Erleuchtung

Minni schrieb:
Hallo Haris,

Interessante Fragen. Ich hab mir ein paar Gedanken gemacht:

Perspektive ist Wahrnehmung aus einer bestimmten Position heraus. Die Position ergibt sich durch Vorstellung, durch Splitten in Wahrnehmenden und Wahrgenommenes.

Die Perspektive ist beendet, wenn die Wahrnehmung beendet ist, denn ohne Wahrnehmung keine Perspektive.

Eine Ur-Perspektive gibt es nicht, denn das wäre die Einheit, aus der heraus sich die Vorstellung konzentriert. In einer Einheit (= nicht Vorgestelltes) ist Perspektive unmöglich, weil nichts da ist, das wahrgenommen werden könnte.

Jede Perspektive ist eine End-Perspektive, weil sie sich immer nur auf das richten kann, was sie jeweils betrachtet. Ändert sich die Wahrnehmung, ändert sich die Perspektive.

Doch habe ich das alles noch nicht zu Ende gedacht.
Danke für die Anregung.:)

Minni

Liebe Minni,

Und was würdest Du sagen, wenn ich behaupte, daß es erst deshalb keine Perspektiven gibt, weil es Perspektiven gibt?
Etwas gibt es nur auf der Basis, daß es nicht existiert und umgekehrt. Ohne Existenz keine Nicht-Existenz und umgekehrt. Beides ist untrennbar und in diesem Sinne eins. Das sind die zwei Wahrheiten, von denen die Buddhsiten sprechen: Erscheinungen und Leerheit von Eigenexistenz der Erscheinungen. Weder Existenz noch Nicht-Existenz sondern beides zugleich, also statt Sein oder nicht-Sein, Sein und Nicht-Sein. Statt keiner Perspektive und vielen Perspektiven keine und viele Perspektiven zugleich...

ebenfalls Danke für die Anregung!

liebe Grüsse,
Haris
 
Werbung:
Haris schrieb:
Liebe Minni,

Und was würdest Du sagen, wenn ich behaupte, daß es erst deshalb keine Perspektiven gibt, weil es Perspektiven gibt?
Etwas gibt es nur auf der Basis, daß es nicht existiert und umgekehrt. Ohne Existenz keine Nicht-Existenz und umgekehrt. Beides ist untrennbar und in diesem Sinne eins. Das sind die zwei Wahrheiten, von denen die Buddhsiten sprechen: Erscheinungen und Leerheit von Eigenexistenz der Erscheinungen. Weder Existenz noch Nicht-Existenz sondern beides zugleich, also statt Sein oder nicht-Sein, Sein und Nicht-Sein. Statt keiner Perspektive und vielen Perspektiven keine und viele Perspektiven zugleich...

ebenfalls Danke für die Anregung!

liebe Grüsse,
Haris

Guten Morgen Haris,

ich kann mich nicht damit anfreunden, daß es etwas geben soll, das es nur gibt, weil es gleichzeitig nicht existiert.
Ich glaube, der Buddhismus meint mit dem Nicht-Sein dasjenige, das zwar materiell erscheint, aber nicht als solches (Unabhängiges) existiert, daß die Trennung von Objekt und Subjekt Illusion ist. Sein als materielle Erscheinung, als vom Ich getrennt Wahrgenommenes, aber nicht als materielle Wirklichkeit existent.

Demnach existiert Perspektive, nicht weil es dieselbe nicht geben würde, wohl aber, weil sie bestimmte Eigenschaften nicht aufweist, die sie zu etwas Anderem machen würden. Sie ist so, wie sie ist, weil alle anderen Eigenschaften nicht sind.

Minni
 
Guten Morgen Mushin,

danke für die Mühe, die du dir gemacht hast. Dein Text hilft mir tatsächlich weiter. Besonders diesem Abschnitt stimme ich zu:
Mushin schrieb:
Meine Erfahrungen mit den Stimmen/Perspektiven/Persönlichkeiten, mit denen ich diesen Thread angefangen habe, und Kontemplationen haben mich dazu geführt, es für möglich zu halten, dass dieses Universum aus lauter Perspektiven besteht; wobei der Perspektivehaber und das Wahrgenommene sich - wie auch immer - gegenseitig bedingen (und natürlich wiederum selber durch all ihre Perspektiven bedingt werden). Also nicht aus vorgefertigten Räumen und Inhalten, sondern aus interaktiven Perspektiven.
Eben weil dise Räume und Inhalte nicht vorgefertigt sind, nicht schon vor uns (den Wahrnehmenden) existiert, ist alles im Werden (durch Interaktion). So ist jeder Augenblick jungfräulich, neu, unbefleckt, eine ständige schöpferische Kreation von Perspektiven.

