Erleuchtung

Mushin

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6. Juni 2006
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Berlin, Deutschland
Gestern besuchten Janshi, Madrina, Nirdosh und ich [**** Link entfernt, bitte Forumsregeln lesen ***] die Padmafarm, wo ich einen Vortrag (demnächst hier als Audio) gehalten und dann eine vierstündige Gruppe geleitet habe…

Nachdem wir in der ersten Hälfte des Events die non-verbale, subtile Dimension erforscht hatten, widmeten wir uns in der zweiten Hälfte dem “Heart & Mind Clearing Process”, einer Methode, die über Assagiolis Psychosynthese, Hal und Idra Stone’s Voice-Dialogue und Genpo Roshis “Big Mind Process” in der Praxis meiner Gruppenarbeit ihre gegenwärtige Form gewonnen hat.

Als ich die Arbeit vor einiger Zeit in Brno (Brünn) in Tschechien vorstellte, war ein Naturwissenschaftler zugegen und ich dachte, es sei interessant, einmal strikt nach den Grundregeln wissenschaftlicher Empirie vorzugehen. Also erklärte ich kurz die Arbeitshypothese: “Wir haben ein Selbst, das als viele ‘Persönlichkeiten’ (Sub-Persönlichkeiten) oder ‘Perspektiven/Sichtweisen’ in Erscheinung tritt, sich also als diese oder jene ‘Stimme’ manifestiert. Diese ‘Persönlichkeiten’ können direkt hervorgerufen oder aktiviert werden und dann kann man direkt als diese Sichtweise oder ‘Stimme’ sprechen und sie und ihre Daseinweise erforschen.”

Anschließend erklärte ich den experimentellen Prozess, mit dem wir in unmittelbarem Austausch als Gruppe derer, die die entsprechende Persönlichkeit aktiviert haben, erforschen, wie die Welt aussieht, wenn wir sie durch diese Augen betrachten. Dabei konzentrieren wir uns auf die Fragen: “Was machst du/Was ist deine Aufgabe?” Und eventuell: “Wie siehst du die Welt?” Und: “Was machst/bist du für das Selbst als Ganzes?”

Schließlich machte ich eine Voraussage, denn schließlich gehört es zum empirischen Prozess, anhand einer Vorraussage zu überprüfen, ob die Hypothese mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Meine Vorraussage lautete: “Die meisten - wenn nicht gar alle - werden mit diesem Prozess mindestens eine Minute lang erleuchtet sein und es wissen und bestätigen.”

Als ich dies das erste Mal in Brno machte, war ich noch ein wenig gespannt, ob ich nicht zu weit gegangen bin und ob nicht die geweckten Erwartungen den Prozess durchkreuzen würden. Aber es funktionierte ganz wunderbar. So sehr, dass der Naturwissenschaftler wirklich erstaunt war und meinte, meine Resultate (95% der Teilnehmer bestätigten ihre - zeitweilige - Erleuchtung und sie war auch in ihrer energetschen Ausprägung wirklich erstaunlich tief und reich) seien auch aus wissenschaftlicher Sicht wahrhaft erstaunlich: “In normalen Experimenten erhält man nur sehr selten solch eine enorme Trefferquote!”

Gestärkt durch diese Erfahrung habe ich bei meinem Vortrag gestern in der Padmafarm vorausgesagt, was in dem Mini-Seminar geschehen würde. Und auch dieses Mal traf die Voraussage zu, wobei ich noch ein weiteres Phänomen beobachten konnte: Personen, denen es etwas schwerer fällt, die ‘Sichtweisen/Persönlichkeiten’ zu aktivieren, helfen der gesamten Gruppe, tiefer in die jeweils aktivierte Persönlichkeit (auch die erleuchtete) einzutauchen. Ein Paradox, den ich in Zukunft näher untersuchen möchte.
 
