Ist Schmerz gut?

Hallo Palo,

doch ja, so einen Zustand kenne ich. Falls ich allerdings versuche darum herum zu schleichen, und ich versuche es eben doch ab und an, hat es keinen Sinn. Nicht das immer alles Leiden sein m u s s , aber ich habe festgestellt, das Entwicklung/Leid/Schmerz/erkennen/annehmen nicht ganz so leicht zu trennen sind. Egal wie häufig ich mir selbst einrede ob das vielleicht nicht doch hausgemacht ist, und es vielleicht an alten Glaubenssätzen hakt.
A b e r....selbst wenn ich sie überprüfe und ausmiste, ein tiefgründiges ziehen lässt sich damit anscheinend nicht verhindern.

Und mittlerweile drückt es auch über die körperliche Ebene raus (stechen, ziehen, ein wenig "ausspülen" neudeutsch *heul*), oder vielleicht "noch", dazu kenne ich mich damit zuwenig aus.

Alles liebe
Indie
 
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Palo schrieb:
Hallo mara,

wir erlauben uns nicht immer, den Schmerz auch wirklich durchzuarbeiten. Meist glauben wir, er sein ein Zeichen, das wir möglichst schnell beseitigen müssen, statt seine Quelle ausfindig zu machen. Aber unsere Seele hasst Stagnation. Unsere Seele strebt nach Wachstum, d.h., sie möchte sich an alles erinnern, was wir vergessen haben.

LG
Palo

Ja Palo.

Das ist wohl menschlich und es gibt Schmerzen, die sind auch nur schwer auszuhalten oder aber nicht lange. Wir sind ja keine Fakire, nich :)

Und wenn ich so an mein vergangenes Leben denke, war es immer so, dass mir auch von außen suggeriert wurde, sei fröhlich, lache, sei gut drauf ... weinen, Schmerz, Traurigkeit und Wut wurden oft mit "Stell Dich nicht so an" oder "Jetzt übertreibst Du aber" oder "Jetzt ist aber Schluß" geahndet.

Das sitzt.

Ja, die Seele ist da wohl eher neutral ... wir sind es, die manches lieber nicht mehr erinnern wollen, weil es einfach zu schmerzhaft ist. Da hilft auch die Erkenntnis nichts, dass es vorbei ist, nur eine Erinnerung in den Zellen, die gerne erlöst werden möchte ...

Ich hasse es auch - diese Gefühle des Kleinseins, der Ohnmacht und Hilflosigkeit wieder zu fühlen ... und baue mir dann schnell wieder irgendwas zusammen, damit ich mich wieder "richtig" und "gut" fühlen kann ;).

Aber was hilft es schon, im Grunde ist es bloß ein Rauszögern und ein Verlängern des Schmerzes.

Oder ?
 
mara... schrieb:
Hallo Palo.

Ich glaube, dass das, was Du Seele nennst, Schmerzen meidet und Stille (weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll) sucht. Also im Grunde genommen.

Wenn wir also Situationen erfahren, in denen wir Schmerz fühlen und diesen bereitwillig auch durchleiden - bis zum Ende sozusagen, dann wird die Seele daraus "lernen" und eine solche Situation in Zukunft meiden. Sie wird sich die selbe Situation maybe in genau der anderen Konstellation suchen, indem sie eben kein Leid schafft, sondern Freude, Glück, wie auch immer ...

Der seelische Schmerz kommt vor dem körperlichen Schmerz. Nur wenn wir den seelischen Schmerz ignorieren geht es in die Materie, die wir dann nicht mehr ignorieren können (obwohl das auch immer noch vielen Leuten gut gelingt) ...

Was den seelischen Schmerz nun auslöst, dass sind unsere Gedanken und Handlungen ... die Art und Weise, wie wir dem Leben begegnen.

Ich halte den Schmerz also für ein Mittel um zu lernen, wie wir dem Leben so begegnen können, dass es uns Freude bereitet und Wohlbehagen ...


Hallo Mara!

