Hallo
fremde Leute nennen mich oft Spasti. Die stehen oft in Gruppen zusammen, schauen in meine Richtung und sagen: "Spasti", "Voll der Spast", "bescheuert" oder "Voll komisch" oder sie lachen mich aus. Ein anderes Mal hat mir M ein Bekannter B erzählt, dass er sich mit Person X über mich unterhalten hat. B: "Was hälst du von M?" X:"Der is a Spasti."
Mein Gesicht ist schon ab und zu ziemlich verkrampft, ich schaue oft auf den Boden, meine Lippen sind aufeinandergepresst oder leicht eingesaugt oder meine Wangen sind angespannt. Ich habe oft die Hände in den Hosentaschen. Ich werde nervös, wenn andere Leute mir in die Augen schauen. Ich habe auch Fotos gesehen, die von mir gemacht wurden. Die sahen teilweise schon seltsam aus, ich gefalle mir darauf nicht.
Ich möchte diese Fotos hier nicht posten, weil mir das Thema peinlich ist, aber ich habe hier ein Foto, auf dem die Leute ähnlich schauen:
http://www.imdb.com/rg/photos-title/summary/media/rm1201707264/tt0251075
Im Internet habe ich Bilder von anderen Leuten gefunden, die auch so ähnlich schauen, deren Bilder ich hier aber sicherlich ohne deren Einverständnis nicht posten darf.
Das es auch anders geht, zeigt z.B. dieses Foto:
http://www.online-artikel.de/editor/assets/gallery1/paris-hilton-shanghai-4.jpg
Paris Hilton schaut immer so. Vielleicht kann man sich das Coolsein antrainieren. Kann mir jemand dabei helfen?
Ich habe mir schon oft Gedanken zu diesem Thema gemacht. Die anderen sind cooler als ich, weil sie rauchen (Nikotin entspannt) und Sport treiben. Was kann man noch tun?
Hi Kevin!
Das Rauchen und Sport treiben ist es nicht. Beides kann natürlich cool wirken, aber nicht gerade dann, wenn man es deshalb tut um cool zu wirken. Auf der anderen Seite ist es auch nicht Dein Gesicht, das nicht richtig ist... bzw. sieh es insgesamt nicht so oberflächlich. Dein Gesicht spiegelt natürlich Deine Unsicherheit und bei jemandem der sicher ist, sieht rauchen vielleicht extrem cool aus, aber der Punkt ist ganz simpel seine Selbstsicherheit. Es geht wirklich grundlegend um das Psychologische.
Eine Frage... Wie alt bist Du? Ist die 19 hinter Deinem Namen Dein Alter? Mir kommt es etwas seltsam vor, wenn 19jährige noch mit Wörtern wie "Spasti" um sich werfen, und ich denke mal diese Typen werden ja etwa in Deinem Alter sein, oder?
Ich habe v.a. über meine Schuljahre einige Jungs kennengelernt, denen es ähnlich wie Dir ging. Bei Mädchen gibt es das ja auch. Das Problem ist, dass Du nicht wirklich etwas "nachmachen" kannst, was jemand tut der cool ist, um dann ebenso zu wirken, es sei denn es würde Dir wirklich Selbstsicherheit bringen. Andererseits ist Dein Problem, meiner Ansicht nach, nicht so extrem schwer in den Griff zu bekommen. Der Weg der wirklich funktioniert ist, dass Du Dich und Deine Unsicherheit kennenlernen musst. Wenn Du verstehst, was Dich verunsichert, wirst Du das nach und nach von selbst ablegen. Das muss nicht mal lange dauern, bzw. bei manchen Dingen wird es länger dauern, bei manchem wirst Du sofort feststellen das Du sicherer geworden bist. Überhaupt etwas zu tun wird Dich schon sicherer machen. Und wirklich... Du musst außen gar nichts tun, sobald Du mehr Selbstbewusstsein hast, wird sich das Verhalten der anderen anpassen und sie behandeln Dich dann auch anders.
Versuch zu verstehen, wie die Unsicherheit bei Dir "funktioniert". Wann Du v.a. unsicher bist, welche Situationen Dir Angst machen usw. Klar ist z.B., das es um Situationen geht, die mit anderen Menschen zu tun haben. Die Angst die dahinter steckt, ist eine Angst die jeder in sich trägt, die haben auch all diejenigen die sehr sicher scheinen: Die Angst abgelehnt zu werden. Du kannst Dich z.B. fragen, in welchen Situationen Du vergleichsweise sicher bist, obwohl Du mit Menschen zusammen bist, und in welchen Situationen Du am unsichersten bist. Und ich kann Dir gleich sagen, dass Du dann innerhalb einer Gruppe sicher bist, wenn Du weißt das Du keine Ablehnung erfahren wirst, oder weil es Dir nichts ausmachen würde, weil die diese Personen absolut nichts bedeuten. Ersteres, also das Du keine Ablehnung erfahren wirst, bedeutet das Du diesen Menschen vertraust, das sie Dich so nehmen wie Du bist. Da wird es in Deinem Umfeld ja sicher auch einige geben wo das so ist. Innerhalb Deiner Familie oder Freund/e /innen.
Wann ist also die Unsicherheit am größten?
Dann, wenn Du erstens davon ausgehst abgelehnt werdern zu können, also schon fast damit rechnest, und zweitens wenn es Dir wichtig ist, nicht abgelehnt zu werden.