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~Keane~ schrieb:

Hallo Keane,

dein Text ist wirklich interessant, nur trifft er leider überhaupt nicht auf das, was ich geschrieben habe zu.
Ich habe, im gegensatz von dem, was du kritisierst, die Schritte ganz eindeutig dargelegt - und, nebenbei bemerkt, wenn du in meinem Blog den Beitrag "Warum Gott keinen Thron braucht" [**** Link entfernt, bitte Forumsregeln lesen ***], hättest du gesehen, dass wir in vielerlei Hinsicht auf dem gleich Dampfer sind.

Aber vielleicht wendest du deinen Text mal auf dich an :)

Liebe&Frieden,
Mushin
 
Hallo Mushin,

ich bin mir nicht sicher, ob ich den Experimentverlauf anhand deiner Darstellung adäquat rekonstruieren konnte.

Die Arbeitshypothese: “Wir haben ein Selbst, das als viele ‘Persönlichkeiten’ (Sub-Persönlichkeiten) oder ‘Perspektiven/Sichtweisen’ in Erscheinung tritt, sich also als diese oder jene ‘Stimme’ manifestiert. Diese ‘Persönlichkeiten’ können direkt hervorgerufen oder aktiviert werden und dann kann man direkt als diese Sichtweise oder ‘Stimme’ sprechen und sie und ihre Daseinweise erforschen.”

Diese Hypothese erinnert mich an ein Buch: Peter Orban: Der multiple Mensch – Fischer 1996.
Der Autor, Psychotherapeut, präsentiert in diesem Buch seine Therapie-Ergebnisse über die „multiple Persönlichkeit“. Er geht davon aus, dass alle Menschen zahlreiche Sub-Persönlichkeiten besitzen, diese jedoch durch eine Kernpersönlichkeit verbunden werden. Bei der „multiplen Persönlichkeitsstörung“ – meist durch sexuellen Missbrauch hervorgerufen - ist genau diese Kern-Persönlichkeit verletzt.

Anschließend erklärte ich den experimentellen Prozess, mit dem wir in unmittelbarem Austausch als Gruppe derer, die die entsprechende Persönlichkeit aktiviert haben, erforschen, wie die Welt aussieht, wenn wir sie durch diese Augen betrachten. Dabei konzentrieren wir uns auf die Fragen: “Was machst du/Was ist deine Aufgabe?” Und eventuell: “Wie siehst du die Welt?” Und: “Was machst/bist du für das Selbst als Ganzes?”

Dies drei Fragen knüpfen, wenn ich das richtig sehe, zuerst an der jeweiligen aktivierten Persönlichkeit an, befragen sie dann nach ihrer Welt und hinterfragen sie dann als Teil des Gesamt-Selbst.

Schließlich machte ich eine Voraussage: “Die meisten - wenn nicht gar alle - werden mit diesem Prozess mindestens eine Minute lang erleuchtet sein und es wissen und bestätigen.”

Aber es funktionierte ganz wunderbar.

Aus meiner Sicht wird in diesem Moment, wenn die dritte Frage gestellt wird, der „Beobachter“ in der Differenz zur aktivierten Persönlichkeit außergewöhnlich bewusst, also genau jener Beobachter, der in all den Meditationstechniken, welche es anstreben, die GEIST-Ebene (Dharmakava, Nondualität, Brahman, Kuan, Prajna, Tao) zu erschließen, durch die Meditationspraxis bewusster und bewusster wird, so dass schließlich Erleuchtung erfahren wird. (Beispielsweise: Ken Wilber: Spekturm des Bewusstseins Kapitel 11)

(Anhand der Theorie von George Herbert Mead könnte man auch - etwas unspiritueller - formulieren, dass zunächst eine I- oder Me-Perspektive - je nach Persönlichkeit - eingenommen und dann diese Perspektive aus der Self-Perspektive noch einmal beleuchtet wird. Die dezentrierte Self-Perspektive ist jedoch für die meisten Menschen eine recht außeralltägliche Perspektive, da sie zumeist entweder im I oder ME oder in der I-Me-Ambivalenz leben/fühlen/erleben)

Liebe Grüße :liebe1:
E.
 