Was ist die Seele?
Aus meiner Sicht hat Diddi Recht- nämlich: Die Seele ist durch und durch
amoralisch :D und fühlt keine Schmerzen. Es ist ihr ziemlich egal, ob wir = Menschen (=was wir auch wirklich sein mögen?) Schmerzen erleben oder nicht. Sie weiß, dass es in unserer Macht steht, sich von den Schmerzen zu befreien (oder sie ganz anders wahrzunehmen). Warum tun wir es nicht? :dontknow:

Alles Gute :)
P.
 
Zauberin schrieb:
Hallo Mara!

Was ist die Seele?
Aus meiner Sicht hat Diddi Recht- nämlich: Die Seele ist durch und durch
amoralisch :D und fühlt keine Schmerzen. Es ist ihr ziemlich egal, ob wir = Menschen (=was wir auch wirklich sein mögen?) Schmerzen erleben oder nicht. Sie weiß, dass es in unserer Macht steht, sich von den Schmerzen zu befreien (oder sie ganz anders wahrzunehmen). Warum tun wir es nicht? :dontknow:

Alles Gute :)
P.

Da geht es doch jetzt nur um Begriffe, Zauperin, oder ? Du setzt Seele jetzt mit Sein oder Gott gleich. In meinem Post habe ich die Seele mit dem Ich gleichgesetzt.

Ist doch egal - es ging ja hier um das Schmerzerlebnis.

Aus Deiner Sicht stimme ich völlig mit Dir überein. diese Instanz in uns ist amoralisch :) ... sie fühlt/empfindet nicht. Es ist ihr egal, wie wir uns entscheiden.

Dennoch ist uns Schmerz in der Regel unangenehm und wir versuchen ihn so oder so zu vermeiden ... ich weiß nicht, ob es "nur " anerzogen ist, glaube es aber nicht. Schmerz wird von mir - auch wenn ich mich distanzieren kann davon - als unangenehm empfunden.

Glücklichsein - in Form von übersprudelnder Freude - und Ekstase empfinde ich mittlerweile übrigens als ebenso unangenehm und ich versuche auch das zu vermeiden ...

Mag sein, dass das subjektiv ist.
 
Ich denke Schmerzen sind etwas sehr wichtiges im Leben egal ob Körperlich oder Schmerzen der Seele. Ohne diese wüssten wir weder das Glück zu schätzen noch das Geschenk ohne diese Schmerzen zu sein. Ohne Schmerzen hätte ich nie das Verhältnis zu meiner Mutter bekommen, das ich heute habe und dafür sind sie ein sehr kleiner Preis. Und ohne Schmerzen wäre ich vielleicht tot, aber darauf gehe ich nicht weiter ein.
 
Hallo Palo,

klar, es gibt verschiedene Wege sich den Schmerz "schön" zu reden ... als "schöpferische Tätigkeit" zu sehen usf. Ich glaube das sich Menschen durch den Schmerz identifizieren d.h. "Ich fühle - also bin ich", auch sehe ich das "Leid" das dadurch verursacht wird, als soziales Druckmittel. "OH, mir geht es ja sooooo schlecht, geht es mir ... jammer, jammer" was dann soviel aussagt, "und weil es mir so schlecht geht, hast Du Dich um mich zu kümmern".

Ich denke Schmerz ist eben nichts Gutes ... für den einen oder anderen aber ein unverzichtbares Mittel um auf sich Aufmerksam zu machen ...

Beste Grüße
Sororcula
 
mara... schrieb:
Da geht es doch jetzt nur um Begriffe, Zauperin, oder ? Du setzt Seele jetzt mit Sein oder Gott gleich. In meinem Post habe ich die Seele mit dem Ich gleichgesetzt.

Ist doch egal - es ging ja hier um das Schmerzerlebnis.

Aus Deiner Sicht stimme ich völlig mit Dir überein. diese Instanz in uns ist amoralisch :) ... sie fühlt/empfindet nicht. Es ist ihr egal, wie wir uns entscheiden.

