Chinesische Astrologie

Arnold schrieb:
Unter den heutigen Praktiken lässt sich die chinesische Astrologie wohl eher mit der Kabbala ( Numerologie ) vergleichen, so wie man das I-Ging mit dem Tarot vergleichen könnte. Das I-Ging hat übrigens Bezug zur chinesischen Astrologie.
Danke für deine ausführliche Erläuterung.

Aber genau den Aspekt meinte ich.
Wir vergeichen es mit *unserem* Verständis und Bezugssystemen und interpretieren dabei automatisch z.B. die Prinzipien des Tarot in das I-Ging.
Wenn aber die Chinesen darin inhaltlich einen völlig anderen spirituellen-kulturellen Hintergrund entwickelt haben (der uns unbekannt ist), ist der mit solchen Perspektiven auch nicht erkennbar - und damit fallen auch die Übersetzungen entsprechend aus.
 
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Ein chinesisches „Horoskop“ besteht aus einer Vielzahl von ineinander verschachtelten, verschiedenen langen Zeitrythmen ( Zyklen ), die von einem Geburts-Jahr, -Monat, -Tag und –Stunde abgeleitet werden. Der Geburtsort wird nicht berücksichtigt, denn es werden keine astronomischen Berechnungen gemacht. Anstatt dessen werden für die fünf Zeitwerte des wirklichen Geburtszeitpunktes in ausgedehnten Tabellenwerten Zyklen- als Kodezahlen entnommen, nach einem bestimmten Prozedere aneinandergereiht und zum Teil addiert, um so Schlüsselzahlen und Zahlenreihen zu erhalten. Diese werden in bestimmten vier- und achteckigen Verfahren eingetragen und dienen dann der Deutung.

Bei der Deutung, die viel Lebenserfahrung und einen hohen Grad an Intuition erfordert, spielen die Jahreszeiten, die Himmelsrichtungen als Direktionsorakel, die bekannten fünf Naturelemente und die Geomantik des „Feng Shui“ ( Wind und Wasser ) eine zentrale Rolle.

Die Elemente: Im Unterschied zur Astrologie verwenden die Chinesen fünf Elemente. Eine Verwandtschaft mit unseren vier Elementen ( die ja den vier Aggregatszuständen der Materie: fest, flüssig, gasförmig, plasmatisch zugeordnet werden können ) ist aber schwer zu etablieren, weil diese Kategorien aus einem anderen philosophischen Konzept entstanden sind. Dabei können uns jedoch die fünf klassischen Planeten ( ohne Sonne und Mond ), die den chinesischen Elementen zugeordnet werden, doch etwas zum Verständnis helfen. Diese Planeten werden nicht als sich bewegende Körper im Horoskop eingetragen, aber ihre Qualitäten werden als philosophische Prinzipien erster Ordnung verstanden. Ihre Verwendung ist älter als die der Elemente.

Elemente und Planeten werden als sich gegenseitig bedingende Faktoren gesehen, und zwar in einem doppelten oder zweiseitigen Konzept, das recht anschaulich die animistische Logik, die Denkweise dieses Systems aufzeigt. Wenn man die Planeten/Elemente in folgender Weise kreisförmig anordnet, so ergibt sich in der Kreisabfolge mit Jupiter/Holz beginnend, die gegenseitige Erzeugung; folgt man hingegen den Linien des eingezeichneten Pentagrammes, bei Merkur/Wasser beginnend, erkenn man die gegenseitige Vernichtung oder Auflösung.

Die Elemente werden auch als zeitliche und räumliche Direktionsorakel benützt, indem man sie mit den Jahreszeiten und Himmelsrichtungen identifiziert. Interessant ist, wie die fünf Elemente in vier Jahreszeiten und vier Himmelsrichtungen untergebracht werden: indem man das fünfte in die Mitte einer viereckigen Struktur als Bezugspunkt einbringt, auf den Richtungen und Zeiten einwirken- oder in die man selbst wirken kann. Hier zeigen sich bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit unserer astrologischen Wertung räumlicher Begriffe im Häusersystem ( zum Beispiel: Osten – Ich, Aszendent, etc.).

