Ehekrise

freeheart

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9. Juli 2003
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531
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Nürnberg
Hallo ihr Lieben,

ich habe vor einigen Monaten in einr FA meine Ehe aufgestellt.
Ich konnte dadurch, glaube ich, sehr viel lösen.

Die ersten vier Wochen nach der FA waren wie ein Rausch. Ich war voller Energie, voller Freude und wie frisch verliebt in meinen Mann.
Wir schliefen auch wieder miteinander und es war sehr schön.

Nach diesem ersten Rausch hat sich der Alltag wieder eingeschlichen und es kamen andere Veränderungen zum Vorschein.
Ich war zum ersten mal sicher seiner Liebe zu mir. Ich hatte zum ersten mal das Gefühl dass wir eine Familie sind (wir habe eine Tochter zusammen).
Die ganzen bitterbösen Machtkämpfe, die wir jahrelang geführt haben, haben von einem Tag auf den anderen aufgehört. Wir streiten uns auch nicht mehr um uns, so nach dem Motto: du bist so und so..bla..bla..bla! ... du bist aber noch viel schlimmer usw.
Ich habe aufgehört ständig an ihm rumzunörgeln. Habe angefangen für seine positiven Seiten dankbar zu sein. Und ich habe aufgehört ständig an unserer Beziehung zu zweifeln.
Es hat sich jede menge geändert und es hält an... :)

Aber...irgendwie fehlt da was. Seit dieser Anfangsrausch zu Ende ist, habe ich keine Lust mehr mit ihm zu schlafen. Ab und zu habe ich es aus "Mitleid" getan und es fühlte sich ganz und gar nicht gut an...so leer und leidenschaftslos irgendwie.

Irgendwie habe ich den Eindruch dass all das negative, das ich so an den Tag gelegt habe weg ist und das positive fehlt.
Rein partnerschaftlich klappt es total gut bei uns: wir kümmern uns um unser Kind, wir renovieren unsere Wohnung zusammen, kaufen Samstags zusammen ein *g*, aber auf der Liebesebene ist irgendwie der Wurm drin.
Der gemeinsame Sex fühlt sich soo leer an, das ganze Zusammenleben fühlt sich leer an. Wir leben weiterhin aneinander vorbei (ausser eben die gemeinsamen oberflächien Aktivitäten), reden kaum miteinander und wenn wir etwas zusammen ohne unsere Tochter unternehmen wissen wir nicht was wir miteinander anfangen sollen.

Was ist passiert?

lg blindheart
 
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Hallo Blindheart!

Ich kann da nur spekulieren: Kann es sein, dass die mittelfristige Wirkung Deiner Aufstellung ein Hinschauen auf das "Es ist, was es ist, sagt die Liebe..." (Erich Fried) gebracht hat?

Du sprichst davon, dass Du Dir seiner Liebe sicher geworden bist, und DU sprichst davon, dass DU nicht mehr mit ihm schlafen magst. Der "Rausch" ist verflogen, und es scheint sehr viel Gutes geblieben zu sein - all das, was Du als Oberfläche bezeichnest.

Vielleicht lag im Streit mehr "Liebe", mehr Leidenschaft? Jetzt scheint ihr auf einem gesicherten Boden zu stehen, und der Kitzel fehlt. Die Oberflächen der Liebe bleiben nie dieselben, Liebe kann nur von Bestand sein, wenn sie beständig gewandelt wird. Kannst Du denn Deine Liebe neu entdecken? Bzw., ich vermute, dass sie ja eh da ist - kannst Du Neues an ihr entdecken? Kannst Du mit Deinem Mann darüber reden, welche Schritte und Wege zu einer neuen Lust aneinander führen können?

Und ... kannst Du das viele Gute, das da ist, vielleicht nicht als Ausdruck des Mangels sehen (so viel Oberfläche, nur meine Liebe fehlt...), sondern als Fülle, die Dich trägt, der Du vertraust und auf der neue Gestalten Deiner Liebe keimen und blühen können?

Vielleicht ist das jetzt der Punkt, an dem Du nach einer Weile des Geschehenlassens aktiv wirst und wieder zu lieben beginnst? Liebe ist - auch und zu erheblichem Teil - Tun. Und ganz ohne Zwang ... wenn sich nach einer Zeit, die nur Du mit Deinem Mann als angemessen erachten kannst, herausstellt, dass die Liebe zwischen Euch nicht mehr die Dimension der Sinnlichkeit und der wallenden Emotionen umfasst - dann stellt sich eh die Frage, wie ihr damit umgeht. Aber erst mal: Was ist denn mit Deiner Liebe?