Mushin schrieb:
Und ich sehe in alledem auch gesellschaftlich-politische Relevanz. Denn, wie ich gerne sage: "Komplexe Probleme brauchen komplexe Antworten."
Daß komplexe Themen komplexe Antworten brauchen, glaube ich eher nicht. Themen macht m. E. nur der mit sich selbst spielende Verstand komplex. In den letzten Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, daß, je simpler ein Gedankenkomplex ist, er umso fruchtbarer ist.
Doch leite ich keine Seminare, habe also keine so vielseitigen Erfahrungen wie du. Mag sein, vielleicht bist du auf dem richtigen Dampfer.

Minni
 
Minni schrieb:
Eben weil dise Räume und Inhalte nicht vorgefertigt sind, nicht schon vor uns (den Wahrnehmenden) existiert, ist alles im Werden (durch Interaktion). So ist jeder Augenblick jungfräulich, neu, unbefleckt, eine ständige schöpferische Kreation von Perspektiven.

Ich widerspreche dir ungern, aber ich weiß nicht, wie und ob dieser Moment jungfräulich ist. Und zwar, weil wir nicht wissen, ob nicht dieser Moment bereits durch irgendwelchen zukünftigen (für uns) Perspektiven mit-bedingt sind. Jungfräulich wäre dieser Moment lediglich, wenn er - aus dem Nichts auftauchend - von uns allen (+ Naturgesetze, etc.) bedingt würde. Aber ich habe Anfang dieses Jahrhunderts von Dean Radin und seinen Experimenten gehört (und selber auch ein wenig damit experimentiert), bei denen rückwirkend in der Zeit 'Dinge' (maschinelle Prozesse) beeinflusst worden sind.

Und vielleicht gibt es ja körperlose Entitäten, die vorwärts und rückwärts wirken können...

Minni schrieb:
Daß komplexe Themen komplexe Antworten brauchen, glaube ich eher nicht. Themen macht m. E. nur der mit sich selbst spielende Verstand komplex. In den letzten Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, daß, je simpler ein Gedankenkomplex ist, er umso fruchtbarer ist.
Doch leite ich keine Seminare, habe also keine so vielseitigen Erfahrungen wie du. Mag sein, vielleicht bist du auf dem richtigen Dampfer.

Mit komplex meine ich nicht unbedingt kompliziert - ich meine so vielfältig und durch so viele 'Größen' beeinflusst, dass, wenn man an einer Ecke was gutes macht, an einer anderen Ecke etwas völlig groteskes rauskommen kann. (Beispiel: Als wir alle, umweltbewusst wie wir sind, aufhörten Waschmittel mit Phosphaten zu verwenden, mussten die Wasserkläranlagen - die gerade auf Phosphate 'getraint waren - weitaus teurere und kompliziertere Verfahren anwenden, um das Wasser wieder zu reinigen. Anderes Beispiel: Als ich noch in Berlin Nähe Nollendorfplatz wohnte, wurden die Junkies, die dort am U-Bahnhof 'rumlungerten' durch kontinuierlichen Druck der Polizei von dort vertrieben, um die Kinder zu scghützen oder was auch immer; mit dem Resultat, dass nun überall in der Stadt solche 'Nester' sind.
Hier wurden einfach Antworten auf komplexe Probleme gefunden.)

Ja, wenn ich die erleuchtete Perspektive aktiviere ist alles selbst-illuminiert, klar, strahlend, weit und vor allem auch unendlich einfach. Weshalb man wahrscheinlich Erleuchtete nicht unbedingt mit den schwierigen und komplexen Problemen befasst - es sei denn als eine von vielen Stimmen - mit der unsre Welt sich abmüht.

In Liebe,
Mushin
 
Hallo Mushin,
Mushin schrieb:
Mit komplex meine ich nicht unbedingt kompliziert...
Ok. Ich habe „komplex“ mit „kompliziert“ verwechselt. Danke für die Richtigstellung.