Wenn heutzutage chinesische Astrologie angeboten wird, die auch Planetenstände enthalten, so ist dies nicht mehr in Entsprechung mit den ursprünglichen Traditionen, sondern eher ein Kompromiss derselben mit dem, was wir unter Astrologie verstehen. Sogar der „chinesische Tierkreis“ ist nicht ursprüngliches Produkt der chinesischen Kultur: er wurde erst im 15. Jahrhundert durch Jesuiten-Missionare nach China „eingeschleppt“ und in der Deutung der chinesischen Philosophie angepasst, obwohl lange vorher das System der Zwölfteilung bekannt war. Es wurde aber nur als Zeitelement in der Unterteilung des Jahres in Monate ( Monat kommt von Mond ) und des Tages in Doppelstunden angewendet.

Diese hier gemachten Einlassungen sind in keiner Weise erschöpfend. Sie sollen nur durch das Aufzeigen der ganz anderen geistigen Basis dieses wundersamen Orakels beitragen. Ich bin übrigens chinesisch ein Drache.:banane:

Liebe Grüße!

Arnold
 
Hallo Satnaam,:)

Jetzt kann ich dich auch besser verstehen, aber leider werden viele Begriffe in eine Art "Sammelbecken" übernommen, vermengt, gemixt, lach, und dem Konsumenten als "alter Wein in neuen Schläuchen" angeboten. Ich denke, wer sich wirklich mit der "chinesischen Astrologie" auskennt, kann sicher ebenso entsprechend gute Deutungen zustande bringen.

Alles liebe!

Arnold
 
Lieber Arnold,

eigentlich hätte ich mir denken können, das Bruno Huber zu diesem Schluß gekommen ist. ;)

Der Begriff "chin. Astrologie" ist irreführend, denn es handelt sich dort nicht um Astrologie im westlichen Sinne. Darum ziehe ich auch den Begriff Bazi Suanming bzw. Bazi vor. Übersetzt heißt dies "die Schicksalsberechnung nach den acht Zeichen" wobei die acht Zeichen die jeweiligen Himmelsstämme und Erdenzweige für Stunde, Tag, Monat und Jahr sind.
Allerdings ist auch das Bazi nur ein Teil der chin. Divinationstechniken, allerdings ein sehr, sehr umfangreicher. Es hat sich in der Song-Zeit (960 - 1278) zur heutigen Größe entwickelt und ist in Asien immer noch sehr lebendig.

Die Erstellung einer solchen Prognose richtet sich nach dem chin. Mondkalender, der nicht nur die Mondphasen berücksichtigt sondern auch nach dem Zyklus der 60 Himmelsstämme und Erdenzweige und damit auch nach den 5 Wandlungsphasen und Yin und Yang angeordnet ist. Im Gegensatz zur westlichen Astrologie geht das Bazi von einem Himmelsbild aus, bei dem der Polarstern im Mittelpunkt steht und um den sich der Kosmos kreisend bewegt. Planeten werden gar nicht berücksichtigt, auch darum kann man beide Systeme, die aus völlig anderen Weltanschauungen und Kontexten kommen nicht miteinander vergleichen. Da gebe ich dir, Satnaam, völlig recht. Wo der Zusammenhang zwischen I Ging und Tarot ist, weiß ich auch nicht.

Die bis dahin angesammelte Weisheit wurde in Form von Prinzipien der chinesischen Philosophie in eine wenn auch sehr komplexe, so doch völlig starre und gleichförmige Zyklenmechanik übernommen, die mit den ungleichförmigen, wirklichen Bewegungen von Himmelskörpern im Sonnensystem nichts mehr gemein haben.

Wovon genau redest du hier? Welche Zyklenmechanik meinst du und welche Philosophie? Kannst du da bitte etwas konkreter werden?

So, gleich noch zu deiner zweiten Antwort.

Ein chinesisches „Horoskop“ besteht aus einer Vielzahl von ineinander verschachtelten, verschiedenen langen Zeitrythmen ( Zyklen ), die von einem Geburts-Jahr, -Monat, -Tag und –Stunde abgeleitet werden. Der Geburtsort wird nicht berücksichtigt, denn es werden keine astronomischen Berechnungen gemacht. Anstatt dessen werden für die fünf Zeitwerte des wirklichen Geburtszeitpunktes in ausgedehnten Tabellenwerten Zyklen- als Kodezahlen entnommen, nach einem bestimmten Prozedere aneinandergereiht und zum Teil addiert, um so Schlüsselzahlen und Zahlenreihen zu erhalten. Diese werden in bestimmten vier- und achteckigen Verfahren eingetragen und dienen dann der Deutung.

