Schrödingers Katze;1321997 schrieb:
Mit dieser Aussage macht Frau Green ihre ganze Arbeit zunichte, weil sie eine objektive Relation unterstellt.
Schrödingers Katze;1321997 schrieb:
Astrologie ist nicht "benutzbar". Astrologie ist. Da kann man Intellekt auffahren so viel man will...
Spannend... wenn L.G. von anscheinend Objektivem spricht, macht sie damit ihre Arbeit zunichte. Wenn S.K. Objektives konstatiert, wird das zum Argument, das sogar den Intellekt aushebelt...
Find ich ja überhaupt spannend - wenn ein fremder Intellekt mit dem eigenen nicht konform geht, dann wird verdächtig oft das Risiko der intellektuellen Auseinandersetzung gescheut und stattdessen einfach der Intellekt selbst über Bord gekippt. Das erleichtert Vieles...
Schrödingers Katze;1321997 schrieb:
Die Vorstellung davon, was in uns passiert, wenn wir die Astrologie zu Rate ziehen, ist Liz Greens Metier: die Psychologie. Und das ist definitiv ein anderes Forschungsfeld.
Das ist eher die Fragestellung, die Martina hier - und m.E. sehr sinnvoll - aufgeworfen hat. Ich halte die Annahme für naiv, dass jemand Astrologie quasi voraussetzungslos betreiben könnte, das schafft nicht einmal der notorische Astrologiekritiker. Was im übrigen für jede andere Form versuchten Erkenntnisgewinns ebenso gilt. Selbstverständlich stehen die Erwartungen an das, was Astrologie sein könnte und was sie zu leisten vermag, im engen inneren Zusammenhang mit der Art und Weise, in der jemand Astrologie betreibt. Und da beobachte ich gerade auch hier im Forum, aber auch "in der freien Wildbahn", doch sehr viele, die sich mit Hilfe der Astrologie eher schlichte Erklärungsmodelle für die Welt basteln, die ihnen eben genau jene Dissoziation erlauben, von der LG spricht. Auch da wieder: das gilt nicht nur für Astrologie, das gilt zB auch für so ziemlich alle Religionen zumindest dort, wo sie ethische Anweisungen begründen, das gilt für Wissenschaftsgläubige, das gilt für jedwede Biertischform von Welterklärung. Und es gilt darüberhinaus bis hinein in quantentheoretische Modelle und in die höchsten Studierstuben - es geht immer um Weltmodelle, um die Strukturierung und die Kon-strukte von Zusammenhängen, um dem "kosmischen Chaos" zu entgehen. Und auch das ist nur ein Bild - wobei ich im übrigen LG für g'scheit genug halte, dass sie das Chaos nicht im landläufigen Sinn als Tohuwabohu versteht, sondern als das, was unsere Modelle übersteigt, transzendiert. Meinetwegen das Neptunische.
Und da geht es in einem gewissen Sinn dann schon um Abwehr, darum, sich von den bedrängenden unmittelbaren Erfahrungen abzukoppeln (dissoziieren) und sich ein System zu basteln, das scheinbare Gewissheiten bietet, bis hin zu ganz detaillierten Beschreibungen über einen Gott und wie er ist und wie er sich korrekt erfahren lässt. Wie's am anderen Ende aussehen kann, wenn solche Formen von Abwehr misslingen, beschreibt zum Beispiel Gustav Meyrink ("Der Golem", "Der Engel vom westlichen Fenster", "Das grüne Gesicht").
Und ich halte Astrologie durchaus für ein taugliches Instrument, solche Modelle der Strukturierung von Welt nicht zu zementieren, sondern auch zu erlösen und zu beleben und Menschen dazu zu verhelfen, sich unmittelbarer (Komparativ! Nix Absolutes...) dem Leben zu stellen. Das Uranische, das Befreiende an der Astrologie. Verhärtete Bilder durch Gegenbilder hinterfragen und ins Fließen kommen. Da ist dann immer noch "Abwehr", "Weltmodell", "intellektuelles Konstrukt" ... wie ich ja auch bei der LG das nicht als Bewertung verstanden habe, sondern als schlichte Funktionsbeschreibung. Abwehr ist vielleicht ein unglückliches Wort... wäre Orientierung passender?
Und, last not least: Was so an Forderung durchgeklungen ist nach dem Zulassen unmittelbarer Reaktionen (Gefühle und was auch immer...) naja, ist jede Form, den Umgang mit Emotionen achtsam zu gestalten, schon eine Abwehr? Wäre eine ungefilterte Herrschaft (mir fällt auf die Schnelle kein besserer Begriff ein) der Gefühle die wünschenswertere Lösung? Also ich bin dankbar, dass es mir in der Regel gelingt, den ersten Impuls, irgendwem eine aufzulegen, zu unterdrücken - so sehr, dass ich mir in dieser Hinsicht eine Abwehr gebastelt habe. Mars und Pluto in sieben werden von meinem Geburtsherrscher Saturn kontrolliert ... könnte ich astrologisch sagen. Ich war aber auch schon in meiner Schulzeit kein Schläger (und auch kein Opfer)... Abwehr? Im konkreten Fall ein Verhalten, das ich lange vor meiner Beschäftigung mit Astrologie schon an den Tag gelegt hatte...
Klar, ich sehe selbstverständlich, dass diese ganzen Geschichten wie "Kommt er wieder zurück?" oder "Wann begegnet mir die Liebe?" oder "Finde ich in diesem Jahr einen Job?" dann die Astrologie missbrauchen, wenn sie zur Perpetuierung eines Verhaltensmusters eingesetzt wird statt zu dessen Auflösung. Aber Letzeres ist ja immerhin drin, wenn's zu einer fruchtbaren Begegnung kommen sollte. Die prinzipielle Betrachtung der dissoziierenden Funktion von Weltmodellen ist also schon etwas anderes als die Betrachtungen von konkreten Anwendungsfällen von ideologisch verbogener Astrologie!?
Alles Liebe,
Jake