ElaMiNaTo schrieb:
Da ist auch noch viel Angst. Ob wohl Hass und Angst irgendwie zusammenhängen ? Da ist wohl auch Liebe überall in mir. Das Universum ist die Liebe und hass ist natürlich auch im Universum...trotzdem kann ich nicht sagen, dass Hass liebe sei, ist.
Was ich sagen könnte ist höchstens, das Hass eine Perversion der Liebe ist. Ent-stellte Liebe.
Das ist die gängige Meinung - und sie ist falsch. Hass ist keine Perversion, und schon gar nicht eine Perversion der Liebe.
Hass ist grundsätzlich, wie Angst, Wut, sexuelle Erregung usw. auch, pure, reine, unverfälschte Lebenskraft. Wenn du den Hass in dir ablehnst, lehnst du diese Lebenskraft ab.
Ein gesunder Mensch hasst. Er hasst alles mit voller Leidenschaft, was schlecht, böse und falsch ist. Es gibt viele Dinge, die schlecht und böse und falsch sind, und man tut gut daran, diese Dinge zu hassen. Ich persönlich hasse beispielsweise die Lügen, die uns viele Politiker auftischen, und ich verachte diese Menschen dafür, dass sie nicht die Wahrheit sagen. Ich hasse Halbherzigkeit, ich hasse Gleichgültigkeit, ich hasse die blinde, stumpfe Gier, mit welcher Dinge zerstört werden, die einen unschätzbaren Wert haben, einfach nur um einen kurzfristigen Vorteil zu gewinnen. Nein, Hass ist nichts Schlechtes, Hass ist etwas Gutes, weil Berechtigtes.
Der Mensch besitzt eine unversiegbare Quelle an Lebenskraft, diese Kraft ist weitaus intelligenter als er selbst, und sie tendiert immer dahin, genau diejenige Form anzunehmen, die im Moment notwendig ist. Hass ist nur EINE mögliche Ausprägung, und es ist eine ziemlich starke Ausprägung, die sicherstellen soll, dass Missstände nicht einfach passiv hingenommen werden, sondern aktiv bekämpft werden. Hass oder Wut gleichen einem riesigen Bagger, die geschaffen wurden, um ein Haus abzureissen, das nicht mehr länger stehen bleiben soll. Die Lebenskraft stellt durch diese zugegebenermassen extremen Gefühle sicher, dass der Mensch nicht sitzen bleibt und zuschaut, sondern dass er aktiv wird. Du kannst diesen Gefühlen Vertrauen schenken, denn das heisst: die Lebenskraft bejahen, die hinter ihnen steckt.
Natürlich brauchst du keine Angst zu haben, aus lauter Hass jemandem die Fresse einzuschlagen, obwohl das bisweilen noch immer die beste Reaktion ist. Meist ist es gar nicht nötig, irgendwie zu reagieren, sondern einfach nur die eigene Gefühlswelt genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Ich erinnere mich, einst einem jungen Mann mitten ins Gesicht gesagt zu haben, dass ich ihn für ein richtiges ********* halte, so richtig vollauf und ganz ohne Ausnahme. Das war das Allerbeste, was ich damals tun konnte, es war in jeder Hinsicht die richtige Reaktion. Ich verachtete diesen Mann für sein hinterhältiges, verlogenes Verhalten und für seine Arschkriecherei. Da gab mir die Lebenskraft einen Vorschlaghammer in die Hand, den ich auch prompt benutzte. Und es war richtig, weil es MIT der Lebenskraft geschah, und nicht GEGEN diese.
Aber wie gesagt, es gibt kaum Menschen, die aus lauter Hass Amok laufen, du brauchst dich vor deiner eigenen Emotion im Grunde nicht zu fürchten.
Übrigens gibt es die schöne Geschichte von Jesus, der in grossem Zorn den Tempel ausräumt. Der Mann muss mit voller Leidenschaft die Missstände seiner Zeit gehasst haben, wenn er zu so einer Tat fähig war.
Du siehst auch sehr schön in diesem Thread, wie hier vieles nicht richtig verstanden wurde. Alle, die dir raten, irgendwas zu tun, um den Hass umzuwandeln oder abzubauen, alle die haben kein echtes Vertrauen in ihre eigene Lebenskraft. Sie glauben, es gäbe Persönlichkeitsanteile an ihnen, die nicht gut seien, sie urteilen somit über sich selbst und über ihr Wesen, und dadurch werden sie nicht ganze, sondern halbe Menschen, die entgegen ihrer Quelle an Lebenskraft leben. Das ist eine der vielen Neurosen ("vasanas"), mit denen es der Menschen zu tun hat - den eigenen Reaktionen nicht vollauf zu vertrauen. Die Frage ist, ob du dieser Lebenskraft Vertrauen schenken willst/kannst oder nicht.
Übrigens gibt es genau genommen gar kein Gegenteil von Liebe. Auch Angst ist nicht wirklich das Gegenteil von Liebe, aber manchmal ist es nützlich für eine Diskussion, von diesem Sachverhalt auszugehen.