Das ist wirklich wichtig... versuch dass wirklich tief zu verstehen.
Das hat dann 2 Punkte, die für Dich die Punkte sind wo Du ansetzen kannst. Erstens: Du hast jede Menge Überzeugungen, die Dich damit rechnen lassen, das Du Ablehnung erfahren wirst. Das sind Überzeugungen über andere, das sind Überzeugungen über Dich selbst, letztlich alle Gründe die Dir einfallen, warum Du in einer Situation irgendwie schlecht von anderen behandelt werden könntest. Dazu gehört auch alles, was Du schon erlebt hast, denn Du begründest mit Deinen Erfahrungen Deine Überzeugungen was wahrscheinlich geschehen wird. Die Wichtigsten Überzeugungen, diejenigen die Du wirklich kennenlernen musst, sind diejenigen die negativ sind und über Dich selbst. Also z.B. das was Du von Deinem Gesicht sagst... dass das ein Grund sein könnte usw. Dir fallen wahrscheinlich jede Menge Gründe ein, warum Du es gerechtfertigt findest, das man Dich uncool findet.
Zweitens: Schau Dir an, warum es Dir wichtig ist, NICHT abgelehnt zu werden. Was Du Dir wünscht oder wünschen würdest. Sei da ehrlich vor Dir selbst. Das alles ist nicht falsch. Also sich z.B. zu wünschen respektiert zu werden, ein gewisses Ansehen bei anderen zu haben, cool zu sein usw. Die Wünsche sind nicht das Problem. Nur glaubt man zu schnell, man muss so oder so sein, damit man respektiert wird. Und DAS ist das Problem. Das sind wieder Überzeugungen.
Wenn Du Dir das alles mal vor Augen führst, indem Du z.B. einfach Stichpunkte machst... z.B. erst mal alle Gründe untereinander schreibst, warum Du glaubst "uncool" zu sein, warum Du mit Ablehnung rechnest usw. Dazu gehört v.a., was Du glaubst, was andere über Dich denken. Denn darum dreht es sich letztlich. Du glaubst: Wenn ich so und so bin, denken die das und das und dann lehnen sie mich ab.
Letztlich möglichst alle Überzeugungen die mit dem Thema zusammen hängen, plus auch die positive Seite, also das was Du Dir wünscht, dann wird sich einiges klären und sich psychologisch lösen.
Du kannst Dir eines merken: Wenn Du eine Angst kennenlernst, löst sie sich auf. Es sind Gedanken die einem Angst machen, die Dich verunsichern. Wenn Du sie kennenlernst und verstehst, dass das so nicht sein muss, wird sich eine positive Spirale ergeben. Das ist gerade bei Deinem Thema wirklich gut, weil Du da Fortschritte schnell feststellen kannst, wenn Du konsequent bist. Damit meine ich... Du musst dafür auch schon etwas tun. Aber es ist nicht unbedingt schwer. Wie gesagt... ich würde an Deiner Stelle einfach viel schreiben. Kannst Du in Stichpunkten machen, oder auch ganze Texte. Es geht immer darum, Dir bewusst zu machen was Du denkst und glaubst, wovon Du überzeugt bist. Wenn es Dir bewusst wird, wirst Du verstehen dass das keine Wahrheiten sind und anders sein kann. Nimm die alltäglichen Situationen zuerst, damit Du schnell Erfolge sehen kannst. Das wird Dich dann noch mal sicherer machen.
Und wirklich... Gerade auf dem Gebiet stellen sich schnell Erfolge ein.
Falls das jetzt etwas zu unübersichtlich war, die "Grundregeln" in Kurzform:
- bewusstmachen, was Dich verunsichert... welche Situationen und warum
- bewusstmachen, was Du Dir wünscht, warum es Dir wichtig ist nicht unsicher zu sein, warum Du Unsicherheit falsch findest.
- bewusst machen, was Du glaubst wie andere über Dich denken und warum sie Dich mobben.
Und wenn Du schreibst, dann sei dabei sehr im JETZT... beobachte Dich selbst wie Du schreibst und was Du denkst. Beobachte Dich ein bisschen so, als ob Du jemand anderer wärest. Je bewusster Du bist, wenn Du Dir anschaust was zu Deiner Unsicherheit führt, desto schneller löst es sich auf. Und was auch gut ist: Wenn Du einen Grund vor Dir hast... z.B. irgendeine Überzeugung wie "Ich werde gemobbt, weil ich uncool aussehe." Dann stell Dir selbst mal die Frage: Ist das wirklich wahr? Und hör auf Dein Gefühl. Stell Dir diese Frage mehrere Male... Kannst Du Dir sicher sein, dass das wahr ist? Ist es wirklich dieser Grund? Auf diese Art löst man Überzeugungen die Angst machen. Je weniger Überzeugungen Du mit Dir herumschleppst die Dir Angst machen, desto größer wird Deine Sicherheit werden. Im Grunde genommen ein einfaches Spiel.
Und Selbstbewusstsein, Sicherheit.... das ist etwas absolut Grundlegendes. Viel mehr als Du bisher vermutest. Je früher Du lernst, warum Du unsicher bist, wie Du sicher wirst, desto besser ist es für alles was noch kommen wird. Und da ist es auch wirklich nicht schlecht, wenn man mal die negative Seite wirklich kennengelernt hat. Das bringt einen dann oft dazu, die positive Seite wirklich anzustreben und das dann auch zu schaffen.
VG,
C.