Orientierung "Don't ask, don't tell". Nicht das Geilste, aber mit meinem persönlichen Integritätsanspruch gerade noch so vereinbar. Trotzdem waren die drei Jahre dort recht anstrengend, weil ich immer dran denken mußte, den Mund zu halten, wenn meine scheinheiligen Kolleginnen mal wieder was über mein Privatleben wissen wollten.
Mein optimistisches Menschenbild jedenfalls sagt ganz einfach: ein religiöses Amt ist nicht der Ort um unausgelebte Triebe zu verwirklichen.
Jeh nun, da würde ich Dir sicher nicht widersprechen wollen.
Und wenn jemand BDSM in einem religiösen oder magischen Kontext lebt, dann ist das genauso O.K., wie in einem weltlichen. Ich persönlich will's halt nicht in meinem religiösen Leben haben & schon gar nicht als unausgesprochenes Must.
Das mit der Zweitgrad-Einweihung bei den Gardnerians hatte ich wohl verdrängt. Meine mich auch dunkel daran zu erinnern, was das symbolisch für einen Sinn haben soll, aber meine Gehirnschubladen haben inzwischen große Löcher, da fällt schonmal was Wichtiges durch.
"Coph Nia" hat bei mir schon mal hallo gesagt (in sinne von: halt da mal die Ohren offen) - bei solchen Conceptions finde ich halt, die gehören zelebriert (also live performt), das gibt mir als Konserve wenig. Es gibt Bands die auf ihren Gigs Weihrauch räuchern - und das sind dann so Erfahrungen, die ich heilsam finde, weil sie mich in Bereiche führen, in die ich im Alltag nie komme.
Ja wahrscheinlich. Obwohl ich eigentlich überhaupt kein Konzert-Fan bin. Und deren "Hymn To Pan" rockt mich schon, wenn ich nur YT anschmeiße.
Hier in Berlin gibt es einen Club, in dem es seit 20 Jahren einen "Dark Monday" gibt. Dort werden teilweise auch die Jahreskreisfeste gefeiert, es wird dekoriert & gibt kostenloses Büffet & es wird geräuchert. Da in den ersten Stunden nach Öffnung hauptsächlich NeoFolk, Martial Pop & Ritual läuft, kann man sich da sehr schön in andere Zustände begeben. Gerade wenn sowas wie Hybryds läuft mit 25 Minuten "The Ritual Should Be Kept Alive 2". Aaaahhhhh
Aber, sei mir da nicht böse, ich mag das nicht mehr hören, dass irgendwas in der Gegenwart wohl nicht mehr so ist, oder auch anders sein kann, oder ganz anders gemeint ist, oder dergleichen mehr.
Das heisst nicht dass ich mich nicht dafür interessiere - aber leben muss ich mit den Erfahrungen, die ich real gemacht hab, mit dem Input der mir zugänglich wurde, mit dem was mir gesagt wurde, denn das ist das, was tatsächlich meine Folgerungen, meine Reaktionen, und letztlich das was ich bin, ausgemacht hat. Das ist genauso wie mit dem "real existierenden Sozialismus" - Sozialismus mag ganz anders gemeint sein, und es ist auch gut das zu wissen, aber Konsequenzen ergeben sich aus dem was konkret passiert oder passiert ist. Und mit denen muss man dann leben.
Sicher, wir müssen alle mit den Erfahrungen leben, die wir selbst gemacht haben, aber ob wir sie als Absolutum setzen, ist halt die Frage.
Ich meine, ich kann jetzt auch auf meine Erfahrungen verweisen & da kommen Männer, Politiker, Kirchen, Monotheisten, Heteros, Konservative & Bürgerliche im allgemeinen eher schlecht weg.
Dann sind wir aber an einem Punkt, wo keine Diskussion mehr stattfinden kann. Dann monologisierst Du mir was vor & anstatt darauf einzugehen monologisiere ich eben zurück. Fragst sich nur, was wir dann davon haben.
Und weiterhin glaube ich, daß es auch möglich ist, über den eigenen Erfahrungshorizont hinauszugehen. Vielleicht fällt mir das als Empathin leichter als anderen, aber ich denke, prinzipiell ist es lernbar & im Sinne der Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit sogar etwas, was es zu fördern gilt.
Wir haben alle mitgekriegt, wie der angeblich "real existierende" Sozialismus sich nicht zum Kommunismus weiterentwickelt hat, sondern zu autoritären & dikattorischen Regimes wurden. Aber sollte das jemanden abhalten, sich den Sozialismus herzuträumen. Sollte das jemanden abhalten, für Ideale von Freiheit, Gleichwertigkeit, Gleichberechtigung, Frieden, Fülle etc. zu kämpfen?
Ich glaube "Nein!". Dabei bin ich mir vollkommen bewußt, daß ich die Verwirklichung meiner Träume nicht mehr in diesem Leben erleben werde. Vielleicht ist der Krieg & das Morden & das Wüten & Vergewaltigen auch dem Menschen inhärent & es kann gar keine Verwirklichung meiner Träume geben. Trotzdem bleiben diese Träume mein Leitstern & ich kämpfe auf meine ureigenste Art - mit dem Wort als Waffe - für die Verwirklichung einer besseren Welt.
Dieses Streben ist meine persönliche Verwirklichung des Begriffs der "Integrität". Dafür ist es aber nötig, ab & zu auch mal über den Tellerrand eigener Erfahrungen, Verletzung, Ängste & Träume zu schauen, sonst agieren wir alle nur dumpf vor uns hin.
Nun an diesem Punkt breche ich erstmal ab, jetzt kommen nämlich die Giftfässer & ehrlichgesagt bin ich dafür gerade nicht in der Stimmung, da der zweite Drink & eine Neofolk-Playlist bei YouTube mich eher geruhsam machen.