Die Leichtfertigkeit

LoneWolf

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Wien
... is a Wahnsinn.

Man gläubte es nicht mit welcher Leichtfertigkeit ich heute ein Leben, und sei es ein Hühner oder Schweineleben auslöschen könnte, wenn ich so täte wie ich sollte.
 
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Um den Begriff zu definieren: Ein Mörder ist einer, der das Leben eines Anderen auslöscht.
Ein Kerzenknipser in der Kirche ist auch ein Mörder, in dem Moment, wo er versucht, das ewige Livht auszulöschen.




Von klein an wollte ich immer "das Gute" erreichen und blätterte im reichlich bebilderten, katholischen Andachtsbucht, wo mein damaliger Held, der Jesus, zahlreiche Abenteuer bestand. So ab dem 12 oder 13 Jahr in meinem jetzigen Jetzt jedoch flüsterte mir immer "das Böse" ins linke Ohr: "Greif hier hin, greif da hin, nimm Dieses an dich und steck Jenes ein, versuch nicht das Gute zu erreichen, geh am Sonntag nicht in die Kirche sondern zum Zeitungsstand und nimm dir die Kasse runter. Dann hast du nämlich unter der Woche, wenn du die Schule schwänzt, Kleingeld für den Wurschtelprater. Aber - sagte das Böse noch dazu - geh nicht in die Kirche. Den Opferstock lässt du aus. Ich vermute, dass war der Keim des Guten im Bösen.

Ich versuchte immer, gegen "das Böse" anzukämpfen, wehrte mich mit aller Kraft, doch leider war ich sehr schwach. Schwach und halbherzig in allen Angelegenheiten und natürlich auch beim Liebesleben.

Als ich so ungefähr 23 war, da hatte mich "das Böse" schon einmal so fest im Griff, dass ich da gar nicht drüber reden darf. Aber was ich sagen will ist: So wie ich versucht habe, "das Gute" zu erreichen, so wollte - zumindest kommt es mir so vor - "das Böse" mich erreichen. Was ihm auch recht gut gelang.

Da kroch ich also ganz tief im Bösen herum, wo alles verkehrt war, weil alles, was mir „scheinbar“ gut tat, anderen weh tat und irgendwie war ich nicht wirklich glücklich mit mir und meinem ganzen Dasein, weil ich irgendwie spürte, dass da irgend etwas nicht stimmt, mit mir. Doch ich sah keinen Weg mehr, der da rausführte, aus dem Bösen.

Und wie ich da so herumkroch, im finsteren Grund meiner Selbst, kam eines Tages ein "neuer Mensch" in mein Leben. Er trat an mich heran und ich verliebte mich nicht in ihn. Aber ich spürte eine starke Anziehungskraft, die mich zu diesem Menschen hinzog. Er sprach viel mit mir und ich verstand oft den Sinn dieser Worte nicht, aber sie drangen tief in mich hinein und bewegten mich von Innen her. Ich traf den Menschen jeden Tag, denn er war in die Nachbarwohnung eingezogen. Wenn ich kein Geld zum Trinken hatte, las ich gerne Schundromane. Gruselkrimis und so`n Zeuch. Darum gab mir dieser neue Mensch in meinem leben eines Tages ein Buch, das hieß: Schicksal als Chance und ich war sehr erstaunt über mich selbst, wie leicht sich das lesen ließ. Viel leichter noch als meine Schundromane floss das geschriebene Wort von diesem Herrn Detlef Sohn - oder so ähnlich hieß er - in mich hinein und paarte sich in mir mit den Worten des neuen Menschen in meinem Leben, so dass ich nach und nach auch diesen verstehen konnte.

Wunderbar. Langsam wurde mir im Kopf wieder heller und ich beschloss, mit dem Trinken aufzuhören um das Licht noch weiter aufzudrehen. Dann gab mir dieser neue Mensch ein neues Buch. Das wiederum hieß: Der Weg zum wahren Deppen oder so ähnlich. Geschrieben war es von einem Herrn Entschuldigung oder Pardon oder so ähnlich…. Franz hieß er mit Vornamen. Das weiß ich noch. Zuerst las ich nur darin herum und ich fand es sehr spannend. Später versuchte ich einige Anregungen aufzunehmen und erlangte ich auch nirgendwo Perfektion, so spürte ich doch eine große Freude und einen starken Willen in mir, an mir selbst zu arbeiten und mich in gewisser Weise selbst wieder aufzuwecken. Dann kamen noch ein paar andere Bücher hinzu, die ich nebenher las, wie Unterhaltungslektüre, denen ich aber dennoch das eine oder andere für mein Leben abgewinnen konnte. Bücher aus der Castaneda-Reihe etwa…. Oder „WACH SEIN STATT SCHWACH SEIN“
J Und täglich führte ich nicht nur seichte Gespräche mit dem neuen Menschen in meinem Leben. Dieser Mensch, diese Begegnung mit ihm, war mir damals wichtig, sonst wäre ich bereits mit 23 zu Grunde gegangen und nicht erst mit 50.

Dieses Damals war ein Abschnitt im Jetzt und dieser Abschnitt hatte eine Länge von etwa 12 Jahren. In dieser Zeit hat sich sehr viel in mir zum Besseren…. Oder sagen wir ruhig: „dem Guten“ zugewandt, obwohl ich – bevor der neue Mensch in mein Leben kam – gar nicht mehr danach suchte. Sehr sonderbar, aber ich bin froh, dass es so war.

Der kluge Leser kann es sich denken: mein Fehler war die Abhängigkeit. Meine Abhängigkeit vom neuen Menschen. Ja, das werde ich nie bestreiten, dass das mein Fehler war. Denn als der „neue Mensch“ mich verließ, indem ich ihn verließ weil ich mich einem anderen zuwandte – wurde es nach und nach wieder immer schlechter mit mir und immer dunkler in mir und auch um mich herum. Mittlerweile ist es schon wieder ganz schön finster, fast so finster wie 1983, weil ich leider erst sehr spät begriffen habe, dass ich in meinem „Gut Sein“ nicht abhängig sein darf, von dem „neuen Menschen“, der mir in der Außenwelt begegnet ist. Denn es kommt nur darauf an, dem neuen Menschen in mir selbst zu begegnen. Und mich diesem zuzuwenden, genau danach steht mir jetzt der Sinn.

Aber warum kann man das nicht hören. Warum hält mans nicht aus. (und wendet sich der Esoterik zu). Da tut was ganz besonders weh.

Aber wer die Esoterik ist, dass weiß ich leider nicht. Die habe ich noch nie gesehen.

Viel lieber montiere ich von allen Kruzifixen in dieser Wohnung – es sind drei an der Zahl – die angenagelte Ikone ab, denn die ist mir schon lang ein Dorn im Auge. Und aus dem, was übrig bleibt, bastle ich mir ein individuelles Kreuz, schlicht und einfach, ohne Ikone dran, dass ich es auch ertragen kann.
 
Ich bin gebürtiger Dieb und Betrüger. Bin kein gebürtiger Mörder. Doch nichts deutet darauf hin, dass ich im Zweifelsfall nicht ein solcher werden könnte.

Gott, steh mir bei.
 
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Viel lieber montiere ich von allen Kruzifixen in dieser Wohnung – es sind drei an der Zahl – die angenagelte Ikone ab, denn die ist mir schon lang ein Dorn im Auge. Und aus dem, was übrig bleibt, bastle ich mir ein individuelles Kreuz, schlicht und einfach, ohne Ikone dran, dass ich es auch ertragen kann.

weil's zeit wird, dass mensch sich aus der negativspirale des schulddenkens löst?
 
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