Exoten und hiesige Schamanen

Mir ist das wurscht ob europäisch oder Nicht-europäisch Tätiger.

Ich schau da eigentlich auf die Erfahrung.

Für mich ist wichtig:

Lebenserfahrung
Jahre an Erfahrung des schamanisieren.
 
Werbung:
Die Welt ist weit und offen, warum sollte ich mich beschränken? Die Geister der Luft sprechen mit mir hier genauso wie anderswo.

Und ganz wichtig jede Kultur hat ihren eigenen Schamanismus, was heißt, dass die Kultur eines Landes, Volkes immer auch Einfluss auf den Schamanismus hatte, genauso wie auch andersrum. Da hier nun mal eine andere Kultur entstanden ist, sollte aus dieser, wenn schon schamanisches entstehen. Es ist sinnlos, einen von der jeweiligen Kultur getrennten Schamanismus etablieren zu wollen. Schamanismus ist immer eine offene Bewegung gewesen, sie ist in der Lage alles mögliche aufzunehmen und sich und die Umgebung zu verändern. Schamanismus zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass man mit Geistern Kontakt hat, sondern dass man integriert ist in seine Umgebung und dazu gehört nun mal auch die menschliche Umgebung.

LGInti

Da hast du einen überaus wichtigen Punkt angesprochen.

Der Charakter der Menschen ist geprägt und verbunden mit den Pflanzen die in ihrer Umgebung wachsen.
Sofern dieser sie wahrnimmt?

Ich finde es wichtig das ein Schamanisierender mit den Pflanzen wo er lebt
vertraut ist.
 
Hi ho zum Feierabendapell!

Da sind schon mal zahlreiche und schöne Antworten zusammengekommen. *händereib* Ich werd´ die in der nächsten Zeit schon auch noch auseinandernehmen, drauf antworten und es weiterverwurschteln. Aber kurz ein paar sehr interessante Punkte, die mir sehr gefallen bzw. wo ich schon a bissl den Verdacht hatte, es könnte so sein, herausgegriffen:

-Schamanismus ist exotisch, und natürlich ist es toll, mal so was erlebt zu haben ("ich war bei einem äääächten Schamanen...."). Aber hierzulande geht das ja nun gar nicht, weil wir sind ja zivilisiert. :ironie:
-Außerdem hats bissl was von einem Wellnessurlaub, wenn man zum Exoten geht. Würde ein hiesiger sagen: "okay, stell den Elfen 3mal täglich an Schnaps hin und kümmer dich mal in Deinem Garten um a bissl mehr Grünflächen, dann wirds auch mit der Heilung besser", dann wäre das irgendwie komisch. Und außerdem würde das ja Arbeit bedeuten. Der Onkel Doktor gibt ja auch Pillen, und dann ist ohne eigenes Zutun alles gut.
-Frei nach Apu Kunturs Buch: es gäbe ein paar ikonoklastische Momente. Scheiße auch, das ist jetzt nicht der große Manitu, und die Geister aus den Märchen, die gibts, und daß alles beseelt ist, das ist nicht nur schöne Indianerromantik, sondern das rumst auch hier!

Ganz frech formuliert: der Exotenschamanismus ist also a bissl wie der Ayurveda-Urlaub überspannter Ärztegattinnen, die mal a bissal das Seelchen baumeln lassen wollen, aber dann ists schon auch gut mit Verpflichtungen und Nachdenken übers eigene Weltbild. Achtung: ich formulier das absichtlich etwas überspitzt, denn es gibt ja eben auch verdammt gut arbeitende "Ausländer", zu denen man ruhig gehen soll, und eine schamanische Sitzung ist halt nicht immer nur Wellness. Aber vielleicht regts ja zum Nachdenken an, wie mit der Schamanerei und den Geistern (und überhaupt mit Heilung und Medizin) umgegangen wird.

Und, nein, es geht nicht um Wettkämpfe, sondern ein mögliches Ungleichgewicht. Mir ist schon klar, daß man das nicht von heute auf morgen hinkriegt, aber ich find schon, daß man da was sagen und tun sollte (ach jo, Efeu: einiges ist in Arbeit, das posaun ich nur hier nicht weiter rum, weil ich hier garantiert nicht nur Freunde habe).

So, ab in den Feierabend!
Terrorelf
 
germknödel;3514770 schrieb:
Für die meisten ist Schamanismus per se schon mal exotisch.

