Graffiti oder Vandalismus?

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Hi, Kaji.

Wie sieht es mit Plakatkunst aus? D.h. Plakate an die Wände kleben?
Also ich meine, Plakatkunst ist das Gestalten eines Plakats, nicht dessen Verklebung :) Plakate haben grundsätzlich einen etwas anderen Kontext als Graffiti -- sie werden wohlüberlegt im stillen Kämmerlein erzeugt und gefertigt und müssen mit einem Normformat auskommen.

Graffiti dagegen lebt aus der Hast der Erstellung (wenn man von der verbotenen Frucht ausgeht), der Beschränkung des Materials (wie viele Farben kann man mitschleppen) und sind an den Malgrund angepasst, ohne Formatbeschränkungen zu unterliegen. Das macht die beiden Gattungen grundsätzlich verschieden und auf die jeweilige Art interessant. Wobei Plakatgestaltung schon im Establishment des Grafik Design angesiedelt ist und entsprechend eine viel stärker definierte Formensprache entwickelt hat…

Aber grundsätzlich ist jede Art von bildender künstlerischer Äußerung zu begrüssen, wurscht, ob Graffiti, Plakat, Leinwand, Aquarell, Foto, Film, …
 
Als Spontan-Kunst ist ein gut gemachtes Graffiti in meinem Augen durchaus wahre Kunst. So spontan isses ja dann meistens auch nicht. Denn großangelegte Sprayereien sind ja durchaus geplant und überlegt. Mal ganz abgesehen von der Kunst der Akrobatik, die sie beherrschen müssen, um an die unmöglichsten Stellen zu sprayen. Da haut es mir ja oft die Fragezeichen raus, wie es Menschen schaffen, in schwindelerregenden Höhen auch noch was künstlerisch wertvolles zu schaffen. Hut ab!
 

Bodenleger der anderen Art


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Bildverweis

 
Diese Kunst da aus Inillocs Beitrag, darüber habe ich im TV schon eine Doku
gesehen. Die Illusion, die entsteht ist faszinierend.

Ansonsten: Die meisten Graffiti sind leider eben auch künstlerisch ziemlich
katastrophal, aber gibt auch schöne.
Ich habe dazu eine gespaltene Ansicht.
Sollte ich mal irgendwo in der Stadt wohnen besprühe ich die Wand aber lieber selbst;) Naja, müsste vorher noch üben:D

LG PsiSnake
 
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Das liegt in der Natur der Sache, da muss man durch und sich von seiner Sache in die Objektivität verabschieden. Kindsweglegung, sozusagen, aber unentbehrlich, will man nicht als Kauz enden…

Naja. Das ist hart.
Gerade das Zeichnen und Malen oder meinetwegen professioneller ausgedrückt: Illustrieren ist eine höchst persönliche Angelegenheit. Wenn einer einen Sprung in der Schüssel hat, dann sieht man das garantiert in seinen Sachen. Technische Mängel kann man beheben und korrigieren, zu jeder Zeit. Die kann man auch kritisieren bis zum blutigen Exzess.
Aber sag einem Gottfried Helnwein oder Michael Hussar, dass er für die neue Flippers CD eine bunte, fröhliche Blumenwiese mit Butterblumen illustrieren soll. Das ist eine Schmerzgrenze. Das macht mir wohl oder übel etwas aus - neutral ausgedrückt. Das ist auch insgesamt die Kritik, die ich in letzter Zeit am meisten zu hören kriege. "Sie müssen mehr in eine gemäßigtere Richtung..." "Sie wissen schon, dass Ihre Zeichnungen..." "Das würden Prof. XY und Prof. Z in der Prüfung aber überhaupt nicht gut finden". Ich bin schon ein Kauz. Vielleicht auch ein Kuckuck.

Da setzt du aber voraus, dass dein Gegenüber also auch dein Werk kennt und (leichtsinnigerweise) meint, dein Können würde direkt mit deinem Überblick korrelieren…*Gerade Letzteres ist meist nicht gegeben -- richtig gute Künstler haben von nix als sich eine Ahnung. Wer anfängt, über Dritte zu reflektieren, hat schon verloren. Das geht bei der Teepause, aber nicht in der Arbeit…*und oft ist die Arbeit außerhalb des Entstehungskontexts präsentiert, erlaubt also gar keinen Rückschluss auf die unterliegende Denkwelt, sondern reflektiert nur, was der Kurator empfand, als er das Bild hängte… Das mit der bildenden Kunst ist schwierig -- die Bedeutung ändert sich mit dem Kontext und sogar eine Mona Lisa ist heute etwas völlig anderes als vor ein paar hundert Jahren…

Nein, das setze ich nicht voraus. Wenn ich jemandem etwas zu seinen Sachen sage, dann sage ich es einfach. Oder versuche es bleiben zu lassen.
Jemand, der in erster Linie gerne nur erfolgreich sein möchte, gebe ich kein Feedback zu dessen anatomischen Ungereimtheiten in den Bildern, das wäre vergebene Liebesmüh. Das meinte ich damit.
Die fertige Arbeit steht letzten Endes für sich allein, ich weiß. Jedenfalls sollte sie das. Was 'richtig gute Künstler' tun oder genau sind, weiß ich nicht, davor scheue ich mich, überhaupt noch eine Vermutung darüber ab zu geben, was die so machen und sind. Wobei man einstimmig von überall zu hören bekommt, dass das Freaks wären. Egal, wen man fragt.

[...]

Also darf ich das Beispiel mit einem klaren teils-teils beantworten :) Nicht alles, was irgendwer macht, findet auch meine Zustimmung, und nicht alles, was einen Titel trägt, lehne ich zu 100% ab. Oder umgekehrt. Mir gefällt Graffiti, wenn ich spüre, dass es dem Künstler ein Anliegen war, oder ein tiefer Ausdruck von etwas eigenem war, und es wird noch besser, wenn weitere Sprayer ihre Spuren drübergelegt haben. Da habe ich in Bilbao ein paar hundert Meter Mauer fotografiert, mal graben, wo diese Bilder sind… Nachteil analoger Negativstreifen…

Verstehe. Korrekt. :)
Vielleicht kommt ja noch eine Sammlung an interessanten Wänden zusammen.

Ah, ich sehe, das wird ja schon - na dann... Bühne frei.

GN8.
 
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