Mushin schrieb:
Ich widerspreche dir ungern, aber ich weiß nicht, wie und ob dieser Moment jungfräulich ist. Und zwar, weil wir nicht wissen, ob nicht dieser Moment bereits durch irgendwelchen zukünftigen (für uns) Perspektiven mit-bedingt sind. Jungfräulich wäre dieser Moment lediglich, wenn er - aus dem Nichts auftauchend - von uns allen (+ Naturgesetze, etc.) bedingt würde. Aber ich habe Anfang dieses Jahrhunderts von Dean Radin und seinen Experimenten gehört (und selber auch ein wenig damit experimentiert), bei denen rückwirkend in der Zeit 'Dinge' (maschinelle Prozesse) beeinflusst worden sind.

Und vielleicht gibt es ja körperlose Entitäten, die vorwärts und rückwärts wirken können...
Ja, zu diesen körperlosen Entitäten gehörst du auch. Im Grunde ist dein Körper der materielle Aspekt deiner Selbst, doch „deiner Selbst“ ist „von Natur aus“ psychische Essenz.

Ich kenne Dean Radin nicht, aber ich stimme zu, daß die Dinge rückwirkend beeinflußt werden können. Da m. E. alles im Werden ist, ist auch Vergangenheit im Werden und Geworden ist sie in der Erinnerung. Und die ist jetzt. So gesehen wird im Jetzt Vergangenheit. Weiter gesehen wird auch im Jetzt Zukunft, denn da sie (wie Vergangenheit) nicht ist, muß sie erst entstehen, was sie nur jetzt kann.
Ein interessantes Thema, aber vielleicht würden tiefergehende Erörterungen hier zu weit führen. Es deutet zumindest an, daß sich alles gegenseitig beeinflußt, weil alles nur gleichzeitig (im Jetzt) da sein kann. Beeinflußt, aber nicht „bedingt“, weil das eine Determination wäre, die den freien Willen ausschließt.
Und auch wenn der Moment bedingt wäre, entsteht er doch neu im Jetzt. Er war ja vorher noch nicht da. Man kann also schon sagen, er sei aus dem Nichts aufgetaucht. Daß er aus einem „vorigen“ Geschehen entstanden ist, ist kein gesichertes Wissen, sondern Deutung. Dasselbe sollte für Zukünftiges gelten.

Im Übrigen darfst du mir zu jeder Zeit widersprechen, das wünsche ich sogar, damit ich weiß, an welchen Aspekten ich noch arbeiten muß, welche ich neu überdenken sollte. Von Menschen, die mir zustimmen, kann ich nicht viel lernen.J

Minni
 
Hallo Minni,

ich kann mich nicht damit anfreunden, daß es etwas geben soll, das es nur gibt, weil es gleichzeitig nicht existiert.

Hm, ja, das klingt erstmal schon ziemlich schräg und kommt mir jetzt auch eigenartig vor. Ich wills mal nochmal für mich auseinanderklamüsern, wie ich es gemeint habe:

Wenn wir aus dualistischer Wahrnehmung von Existenz sprechen, meinen wir die Existenz eines abgegrenzten, sich von einem anderen Objekt unterscheidenden Objekt, sei es nun materiell oder inmateriell. Immer braucht Existenz für den Beobachter diese Abgeschlossenheit und Unterscheidbarkeit. Darum kann es für einen Beobachter ohne die Negation eines Objekts gar kein Objekt geben. Die Negation eines Objekts muss nicht das gänzliche Fehlen dieses Objekts sein, sondern kann einfach auch nur ein anderes Objekt sein, aber eben nicht dieses (Bsp: eine Maus ist eine Maus, weil sie sich von den Nicht-Mäusen, z.B. Elefanten, unterscheidet. Gäbe es keinerlei Nicht-Mäuse, wäre die Existenz der Maus absolut - d.h. das Universum wäre in seinem Innersten Wesen eine Maus und würde nur als Maus erscheinen). So verhält es sich auch mit Perspektiven. Ein Perspektive A kann nur in Unterscheidung und damit in Abhänigkeit dieser Unterscheidung zu einer anderen Perspektive B existieren, der die Eigenschaft, Perspektive A zu sein, fehlt. Insofern basiert Existenz auf Nicht-Existenz, d.h. Existenz und Nicht-Existenz hängen voneinander ab und sind in dieser Weise eine Einheit. Die dualistische Wahrnehmung, die fälschlicherweise Beobachter von Beobachtetem trennt, erfasst jedoch diesen Sachverhalt nicht, sondern nimmt Existenz als unabhängig und aus sich selbst heraus existierend wahr. Sie mißachtet (unter anderem) die Abhängigkeit der Existenz von Nicht-Existenz.