Yo. Und die Gründe, warum die Klientel so pauschal mal zum Schamanen geht sind auch sehr unterschiedlich. Da haste die große Menge an Esoheilnomaden, die eben auf eine Art mehr hören möchte das, was sie hören möchte. Austherapierte bzw. psychosomatische Fälle, nicht eben die einfachsten Fälle. Oder auch eine IMHO kleine Gruppe von Leuten die eben relativ objektiv mal das ausprobieren möchte. Von den vielen, die auch eher aus Neugier und auf der Suche nach Verwirklichung hingeht, mal gar nicht zu reden.

Diese Leute suchen dann halt das exotische und da werden sie von Rantanplan, dem Indianerschamanen vom Nordpol eben eher angezogen als von Franz dem schamanisierenden Heilpraktiker aus Buxtehude.
Aber Ausnahmen gibts eben immer, und die werden vermutlich auch zahlreicher, wenn man Erfolge vorweist.
Nun weisen schamanisierende Leute durchaus erstaunliche Erfolge vor, aber wie wir wissen sind die im Schamanismus manchmal sehr viel beeindruckender, manchmal beängstigender, oft schmerzhaft; da mag dann so mancher anschließend doch lieber zum Arzt mit seinen Neuroleptika oder eben zu Rantanplan gehen, der einem was vortrommelt und gequirlte halbbackene Esoscheiße in einer fremden Sprache erzählt.

Es gibt aber auch hiesige Schamanisierende bzw. Leute, die ähm, das mal gemacht haben, die sich aber aufgrund der PR verbiegen. Ich denke, jeder hier kennt da durchaus welche. Die können oder konnten sicher was, aber mussten feststellen, daß sie mit Indianereintopf wesentlich besser ankommen. Spricht aus marketingtechnischer Sicht wohl nix dagegen, sofern sie eigentlich dann immer noch schamanisieren. Was sie oft aber nicht tun. Wie sie das mit ihren Geistern dann gebacken bekommen, keinen Schimmer.

Allerdings...Klienten gibts doch schon immer mal wieder, neh? Ich mein, zu mir kommen auch Leute, auch aus dem lokalen Umfeld, ohne daß ich Schamane wäre oder sonstwas. Müsste ich davon leben, säh es natürlich anders aus.

ciao, :blume: Delphinium
 
Vielleicht sollten sich auch mal einige klar werden, dass Schamanismus net heißt "back to the nature", sondern "we are the nature, und die is do wo du bist".
Will heißen, so a la "ich fahr zum schamansieren a bissl in den Wald mit dem Auto so 100 km außerhalb, weil ich ja in so einer schlimmen städtischen Umgebung wohn, und deswegen solche Energieverluste hab" ist üblicher, wie zu schauen und zu hören, was der mittlerweile sauwütende Ortsgeist mitzuteilen hat, auf dessen Platz das Häusl steht, in dem ich mit 30 anderen Leuten wohn, weil Stadtgebiet. Und ob und wie man mit dem verhandeln kann und ihn wieder besser stimmt, weil das Haus können ma grad net abreißen, das steht in einer Straße mit 150 anderen ähnlichen Häusern.
Schamanismus heißt nämlich auch, Mittler zwischen geistiger Welt und Menschen, und die Städte stehen auf jeder Menge Orts-, Quell- und sonstiger Geister.
Aber .... was schreib ich da ... das geht doch gar nicht ... Schamanismus ist doch in den Wald fahren und Bäume umarmen.

:ironie:
 
Also: warum zum Teufel rennt Ihr alle zu den "ausländischen" Schamanen? Sind die weiser, exotischer oder ursprünglicher als die Leute hier? Warum werden Leute, die hier und jetzt schamanisch arbeiten, ebenfalls initiiert sind und mit den Geistern vor Ort schaffen, eher links liegen gelassen oder gar belächelt

Ahhh, erst denk ich mir, der Mensch stellt mal ne gute Frage...

, während andere bloß großes Tamtam machen, sich ein paar Federn ins Haar stecken und etwas vom "Ältestenrat" erzählen, und die Leute sehens gleich als oberste spirituelle Weisheit und drücken echt Kohle für eine Sitzung ab, die ich (und nicht nur ich) genauso gut mache - und das für weniger.

.. und dann stellt sich raus, der Mensch hat ne persönliche Agenda. :(

Tscha, wann werden die Menschen anfangen, sich zu fragen was eigentlich läuft, auch ohne dass sie ihre eigenen Papiere drin haben und weil das was läuft grad nicht so zu ihrem Vorteil ist? *eg*

Wie gesagt: soll kein Anschiß sein, aber schon zum Nachdenken anregen. Es gibt auch hier klasse Leute, man muß halt a bissl suchen, aber irgendwie scheints so zu sein, daß der die meisten Kekse kriegt, der am lautesten kräht.