Irgendwie habe ich den Eindruck, das du die Unwichtigkeit des Geburtsortes für einen Nachteil hältst, aber da Planeten keine Rolle spielen, ist die genaue Geburtsposition nicht wichtig. Was aber wichtig ist, ist die "Beschaffenheit" des Ortes, den Bazi und Feng Shui sind eng miteinander verknüpft.
Außerdem geht es nicht um Zahlen sondern um Himmelsstämme und Erdenzweige und um die Elemente, die sie verkörpern.

Bei der Deutung, die viel Lebenserfahrung und einen hohen Grad an Intuition erfordert, spielen die Jahreszeiten, die Himmelsrichtungen als Direktionsorakel, die bekannten fünf Naturelemente und die Geomantik des „Feng Shui“ ( Wind und Wasser ) eine zentrale Rolle.

Da gebe ich dir absolut recht, genauso, wie das in der westlichen Astrologie was Lebenserfahrung und Intuition angeht, so sein sollte, oder?
Feng Shui und Bazi ergänzen sich deshalb so gut, weil das eine bei der möglichst optimalen Auswahl der äußeren Bedingungen hilft und diese zum individuellen Leben, welches durch das andere beschrieben wird, in Verbindung bringt.

Die Elemente: Im Unterschied zur Astrologie verwenden die Chinesen fünf Elemente. Eine Verwandtschaft mit unseren vier Elementen ( die ja den vier Aggregatszuständen der Materie: fest, flüssig, gasförmig, plasmatisch zugeordnet werden können ) ist aber schwer zu etablieren, weil diese Kategorien aus einem anderen philosophischen Konzept entstanden sind. Dabei können uns jedoch die fünf klassischen Planeten ( ohne Sonne und Mond ), die den chinesischen Elementen zugeordnet werden, doch etwas zum Verständnis helfen. Diese Planeten werden nicht als sich bewegende Körper im Horoskop eingetragen, aber ihre Qualitäten werden als philosophische Prinzipien erster Ordnung verstanden. Ihre Verwendung ist älter als die der Elemente.

Die Verwandschaft ist gar nicht so schwer zu etablieren, (wobei es da natürlich diverse Diskussionen unter Fachleuten gibt und jeder seine eigenen Vorlieben hat) wenn man bei den Begriffen bleibt, die du verwendet hast, Arnold. Denn die Elemente zeigen Phasen, die ineinander übergehen. Gut, der Westen hat vier, China hat fünf Elemente, aber für Wandlungsphasen können sie alle stehen.
Wieviel älter ist denn die Verwendung der Planeten anstelle der Elemente?
Kannst du mir da ungefähre Zahlen nennen und woher du diese Angaben hast?

Was den chin. Tierkreis angeht, so sind diese Deutungen so genau, als würde ich mich in der westlichen Astrologie nur auf das Sonnen-Zeichen verlassen und meinen, damit hätte ich einen Menschen ausreichend charakterisiert.
Und ich bin eine Holz-Schlange. :)

Liebe Grüße
Gwenna
 
Arnold schrieb:
Jetzt kann ich dich auch besser verstehen, aber leider werden viele Begriffe in eine Art "Sammelbecken" übernommen, vermengt, gemixt, lach, und dem Konsumenten als "alter Wein in neuen Schläuchen" angeboten. Ich denke, wer sich wirklich mit der "chinesischen Astrologie" auskennt, kann sicher ebenso entsprechend gute Deutungen zustande bringen.
Das steht ausser Frage - Klar.
Letztendlich versuchen alle Systeme in ihren unterschiedlichen Teilverständnissen nichts anderes, als das kausal-kosmische Gesetz von Ursache und Wirkung auszudeuten.
Das beste System was diesem Gesetz in seiner eigenen Aussage am nächsten kommt, ist m.E. das I-Ging - aber nicht inder traditionellen Übersetzung von Ausländischen Sprachen, sowie die eigene chinesische Interpretation des Lao-Tse.
Ich meine den fundamental-inhaltlichen Kern dieses Systems in dem das gesamte evolutiv-genetische Konzept enthalten ist.
Etwas tiefgreifenderes und *vergleichbareres* hab ich bis jetz noch nicht gefunden.
 