Dennoch ist uns Schmerz in der Regel unangenehm und wir versuchen ihn so oder so zu vermeiden ... ich weiß nicht, ob es "nur " anerzogen ist, glaube es aber nicht. Schmerz wird von mir - auch wenn ich mich distanzieren kann davon - als unangenehm empfunden.

Glücklichsein - in Form von übersprudelnder Freude - und Ekstase empfinde ich mittlerweile übrigens als ebenso unangenehm und ich versuche auch das zu vermeiden ...

Mag sein, dass das subjektiv ist.


Hallo Mara!

Mit der Seele ist unser wahres Ich gemeint, glaube ich. Jedenfalls habe ich
damit keine von uns getrennte Instanz (Gott oder ähnlich) gemeint.

Wenn Du in einem Traum Schmerzen (seelische oder physiche) spürst, wie ist es wenn Du aufwachst? Sind sie nach dem Aufwachen immer noch da?
Ich spüre sie immer noch einen kurzen Moment, bis mir klar wird, dass sie nicht real waren (sind) oder doch? ;) Jedenfalls sind sie dann weg und
ich fühle große Erleichterung.

Schmerzen sind für mich ein Zeichen, dass ich etwas - wieder einmal - falsch
mache oder gemacht habe. Natürlich versuche ich es gleich zu korrigieren und
bin sauer, wenn es nicht schnell geht. Mehr sind für mich Schmerzen nicht.
Ich bin keine Masochistin. :D

Ekstatische Freude schätze ich auch nicht: Der "Rückfall" macht mich beson-
ders nüchtern.
Für mich ist wahre Glückseligkeit eine stille, eher unauffällige, warme, dauer-
hafte, von nichts verursachte Freude.

Alles Gute :)
P.
 
@ Sororcula,

mir geht es nicht darum etwas schön zu reden. In dem Moment wo ich mir selber etwas schönrede, habe ich mich selber schon ausgetrickst und umgehe bewusst das Problem. Das ist niemals gut und schafft in der Regel neue.

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Es gibt durchaus Schmerzen, die einen reifen lassen und auch wenn man sie als fast nicht auszuhalten glaubt, einen letztlich unendlich weit bringen.

Ich füge mal ein paar Textzeilen über die Dagara hier ein, dies ist ein Stamm in Afrika, die über den Schmerz folgendes sagen:
Die menschlichen Sinne sind Kommunikationskanäle. Das Sehen ist eine Sprache, ebenso der Schmerz, die Berührung, der Geruch und der Geschmackssinn.
Für die Dagara ist Schmerz die Folge eines Widerstandes gegenüber etwas Neuem - dem eine alte Regelung nicht mehr angemessen ist. Wir bestehen aus Schichten erlebter Situationen, also aus Erfahrungen. Jede Erfahrung bezieht einen bestimmten Raum in uns und wohnt darin. Es ist wie ein Territorium. Eine neue Erfahrung, die noch keinen Platz in uns gefunden hat, wo sie wohnen könnte, muss eine alte hinauswerfen.
Und diese alte möchte natürlich nicht weichen, wehrt sich gegen die neue, und das Ergebnis wird von uns als Schmerz registriert.

In diesem Sinne ist ein schmerzerfüllter Körper gleichbedeutend mit einer von Sehnsucht erfüllten Seele. Den Schmerz zu beseitigen hieße, den Ruf der Seele abzuwürgen. So etwas wäre eine repressive Maßnahme gegen das eigene Selbst, was immer schlimme Folgen hat.

Wünsche euch einen schönen Abend
Palo
 
Zauberin schrieb:

Hi Du.

Mit der Seele ist unser wahres Ich gemeint, glaube ich. Jedenfalls habe ich
damit keine von uns getrennte Instanz (Gott oder ähnlich) gemeint.

Ach so. Verstehe.

Wenn Du in einem Traum Schmerzen (seelische oder physiche) spürst, wie ist es wenn Du aufwachst? Sind sie nach dem Aufwachen immer noch da?

