@ all,
vielen, vielen Dank für eure Anregungen und für euer Mitfühlen.
Ich fühle mich schon viel besser!
Das mit dem "durchbeißen", "Zähne zusammenbeißen" stimmt schon, da habt ihr mich gut getroffen, das musste ich wirklich immer.
Leider auch jetzt noch, denn da wir uns von unseren Herkunftsfamilien losgesagt haben (was aber dringend nötig war) fehlt uns jetzt Netz und doppelter Boden, und so müssen wir einfach immer funktionieren...
Wenn ich bei Nachbarn, Bekannten, entfernten Verwandten sehe, wie die bei jeder Gelegenheit von ihren Eltern unterstützt werden, wie die sich jederzeit Auszeiten nehmen können - das geht bei uns halt nicht.
Wobei das aber schon vor der Lossagung nicht ging, weil unsere Eltern für jeden, aber eben nicht für uns Unterstützung geleistet haben, bzw. nur mit sich selbst beschäftigt waren.
In den ersten Jahren war das wirklich sehr hart, insbesondere in Verbindung mit der schweren Erkrankung des Jüngsten, da ging dann z.B. der Jahresurlaub meines Mannes drauf, damit wir uns abwechseln konnten mit der Betreuung, einer im Krankenhaus, einer zuhause bei den Kindern.
In den letzten Jahren wurde es leichter, weil die Kinder älter wurden und wir sie auch mal alleine zuhause lassen konnten und nur was als Paar machen konnten. Die Entwicklung hat uns gut getan, und ich merkte, wie ich lockerer wurde - was ja auch jemand geschrieben hatte.
Nun habe ich aber seit zwei Jahren noch die Verantwortung für meine greise Großmutter übernehmen müssen, und das zerreißt mich oft innerlich, denn einerseits "darf" ich die ganzen Behördengänge für sie machen, alles organisatorisch regeln mit Pflegeversicherung, Pflegedienst, Arztterminen usw., andererseits kann sie sich aber nicht von ihrem Sohn lossagen und ist mir gegenüber oft so was von unsensibel, dass ich am liebsten den ganzen Bettel hinwerfen würde.
Dass sich mit dem Weinen etwas löst, das ist sehr schön so beschrieben.
Vor meiner ersten Psychotherapie konnte ich überhaupt nicht weinen, war innerlich wie versteinert.
Als ich dann in der Therapie das erste mal weinen konnte, war es so, als würde sich der Fels um mein Herz verflüssigen und aus mir herauslaufen.
Wahrscheinlich hatte ich nun wieder Krusten angesetzt, und es war einfach an der Zeit, die wieder wegzuschwemmen.
Ich werde die Tränen, wenn sie kommen, nicht mehr versuchen wegzudrücken, sondern sie begrüßen. Ich hoffe, das ist gut so.
Wegen dem Glauben an den Fluch - nein, ich glaube nicht wirklich an den Fluch, es war eine etwas hysterische Überreaktion in der ersten Schocksituation, die mich an so etwas denken ließ.
Ich gebe auch zu, dass ich hoffte, mit so einem von fremden Mächten auferlegten Fluch, den dann irgendeine "weiße", gute Hexe mit einem eindrucksvollen Hokuspokus von mir nehmen könnte, sich die Situation wunderbar bequem und einfach lösen lassen würde.
Ohne dass ich an alte Narben und Baustellen (Herzverkrustungen) rühren müsste...
Aber ihr habt recht, es liegt doch alles in einem selbst...
Ich weiß ja dass es mein Problem ist, dass ich mich immer für alles verantwortlich fühle, weiß nur nicht so recht, wie aus meiner Haut.
Von frühester Kindheit an war ich damit beschäftigt, die Fassade der intakten Familie nach außen hin zu wahren und meinen Eltern das Leben zu managen...
Zum Glück kann ich jetzt auch für mein Leben "fünfe Grade" sein lassen, allerdings ist es schwer, das gesunde Mittelmaß zu finden...
Manchmal übertreibe ich dann in der anderen Richtung... gestern z.B. hatten wir die Handwerker im Haus und ich habe mich lieber im Garten herumgetrieben und ihnen zugereicht, als mich im Detail um die Hausaufgaben meiner Kinder zu kümmern, und so bin ich heute morgen schwer erschrocken, dass mein kleiner Erstklässler zwei Blätter einfach nicht gemacht hatte...
Jetzt habe ich Schuldgefühle, dass ich mich gestern nicht genug gekümmert habe. Und spüre, wie die Krusten wieder wachsen...
So. Und jetzt tue ich einfach was für mich. Ich fahre jetzt zu Ikea, und hole mir den Schrank und die Vorratsdosen, die ich schon wochenlang haben möchte.
Und heute mittag bestehe ich darauf, dass mein Kleiner die versäumten Aufgaben nachmacht und die Hausaufgaben werde ich eigenhändig kontrollieren.
Und dass er heute das zweite Mal in Folge in die Förderstunde bestellt ist, ist auch keine Katastrophe, sondern es ist gut, dass er die extra Portion Förderung, die er braucht, auch bekommt.
Und auf gar keinen Fall bin ich schuld daran...