Mushin, darf ich dir eine Frage stellen: Warum lehrst du? (Sorry, das ist etwas, das mich privat interessiert, und hier eigentlich nicht in den Thread gehört.)
 
Energeia schrieb:
Diese Hypothese erinnert mich an ein Buch: Peter Orban: Der multiple Mensch – Fischer 1996.
Der Autor, Psychotherapeut, präsentiert in diesem Buch seine Therapie-Ergebnisse über die „multiple Persönlichkeit“. Er geht davon aus, dass alle Menschen zahlreiche Sub-Persönlichkeiten besitzen, diese jedoch durch eine Kernpersönlichkeit verbunden werden. Bei der „multiplen Persönlichkeitsstörung“ – meist durch sexuellen Missbrauch hervorgerufen - ist genau diese Kern-Persönlichkeit verletzt.

Das Buch ist mir nicht bekannt. Ich gehe bei meiner Arbeitshypothese von den Erkenntnissen der Psychosynthese (Assagioli), Hal & Idra Stone (sie nennen ihre Methode Voice-Dialogue), dem Zen-Meister Genpo Roshi ('Big Mind Process') und meiner eigenen nunmehr 20jährigen Erfahrung in Gruppen aus.
Es geht hier also keinesfalls um eine multiple Presönlichkeitsstörung, sondern um einen Ansatz, der was C.G. Jung in seinen 'Komplexen' erstmals angelegt hat (und diese Komplexe sind nicht umgagangsprachlich gemeint sondern ein Hinweis auf psychische 'Gravitationspunkte')

Energeia schrieb:
Dies drei Fragen knüpfen, wenn ich das richtig sehe, zuerst an der jeweiligen aktivierten Persönlichkeit an, befragen sie dann nach ihrer Welt und hinterfragen sie dann als Teil des Gesamt-Selbst.

Ja, allerdings würde ich nicht von 'hinterfragen' sprechen, da dies der 'Stimme' eher respektlos begegnet. Ich befrage und nehme die Antwort als ehrliche Äußerung an.

Energeia schrieb:
Aus meiner Sicht wird in diesem Moment, wenn die dritte Frage gestellt wird, der „Beobachter“ in der Differenz zu diesem aktivierten Selbst außergewöhnlich bewusst, also genau jener Beobachter, der in all den Meditationstechniken, welche es anstreben, die GEIST-Ebene (Dharmakava, Nondualität, Brahman, Kuan, Prajna, Tao) zu erschließen, durch die Meditationspraxis bewusster und bewusster wird, so dass schließlich Erleuchtung erfahren wird. (Beispielsweise: Ken Wilber: Spekturm des Bewusstseins Kapitel 11)

Es geht bei dem Prozess, so wie ich ihn leite, eher nicht um Differenzen zu irgend welchen anderen 'Perspektiven', einschließlich der des Beobachters, sondern vielmehr darum, die angesprochene Perspektive 'endlich' einmal ernst zu nehmen und ihren Beitrag zur Gesamtheit des Selbst zu würdigen.

Die 'erleuchtete Perspektive' wird, ebenso wie alle anderen, aktiviert und dann 'als solche' erfahren, befragt und vor allem ausgiebig genossen :)

**** entfernt ***

Energeia schrieb:
(Anhand der Theorie von George Herbert Mead könnte man auch - etwas unspiritueller - formulieren, dass zunächst eine I- oder Me-Perspektive - je nach Persönlichkeit - eingenommen wird und dann diese Perspektive aus der Self-Perspektive noch einmal beleuchtet wird.)

Dies geschieht ganz zum Schluss, in einer Art sich selbst (womöglich) integrierende Gesamtschau... und zwar in dem Maße, wie es die persönliche Entwicklung der Einzelnen Beteiligten ermöglicht.

