Minni schrieb:
Jetzt bin ich neugierig geworden: das Universum als Perspektive...
Könntest du mir mehr darüber erzählen, wie diese These entstanden ist?
Wäre dir sehr verbunden.
Minni
Hallo Minni,
ich war unzufrieden mit der herkömmlichen spirituellen 'Sprachregelung', wird doch davon ausgegangen - und ich nehme mich generell nicht aus; diese 'perspektivische' Perspektive will erst mal in alle Ecken und Nischen durchsickern - dass 'Ich' mich in diesem oder jenem Zustand befinde, der irgendwo 'da draußen' also gewissermaßen unabhängig von mir gedacht wird.
Ich bin zwar wissenschaftlich nicht super drauf (habe nicht mal einen Hauptschulabschluss; konnte im Schulsystem einfach nicht lernen), habe aber so manches vom Leben gelernt - und natürlich durch Lesen und mit intelligenten Menschen kommunizieren
. Als ich von der Quantentheorie etc. gelesen habe und davon, dass Beobachter und Beobachtetes nicht wirklich von einander zu trennen sind (im Mikrobereich wenigstens; und sofern man das Geschehen dort nicht in Mathematik sondern Sprache übersetzt), ist bei mir ein erster Groschen gefallen.
Als ich mich dann näher mit der Lehre von Ken Wilber befasst habe, wurde mir nicht nur schwindelig, sondern sie hat mir auch einen begrifflichen Rahmen gegeben, den ich gut gebrauchen konnte. Allerdings kam bei ihm die "Wir-Dimension" ein wenig zu kurz. Aber das fiel mir erst wirklich auf, als ich meine ersten "Circle's of the Heart" durchgeführt habe. (Da ich hier im Forum nicht auf eigene Webseiten verweisen darf, weil das als Werbung betrachtet wird, schicke ich dir per PN auf Nachfrage gerne einen Link zu einem Bericht, den ich über die erste Erfahrung damit gemacht habe.) Der Kernpunkt dieser Erfahrung ist, aus meiner Sicht, dass man so etwas verspürt, wie eine tatsächliche, fast physische Einheit mit allen Anwesenden, wobei die Einzigartigkeit und Andersheit der anderen keineswegs verloren geht: Sie wird mit aufgenommen, einschließlich der Ich-Perspektive.
Ich habe dann angefangen, in meinem Alltag und in Seminaren (gestärkt durch die Lektüre von Martin Bubers:
Ich und Du) weit mehr auf das 'Zwischen-uns' zu achten und wie es sich in Richtung 'Ich' und 'Du' entfaltet. Abgesehen davon, dass dies unter Umständen - wenn das Zwischen-uns 'greift' - alle Aspekte von Seligkeit hat, die ich aus eher innerpsychischen, subtilen Erfahrungen kenne, hat es auch noch eine 'Kommunion-hafte' Komponente; da zeigt sich nämlich etwas, wofür meine Sprache noch lange nicht ausreicht (siehe den wundervollen Beitrag von Energeia von heute abend 19:13).
Meine Erfahrungen mit den Stimmen/Perspektiven/Persönlichkeiten, mit denen ich diesen Thread angefangen habe, und Kontemplationen haben mich dazu geführt, es für möglich zu halten, dass dieses Universum aus lauter Perspektiven besteht; wobei der Perspektivehaber und das Wahrgenommene sich - wie auch immer - gegenseitig bedingen (und natürlich wiederum selber durch all ihre Perspektiven bedingt werden). Also nicht aus vorgefertigten Räumen und Inhalten, sondern aus interaktiven Perspektiven.
Ein Beispiel: Wenn ich den "Heart & Mind Clearing Process" durchführe und die Perspektive des Skeptikers aktiviere und diese ernsthaft (also vorurteilsfrei) befrage, wie die Welt in dieser Sicht aussieht, dann sehe ich (als Skeptiker) die Welt als voller Fallstricke - um nur einen Aspekt herauszugreifen. Ich erkenne, dass es also gut ist, dass ich da bin, denn ich schütze u.a. das 'verletzliche Kind' in der Person Mushin.
Die Nöte der verletzlich-kindlichen Perspektive bedingen meine Sicht und mein Handeln zu einem maßgeblichen Teil. Aber meine Sicht und Handlungen als Skeptiker bedingen auch, was mit dieser (v.-k.) Perspektive geschieht. Und nicht zuletzt bedingt es meine Körperchemie, durch Kommunikation und gegenseitiges Verbandeltsein mit anderen auch das, was ich in ihnen aktiviere/fördere/hervorrufe - und sogar das, was auf physischer Ebene geschieht.
Aktiviere ich die 'erleuchtete Perspektive' sehen die Welt und alle anderen mir gegenwärtigen Perspektiven wieder völlig anders aus: Gewissermaßen vollkommen (alles, auch das Ungute wird als zum guten Ganzen beitragend gesehen). Und auch das wiederum bedingt andere, Welt, Physik und so weiter.
Dies alles sind natürlich erste Ansätze und ich bin nicht Philosoph genug, um alle Ungereimtheiten dieser Denke zu erkennen (weshalb ich die Beiträge hier so schätze; ich lerne eine Menge!).
Bei alledem geht es natürlich um Beschreibungen und Sprechen-über. Das für mich Interessanteste und Erhellendste ist natürlich die 'Feldforschung', sprich, das Schaffen von Umständen in Seminaren und der Gemeinschaft hier, die es ermöglichen, dem 'Zwischen-uns' maximalen Entwicklungsraum zu geben.
Und ich sehe in alledem auch gesellschaftlich-politische Relevanz. Denn, wie ich gerne sage: "Komplexe Probleme brauchen komplexe Antworten." Und es ist meine Erfahrung aus den "Circles", dass eine Gruppe Menschen, die 'wahre Gemeinschaft' oder zwischenmenschliche, gefühlte-intuierte Einheit empfindet, unglaublich kreative Lösungen für eben solche komplexen Probleme entwickeln kann. Und natürlich stärkt die fast schon transzendente Wirgefühl den Einzelnen dann auch beim Aus-/Durchführen der von ihm als wesentlich erkannten Beiträge zum Ganzen.
Nun, ich hoffe, dies hilft dir ein Wenig weiter.
In Liebe,
Mushin