Liebe Gwenna,

Verzeihe bitte das ich mich jetzt erst melde. Letztlich sehe ich es so, dass es mehr oder weniger um die Definition des Wortes "Astrologie" als solches geht, für die Chinesische Astrologie würde so gesehen eine andere Bezeichnung besser passen. Es ist eine Methode für sich, welche mit unserer Astrologie nicht viel zu tun hat. Aber stimmig mag diese Art von Deutung sicher sein, sobald man sich damit beschäftigt und diese für sich selbst als gut befindet.

Liebe Grüße!:)

Arnold
 
Arnold schrieb:
Letztlich sehe ich es so, dass es mehr oder weniger um die Definition des Wortes "Astrologie" als solches geht, für die Chinesische Astrologie würde so gesehen eine andere Bezeichnung besser passen.
Dem stimme ich dir voll und ganz zu.
Das ist es ja immer, den eigenen kulturellen Hintergrund in anderes reininterpretieren.
Es gibt eine Geschichte, das Fransiskanermönche, in dem Versuch der Christianisierung Chinas vergeblich versucht haben, das I-Ging in ihre eigene Glaubensinhalte umzudeuten, und dabei dem Irrsinn verfallen sein sollen.
Weiß nicht ob es stimmt, aber sehr gut vorstellbar.
 
hier ist noch mal das naive schweinchen, das unter solch illustrem volk
aufpassen muss nicht geschlachtet zu werden ...

ich bring´s mal kurz auf ´ne seichte ebene ... hab mir mal so ein horoskop schicken lassen - weiss aber nicht mehr, wo´s herumliegt. wichtig war jedenfalls für eine simpel-mind-betrachtung das element des geburtsjahres, das zeichen dieses jahres, der aszendent (system der doppelstunden), das mondhaus und dann gab es noch so was wie doppelwochen oder so ähnlich ...

ein bekannter von mir, der auch das i-ging liebt und schätzt, fragt jeden bzw. noch eher jede sofort nach ihrem mondhaus oder berechnet es ... er gibt da ´ne menge drauf. plant danach, ob ihm eine frau überhaupt intressant scheint oder irgendwelche eroberungs-strategien ... na ja, so aus der praktischen beobachtung ergeben sich ja mitunter die eigenwilligsten systeme.

kurze dummie-einführungen gibt´s hier (schweine sind ja nicht so intelligent :party02: )
http://www.payer.de/kommkulturen/kultur123.htm
http://www.miccom.cc/fun/chinesischeshoroskop/einfuehrung_chin_hroskop.html
http://www.astrologen24.com/ChineseAstrology.php

auch intressant - so steht bei payer.de:
Während man in China sein Jahrestier öffentlich mitteilt, verrät man auf keinen Fall seine Geburtsstunde: diese verrät nach chinesischem Glauben zu viel über die Persönlichkeit. Im alten China stand darum Todesstrafe auf den Verrat der Geburtsstunde des Kaisers.

wer hat denn bitte noch andere link-tipps - vielleicht für genauere online-berechnungen???
ich versteh sogar etwas englisch + es darf auch (notfalls) etwas anspruchsvoller sein :D

satmaan schrieb:
Das beste System was diesem Gesetz in seiner eigenen Aussage am nächsten kommt, ist m.E. das I-Ging - aber nicht in der traditionellen Übersetzung von Ausländischen Sprachen, sowie die eigene chinesische Interpretation des Lao-Tse
huhu satmaan - wo find ich denn bitte solche traditionelleren aussagen zu i-ging oder lao-tse?
gibt´s da was im web? - oder spezielle literatur-tipps?

lg*la mer
 
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hallo satmaan,

war wohl etwas übermüdet heute nacht ... tzzzzzz

ich meine natürlich die eigeneren auslegungen des i ging bzw. die eigene chinesische interpretation des lao-tse.

gibt es bitte möglichkeiten sich hierzu einen zugang per web oder literatur zu verschaffen,
ohne der chinesischen sprache mächtig zu sein?

- auf englisch oder deutsch? -

lg la*mer
 
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