Randbemerkung: Weit mehr als einmal schien es mir schon so, dass jemand, der am Ende eines Weges ankam, enttäuscht feststellte, dass das vermeintliche Problem eigentlich viel mehr zu bieten hatte als die "geregelten Verhältnisse". Wenn der leidenschaftliche Streit mit dem Partner zu Ende ist, bleibt das, was ist, und das ist womöglich dann frei von Leidenschaft. Also zurück ins vertraute Unglück oder die neue Chance ergreifen (und auch die eigenen Erwartungen überprüfen)?

Alles Liebe,
Jake
 
Liebe Blindheart,

Grundsätzlich ist das häufig so, dass nach Erreichung eines Zieles die Erschöpfung durchbricht und eine Zeitlang Leere und Kraftlosigkeit vorherrschen.

Du hast erlebt, wie hilfreich eine Aufstellung sein kann und wieviel man dadurch verändern kann. Es ist meistens eine Illusion zu glauben, dass man bereits nach einem Seminarlein alles bewältigt hätte - das geht Schicht für Schicht. Insoferne hast Du eine Form gefunden, mit der Du an Dir arbeiten kannst, bis Du wirklich mit Dir und Deinem Leben zufrieden bist.

Wobei : es ist sinnvoller, nicht Probleme beseitigen zu wollen, sondern einen Wunsch anzustreben (zB. eine lebendige Partnerschaft). Dann sieht man, was dazu alles sinnvoll und notwendig ist (und welche Hindernisse dem im Wege stehen).

Es kann sein, dass in Wirklichkeit nicht die Partnerschaft das Problem ist - sondern dass Du nach dem Wegfall der Streiterei mit Deiner eigenen Leere und Sinnlosigkeit konfrontiert bist. Dass Du mit Dir selbst und Deinem Leben unzufrieden bist. Dass die wirkliche Frage ist : was kannst (und mußt) Du tun, damit Dein Leben spannend und lebenswert ist - dass Du überhaupt etwas tust und erlebst, das Du mit Deinem Partner (und anderen Menschen) teilen und mitteilen kannst.

Vielleicht gehört für Dich Provokation zu lustvollem Sex - und Deine Langeweile ist Provokation und Aufforderung an Deinen Partner. Vielleicht geht es bei Euch auch darum, im sexuellen Bereich verspielter zu werden und (tabulos) herauszufinden, was Euch Spaß macht und erregt. Eine Vorstufe können auch sexuelle Phantasien sein.

Auf alle Fälle wäre interessant, was Dein Partner zu Deinen Fragen sagt.

Liebe Grüße, Reinhard
 
Hallo Reinhard,

du könntest sogar damit : "Es kann sein, dass in Wirklichkeit nicht die Partnerschaft das Problem ist - sondern dass Du nach dem Wegfall der Streiterei mit Deiner eigenen Leere und Sinnlosigkeit konfrontiert bist. Dass Du mit Dir selbst und Deinem Leben unzufrieden bist." Recht haben.

Neulich kam mir so der Gedanke, dass ich jetzt irgendwie nichts mehr habe was ich auf meinen Mann projizieren könnte. Und irgendwie finde ich nichts was mich wirklich erfüllt.

Meine Langeweile ist keine Provokation und Aufforderung an meinen Partner.
Sexuell haben wir eigentlich alles schon durch was uns Spaß macht.
Das mir der Sex keinen Spaß macht liegt glaube ich an der inneren Leere und an dem Gefühl der mangelnden inneren Verbundenheit mit ihm.

Wie schon erwähnt, wir reden kaum miteinander. Nur das nötigste und das auch nur zwischen Tür und Angel. Wir sagen uns nicht mal "Gute Nacht" wenn der eine früher als der andere ins Bett geht. Er sagt auch nicht "Hallo" oder sowas, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt. Irgendwie werden solche Dinge einfach übergangen. Wir sind einfach nur sowas wie eine Bedarfsgemeinschaft.

