Liebe/r Ayukas,
Du fragst nach einer Ausbildung ? Wenn ich mich nicht sehr täusche, bist Du schon drinnen - und das dürfte eine der ersten Bewährungsproben sein.
Das Wichtigste von all den Ausbildungen ist nicht Fachwissen und Methodik - sondern Persönlichkeit : persönliche Stabilität, Zielstrebigkeit, Durchhaltevermögen, Standhalten. Darum geht es in Deinem jetzigen Ausbildungsabschnitt. Das sind unbezahlbare Erfahrungen : entmutigt und verzweifelt gewesen zu sein - und nicht aufgegeben zu haben und es GESCHAFFT zu haben.
Wenn Du jetzt aufgibst, bist Du sozusagen schon in der ersten Runde der Ausbildung ausgeschieden. Das ist kein Problem und in Ordnung - aber dann lass die Finger davon : dann wärest Du den Belastungen, die auf Dich in Deinen Wunschberufen auf Dich zukommen, nicht gewachsen.
Was ich mir zu der Sache denke:
Durchhaltevermögen ist etwas enorm Wichtiges, ohne das man im Leben nicht weit kommt.
Aber es gibt mit Sicherheit Situationen, in denen es nicht darauf ankommt durchzuhalten; Situationen, die man nicht ohne erhebliche Schäden überstehen würde und in denen es besser ist aufzuhören -
aufhören, nicht
aufgeben.
Wenn man auf dem falschen Weg ist, sollte man ihn verlassen, um den richtigen Weg gehen zu können. Bevor jemand an einer Sache z.B. der Schule verzweifelt (und dann wer-weiß-was tut), sollte er den Mut haben sich einzugestehen, dass es so nicht weitergehen kann, und die Kraft aufbringen, die Sache zu beenden.
Woher weiß man denn, dass die Prüfung darin besteht, das, was man gerade tut, unter allen Umständen durchzuziehen, auch auf die Gefahr hin, dass man dadurch kaputt geht? Kann es nicht sein, dass man lernen soll, auf sich selbst zu hören und nicht aus Trotz, Stolz, übertriebenem Pflichtgefühl, Hörigkeit gegenüber Autoritäten, Angst vor der Zukunft, ... an einer Aufgabe festzuhalten, die man nicht bewältigen kann/muss?
Das Problem ist, zu erkennen, wann man in eine Sackgasse geraten ist und aufhören soll und wann es gilt durchzuhalten und weiter zu machen. Da muss man sehr selbstkritisch sein und seine Motive erforschen. Wenn der Körper rebelliert und man krank wird, ist das allerdings für mich ein untrügliches Zeichen dafür, dass etwas absolut nicht stimmt.
Wenn du, Ayukas, den sicheren, weil anerkannten Weg Schule-Universität-Beruf verlässt und dich sozusagen durchs Unterholz kämpfst, finde ich das bewundernswert! Ich wünsche dir viel Glück dabei! (Denn ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es ist, mit einer Situation sehr unzufrieden zu sein und einen Ausweg zu suchen. Und wie es ist, sich allein und "anders" zu fühlen.)
Halte uns doch auf dem Laufenden, wie es dir ergeht!
Alles Liebe,
Knopf