Liebe & Frieden,
Mushin
 
fckw schrieb:
Mushin, darf ich dir eine Frage stellen: Warum lehrst du? (Sorry, das ist etwas, das mich privat interessiert, und hier eigentlich nicht in den Thread gehört.)

Weil die Schönheit, die ich mit anderen teile, exponentiell wächst... und weil ich Menschen liebe und es mich glücklich macht, sie bei ihrer Entfaltung unterstützen zu dürfen.

In Liebe & Frieden,
Mushin
 
Also ich hab mich noch nie als "Ich" empfunden sondern immer als "Wir". Schon von Klein auf. "Ich" ist etwas, was ich lediglich zwecks Kommunikation verwende. Will ja nicht alle meine Teile benamsen :D

Ein paar Jahre hab ich mich gefragt, ob ich abnormal bin, weil ich dieses allerorts beschriebene Ich niemals in mir ausmachen konnte. Irgendwann fand ich dann, dass das egal ist. Hauptsache es funktioniert. Und seit ich bewusst als Wir und weniger als Ich lebe, lösen sich immer mehr Probleme auf.

Nun kämpfen wir nicht mehr gegeneinander sondern wachsen als Team zusammen. Macht viel mehr Spass so :)

Erzähl mal mehr Mushin!

Greetings
Elli :)
(auch bekannt als "die Vielen" ;))

:zauberer1
 
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Lieber Mushin,

Ja, allerdings würde ich nicht von 'hinterfragen' sprechen, da dies der 'Stimme' eher respektlos begegnet. Ich befrage und nehme die Antwort als ehrliche Äußerung an.

Es geht bei dem Prozess, so wie ich ihn leite, eher nicht um Differenzen zu irgend welchen anderen 'Perspektiven', einschließlich der des Beobachters, sondern vielmehr darum, die angesprochene Perspektive 'endlich' einmal ernst zu nehmen und ihren Beitrag zur Gesamtheit des Selbst zu würdigen.

Ich glaube, dass ich dich schon richtig verstanden hatte. Du beschreibst es eher aus der mitfühlenden Teilnehmerperspektive und ich hatte es eher distanziert, objektivierend, funktional betrachtet - auch weil ich es nicht miterlebt habe. Ich wollte in meinem Beitrag einerseits erst einmal klären, ob ich den Vorgang rein äußerlich anhand deiner Darstellung richtig rekonstruieren konnte, um mich dann andererseits theoretisch der Erklärung zuzuwenden.

Was mich jedoch interessieren würde, das ist nicht so sehr das unmittelbare Erfahren, sondern das langfristige Ergebnis.
Zu Aufstiegs-Erlebnissen kommt es ja auch durch zahlreiche andere Praxis/Therapie-Formen.
Was ist deiner Ansicht nach das Ziel/das Ergebnis dieser Therapie/Methode ?
Vielleicht wirst Du jetzt sagen, dass sich dies individuell zeigt, mir geht es jedoch um eine grundsätzlichere Frage.
Ist es eine Erfahrung, im Sinne einer Peak-Erfahrung, die einmal den Berg hinaufführt, so dass die Luft dort oben eingeatmet und erfahren werden kann, die dann, je nach dem wie sehr weiterpraktiziert wird, wieder mehr oder weniger verblasst, aber dennoch den Sinn hat, zu motivieren, "Sinn" zu schenken, die "Richtung" anzuzeigen. Oder stellt diese Erfahrung deiner Meinung/Erfahrung nach, einen größeren/kleineren Entwicklungsschritt dar ?

Liebe Grüße :liebe1:
E.

PS: An Wilber wird immer viel Kritik geübt - das macht meiner Meinung nach auch seine Diskurs-Position aus.

@Elli
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann geht es hier um Persönlichkeiten/Perspektiven und nicht um (Ich/Wir-)Identitäten.
 
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