Was er dazu sagt würde mich auch interessieren. Ich frage mich schon die ganze Zeit wie ich mit ihm reden soll. Bzw. wie ich ihn fragen soll wie er sich so fühlt momentan in unserer Beziehung, ohne ihn mit Sugesstivfragen zu bombardieren *g*.

lg blindheart
 
Normalerweise würde es mir dabei die Haare kräuseln - aber bei Euch gefällt es mir irgendwie (dieses Fehlen der kleinsten Höflichkeitsgesten) : das klingt so, wie wenn Ihr sehr ehrlich zueinander seid.

Verstehn tu ich es nicht : zuerst ein Monat heiße Liebe, dann völlige Flaute
hallo11.gif
???

Würde Euch vielleicht einmal "Eheurlaub" (oder ganz speziell Dir "Familienurlaub" gut tun) - Urlaub von Ehe und Familie mein ich.

LG, Reinhard

Zu Deinem Mann müßtest Du eigentlich nur dasselbe sagen wie in Deinem Anfangsbeitrag - und ihn fragen, wie er es sieht und erlebt.
 
urlaub von ehe und kind sind leider nicht möglich :(

ich werde zum thema ehe demnächst noch eine FA machen


danke dir für deine antworten :)
 
... Und irgendwie finde ich nichts was mich wirklich erfüllt....

...Sexuell haben wir eigentlich alles schon durch was uns Spaß macht.
Das mir der Sex keinen Spaß macht liegt glaube ich an der inneren Leere und an dem Gefühl der mangelnden inneren Verbundenheit mit ihm....

ich fall gleich mal mit der Tür ins Haus: 1. Akku gleich leer. 2. fällt mir spontan ein:
Verbundenheit mit ihm oder mit Dir selber?
Sex macht Spass oder ist auch mal ein Zeichen von Verbunden sein, von Verschmelzen, von sich selber aufgeben


wie ich mit ihm reden soll. Bzw. wie ich ihn fragen soll wie er sich so fühlt momentan in unserer Beziehung, ohne ihn mit Sugesstivfragen zu bombardieren *g*.
frag ich mich spontan: interessiert es Dich denn?

war etwas provozierend
mein es liebevoll
einfachich
 
urlaub von ehe und kind sind leider nicht möglich :(

ich werde zum thema ehe demnächst noch eine FA machen


danke dir für deine antworten :)

Hallo blindheart,
wo wir hier ohnehin schon im Forum "Familienaufstellungen" sind, kann es vielleicht hilfreich sein, wenn Du mal abcheckst, ob es eventuell in Deinem System oder in dem Deines Mannes Schicksale mit Parallelen zu Eurer Situtation gibt.
Gab es Paare, die sich nur wenige Wochen hatten, ehe zum Beispiel der Mann in den Krieg gehen musste?
Liebe Grüße,
Eva

ps
Sexuell habt Ihr mit Sicherheit noch nicht "alles durch, was Spaß macht" :escape:
 
Also...meine Grosseltern väterlicher wie mütterlicher Seits waren oder sind sehr lange zusammen.

Ich weiss nur dass meine Mutter, bevor sie meinen Vater kennengelernt hat eine kurze Zeit verheiratet war. Hat sich aber dann aus vielen..vielen kleinen gründen Scheiden lassen.

Dann der Urgroßvater mütterlicher (Der Vater meiner Oma) Seits hatte 3 Frauen. Die ersten zwei sind in jungen Jahren gestoreben. Die Mittlere war meine Urgroßmutter, die während des Krieges, allerdings in einem Autounfall starb als sie ca. 45 Jahre alt war.Und ich glaube mit der dritten war er recht lange zusammen.

Die Urgroßmutter auch mütterlicher Seits (Die Mutter meines Großvaters) hatte 3 Männer. Die alle recht jung ( so zwischen 50 und 60 waren sie als sie starben) an Krebs gestorben sind. Der mittlere Ehemann war der Vater meines Opas.

Von der Linie meines Vaters habe ich leider Keine Ahnung. Weiss nur dass seine Eltern über 50 Jahre zusammen waren.

Und von der linie meines Mannes weiss ich auch recht wenig.
Naja...seine Mutter hat sich bevor mein Mann zur Welt kam scheiden lassen.
Und sein Vater war ebenfalls geschieden als er meines Mannes Mutter heiratete. Beide Brachten Kinder aus erster Ehe mit. Wobei der erste Sohn des Vaters bei seiner richtigen Mutter blieb.

Doch was hat das ganze mit meiner Leere in meiner Ehe zu tun?
 
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