Ich glaube, der Buddhismus meint mit dem Nicht-Sein dasjenige, das zwar materiell erscheint, aber nicht als solches (Unabhängiges) existiert, daß die Trennung von Objekt und Subjekt Illusion ist.

Genau, so verstehe ich es auch. Wenn also die Trennung zwischen Subjekt (Beobachter) und Objekt (z.B. die Beobachtung einer Wahrnehmungsposition namens "Perspektive") eine Täuschung ist und die Wahrheit darin besteht, daß beide abhängig voneinander existieren, folgt daraus die Verschmelzung von Subjekt und Objekt zu einer Einheit, die zugleich Subjekt und Objekt enthalten muss (begrifflich), selbst aber subjekt-und objektlos ist (nicht-begrifflich). Von dieser Nicht-Existenz einer Trennung zwischen Subjekt und Objekt kann man aber wiederum nicht sprechen, wenn man nicht zuvor die Existenz von Subjekt und Objekt eingeräumt hat. So habe ich es gemeint, als ich sagte Perspektiven gibt es nur, weil es keine Perspektiven gibt.


Demnach existiert Perspektive, nicht weil es dieselbe nicht geben würde, wohl aber, weil sie bestimmte Eigenschaften nicht aufweist, die sie zu etwas Anderem machen würden. Sie ist so, wie sie ist, weil alle anderen Eigenschaften nicht sind.

Ja, wobei ich sagen würde, daß die entscheidende Eigenschaft, die einer Perspektive fehlt die unabhängige Existenz ist.

Für die Praxis ist es nützlich, sich diese unendliche Bedingtheit der Phänomene, hier: Perspektiven bewusst zu machen. Ich glaube, das ist das was Muchin macht (?)So wird das Universum zu einer unendlich dichten und unbegrenzen Perpektive (die dann freilich mangels Bezugspunkten keine Perspektive mehr sein kann). Die Untrennbarkeit der eigenen Position von der Position anderer wird deutlich, Existenz (eigene Position, Position anderer) und Abwesenheit von Eigenexistenz (Abhängigkeit beider Positionen voneinander) fallen zusammen, ergänzen sich und heben sich damit zugleich gegenseitig auf.

huihui, sorry, jetzt habe ich aber lang rumerklärt - ist nicht als Belehrung gemeint, wollte mir das Ganze nur auch nochmal selber vergegenwärtigen.

Haris
 
Kurz : Axiom : Etwas existiert nur im Kontrast zu etwas anderem.

Wie sieht das mit Teilsystemen aus ?

Sei unser Weltall ein abgeschlossenes Teilsystem (zumindest für einen infinitisimalen d^n/dT^n), dann würdest du damit implizieren, daß es neben unserem Teilsystem noch im Kontrast Teilsysteme geben muß.

Für beliebige Überzeit und beliebigen R(-i) gilt dies ebenfalls.
Damit ist entweder der Überzeitraum unendlich, oder die Verschachtelung unendlich. (Oder beides)

Nochmehr zu Teilsystemen:

Jedes System, welches in Teilsysteme zerlegt werden kann, bildet aus sich heraus einen Kontrast zu sich selbst. (Teilsystem!=System)
Damit existiert jedes System, welches nicht elementar ist.

Damit ein Element existieren kann, und daher auch die Summe, müssen mindestens 2 Elemente existieren.



Triviale Schlüsse...aber Lustig :)
 
Werbung:
Mal ne Anmerkungen zu dem lustigen pseudo Paradox mit den Perspektiven.

Meiner Ansicht nach, kann man mit weniger wirrwar das beschreiben.

-Sei Perspektive eine Abbildung einer Abbildung in einer Teilmenge der ganzen Menge.

-Sei Objekt eine Teilmenge.

-Perspektive ist gegeben durch Objekt\Subjekt als Träger.

-Jede Menge ist Teilmenge einer anderen Menge.

=> Es existiert eine Menge U mit Subjekt und Objekt.
=> Die Menge U ist nicht für sich das Objekt bzw. Subjekt

Mal angewendet auf Perspektiven:

=> Es seien 2 Perspektiven A,B gegeben
=> Es existiert eine Obermenge der Trägersysteme für die Perspektiven
=> Sie sind damit sowohl eins, als auch getrennt.

Jedenfalls bin ich von dem Chaos Existenz=nicht Existenz nicht so begeistert.
Aber jeder verschlüsselt es auf seine Art :)

Nicht existenz einer Menge ist gar nicht definiert. Höchstens für die Freunde der Russelschen Antinomie...
 
Zurück
Oben