Na eben, wundert Dich das?
Und dann ist da auch noch das Ding mit der "Verpackungskunst" - schon im Supermarkt isses ja so dass die Leute eher auf die Qualität der Verpackung gucken als auf die des Produkts. Und wenn die hübsch exotisch ist, na...?
 
Hi PPMc!

Nö, nix persönliche Agenda. Wurde von mir schon auch im Bezug auf andere einheimische Schamanen beobachtet. Und exotisch rumlaufen - nö, für mich wärs gekünstelt.

Gruß,
Terrorelf

P.S.: Wo Du aber sehr wohl recht hast: die meisten Leute sehen die "Kraft" halt nicht und kommen nicht aufm Trichter, daß ein normal aussehender Typ genauso was aufm Kasten hat wie der Kerl im Federschmuck und mit Wallawalla-Gewändern.
 
Wie sehen das denn die hiesigen, bedarf es der physischen Begegnung zwischen Schamane und Klient, zu arbeiten?
 
Hallo Terrorelf,

mir scheint, du arbeitest selbst schamanisch? Und, du bekommst du wenig Aufmerksamkeit? Ein Freund bekommt zu wenig Aufmerksamkeit? Jemand, den du sehr schätzt?
Vielleicht sind die Ursachen darin, anderswo zu suchen, als im Wort "Schamanisch". Schamanismus ist ein sehr allgemeiner Begriff für eine Unzahl an Entwicklungen, und heutzutage schießen Schamanen wie Pilze aus dem Boden. Nicht, dass sie schlecht sind - jeder tut seine Arbeit so gut wie er es vermag. Daher meine Achtung vor allen Spirituell arbeitenden...
Was ich damit sagen möchte, lieber Elf, ist einfach: Such die Ursache für diese Ignoranz nicht im Schamanismus, sondern mehr in der Nähe des/der Betreffenden Personen. Warum erhalten sie nicht die nötige Aufmerksamkeit? Was machen sie falsch?
Oder machen sie nichts falsch, nur die Menschen sind noch nicht bereit für sie?

Liebe Grüße
Caramella
 
Werbung:
Hallo Terrorelf,

also ich muss sagen: ich war inzwischen bei zweien, bei Angaangaq (bitte, Leuts, schreibt den Namen richtig: da ist ein n nach dem A), und bei Tungaa.

Da ich selbst ziemlich schamanisch unterwegs bin, ist es für mich immer sehr bereichernd, die Arbeit anderer Schamanen zu erleben. Und ich muss sagen: Angaangaq ist einfach sehr, sehr gut. Er hat Kraft. Sehr viel Kraft. Und er weiß damit umzugehen. Es gibt auch im hiesigen Lande solche Menschen, und zu denen gehe ich auch. Aber die Arbeit aus einer anderen Kultur live mitzuerleben, ist eben nochmal etwas anderes, als darüber zu lesen. Warum also nicht ebenso hingehen?

Mit Tungaa war es noch einen Tick spezieller. Weil sie Besessenheitstrance ausübt. Beim Ritual war sie insgesamt nacheinander von zwei verschiedenen Geistern besetzt. Auch das war sehr beeindruckend, und ich habe sehr viel gelernt. Klar, da kann man wieder Bücherwissen heranziehen. Aber das ersetzt die eigenen Sinne eben nicht.

Ich könnte mir vorstellen, dass es vielen Leuten so geht: sie wollen es erleben. Nun ist "unsere hiesiege Schamamenkultur" eben eher (und daran krankts meiner Meinung nach halt auch) noch von unserem kulturellen Kontext geprägt, dass jeder allein für sich arbeitet. So die ausländischen Schamanen aber nicht. Die arbeiten zum Teil mit großen Gruppen. Das ist ein Gemeinschaftsevent. Wenn sich später daraus Einzelsitzungen ergeben, dann ist das so. Aber der eigentliche Auftrag ist, in der Gruppe, mit vielen Menschen zugleich schamanisch zu arbeiten.
Und was bietest du an? Einzelsitzungen? Machst du einen großen Aufruf, schaust du, dass viele Leute zusammen kommen, schamanisierst du in der Gruppe, so wie Angaangaq und Tungaa?

Liebe Grüße
Terrara
 
Zurück
Oben