Hi, Ayukas.
Du verstehst nicht,was ich meine.
Tja, und du nicht, was ich sage... Das Dilemma der Sprache
Darum nocheinmal, und ganz langsam:
Kinder sind intuitiv,instinktiv und zeigen ihre Gefühle offen und ehrlich.
Dieser Satz ist am Ende schlicht unsinnig, denn "ehrlich" hat mit intuitiv, instinktiv und Gefühle offen zeigen nichts zu tun. Weil, und darum geht's mir die ganze Zeit, Ehrlichkeit nur möglich ist, wenn es auch Unehrlichkeit geben kann. Also streich' da oben die letzten zwei Wörter des Satzes und wir singen im gleichen Chor.
Es geht dabei um das alte Spiel der Gegensätze: ehrlich kann nur sein, wer bewusst nicht unehrlich ist. Gut kann nur sein, wer bewusst nicht böse ist. Und so weiter. Wenn jemand schlicht zu blöd zur Bosheit ist, ist er nicht gut. Oder wer nicht lügen kann, ist nicht ehrlich. Er sagt zwar die (wahrgenommene, Achtung: Falle!) Wahrheit, aber das ist geradezu zwanghaft, ohne Option.
Und was das "überanalysieren statt empfinden" anlangt: hier ist ein öffentliches und vor allem dauerhaft schriftliches Diskussionsforum, da sollte man sich den Luxus des schlampigen Diskutierens nicht leisten. Sei beruhigt, dass ich mit meinen Kids ganz gut beim Empfinden bin -- aber trotzdem bin auch Vater und muss in der Lage sein, mir "das große Ganze" anzusehen, um gezielt zu fördern und vorzubereiten, was die Kids als nächstes anfordern werden, um ihren Lern- und Wissensdrang zu befriedigen.
Das Thema kannst du u.a. bei Maria Montessori nachlesen, wenn's um die vorbereitete Umgebung und wie man diese bereitet, geht.
Jedenfalls wird mein Achtjähriger keinen solchen Fehler wie du begehen, der differenziert solche Dinge schon sehr exakt, manchmal exakter als ich -- und dann korrigiert er mich... und trotzdem liegt er bei solchen hochgestochenen Diskussionen auf meinem Bauch und will kuscheln... Das eine schließt das andere eben nicht aus. Und die Fünfjährige ist auch schon so drauf, mit einer fast noch exakteren Sprachbeherrschung -- sie hat sich ja auch das Lesen (mit ihrem Bruder, aber weitgehend) selbst beigebracht, als sie noch nichtmal in den Kindergarten ging... Ich kann dir sagen, da ist Beobachten und Analysieren ein Fulltime-Job -- dafür habe ich keine Zeitverluste, um Hausübungen zu kontrollieren oder anzumahnen -- die werden automatisch erledigt und sind zu 100% richtig, weil alles nochmal selbst kontrolliert wird. Dass die Umgebung meint, wir würden unsere beiden Intelligenzbestien Tag und Nacht auf Leistung dressieren, ist ein anderer Nebeneffekt -- aber erstens tut das niemand, ganz im Gegenteil, und zweitens verlangen die Kinder (alle, soweit ich das mitkriege) nach Hirnnahrung. Also werde ich sie nicht vorsätzlich vertrotteln lassen / nicht fördern, nur um mir die dumme Nachrede ignoranter Erwachsener zu ersparen. Die Kids untereinander sind deutlich offener - Zitat eines Schulkameraden zu meinem Großen: "Ich versteh' nicht, wie du ein Jahr jünger, aber so viel gescheiter sein kannst, wie ich". Ich schon: er ist wie ein Schwamm, und ich sorge dafür, dass er was zum Aufsaugen in der Nähe hat. Deswegen halte ich Analysieren nicht für ein Schimpfwort, sturer Bock hin oder her