Ich war jetzt extra lange im Feld, Kaninchenfutter holen :) , aber es will und will mir nichts einfallen. Kein Traum mit Schmerz.An Angst kann ich mich erinnern und die war noch voll da, wenn ich wach wurde. Aber Du willst auf das Körperliche hinaus ... da kann ich nicht mit dienen. :(

Ich spüre sie immer noch einen kurzen Moment, bis mir klar wird, dass sie nicht real waren (sind) oder doch? ;) Jedenfalls sind sie dann weg und
ich fühle große Erleichterung.

Denkst Du das die Traumebene und das was Du als "real" bezeichnest, zwei verschiedene Dinge sind ?

Schmerzen sind für mich ein Zeichen, dass ich etwas - wieder einmal - falsch
mache oder gemacht habe. Natürlich versuche ich es gleich zu korrigieren und
bin sauer, wenn es nicht schnell geht. Mehr sind für mich Schmerzen nicht.
Ich bin keine Masochistin. :D

Ja. So gehe ich auch mit den körperlichen Schmerzen um. Als Kind hatte ich alle Nase lang Nierenbeckenentzündung. Ich hatte mein Schmerzpensum, was den Körper angeht ... Mit seelischen Schmerzen gehe ich anders um ...

Ekstatische Freude schätze ich auch nicht: Der "Rückfall" macht mich beson-
ders nüchtern.

welcher Rückfall ? :D

Für mich ist wahre Glückseligkeit eine stille, eher unauffällige, warme, dauer-
hafte, von nichts verursachte Freude.

Alles Gute :)
P.

´nau !

Sie steigt genau dann auf, wenn ich überhaupt nicht damit rechne. Vielleicht übersieht man sie deshalb, vielleicht hab ich sie deshalb übersehen. Unter Glückseligkeit stellt man sich immer so was Orgastisches vor ... so mit rumtanzen und dumm vor sich hin grinsen und so. Völlig entrückt durch die Welt schwebend ... irgendwie so.

Scheiß Vorstellungen :D
 
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Palo schrieb:
Ich füge mal ein paar Textzeilen über die Dagara hier ein, dies ist ein Stamm in Afrika, die über den Schmerz folgendes sagen:
Die menschlichen Sinne sind Kommunikationskanäle. Das Sehen ist eine Sprache, ebenso der Schmerz, die Berührung, der Geruch und der Geschmackssinn.
Für die Dagara ist Schmerz die Folge eines Widerstandes gegenüber etwas Neuem - dem eine alte Regelung nicht mehr angemessen ist. Wir bestehen aus Schichten erlebter Situationen, also aus Erfahrungen. Jede Erfahrung bezieht einen bestimmten Raum in uns und wohnt darin. Es ist wie ein Territorium. Eine neue Erfahrung, die noch keinen Platz in uns gefunden hat, wo sie wohnen könnte, muss eine alte hinauswerfen.
Und diese alte möchte natürlich nicht weichen, wehrt sich gegen die neue, und das Ergebnis wird von uns als Schmerz registriert.

In diesem Sinne ist ein schmerzerfüllter Körper gleichbedeutend mit einer von Sehnsucht erfüllten Seele. Den Schmerz zu beseitigen hieße, den Ruf der Seele abzuwürgen. So etwas wäre eine repressive Maßnahme gegen das eigene Selbst, was immer schlimme Folgen hat.

Wünsche euch einen schönen Abend
Palo

Das habe ich so noch nie gesehen. Bis jetzt kenne ich den Schmerz nur als Sehnsucht - nach meinem wahren Ich, wie ich festgestellt habe und als alte Erinnerungen, die irgendwo abgelegt waren und wieder erinnert werden wollten und als Blockade, was aber wieder mit den Erinnerungen zusammenhängt. Ich vermute mal, dieses neue Territorium ist hier anzusiedeln, eine alte Erfahrung muss gehen - eine neue hält Einzug. Also Blockadenauflösung ?
 
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