9 Jahre bei einem schamanischen "Guru"

Pat1991

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12. Januar 2023
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Mahlzeit, ihr Esoteriker! :-D

Heute möchte ich mal von meiner Zeit in der Gruppe eines "Schamanen", oder wie auch immer es zu bezeichnen ist, erzählen. Der Mann heißt Orlando Owen, und bietet Workshops in den Bereichen Selbstwertgefühl, Mannwerdung, Lebensvision und Charisma an. Es geht meistens um die Bewältigung von Traumata.

Die Methoden, die er dafür einsetzt, sind zum Teil sehr beeindruckend, das tiefe Wissen dahinter auch. Allerdings zeigten sich in den letzten Jahren (wie vorher auch schon) die dunkle Seite hinter der ganzen Sache - Nämlich, dass der Herr Schaman seine eigenen Werte und Maßstäbe nicht wirklich einhält, und die Gruppe um ihn herum zu einer schlechten (und deutlich schlimmeren!) Version des Systems geworden ist, dass er eigentlich einmal überwinden wollte. Sektenhaft haben es einige genannt, ich stimme dem zu. Zwar soll der Teilnehmer sein eigenes Leben und seinen eigenen Lebenszweck finden und leben, und mit seinen Schattenthemen im Einklang sein. Im Endeffekt hocken sie nur depressiv zusammen wie eine blöde Schulklasse und lassen dann ungezügelt ihren Frust und ihre Wut auf andere ab.

Auf einem Workshop steht der Meister auf einem Stuhl ganz vorne, wir alle drum herum. Der Spaß hat um die 1800 - 2500 Euro oder so gekostet, plus Flug und Hotel natürlich. Dann spricht der gute Orlando, und bringt die Teilnehmer so mit ihren Gefühlen und sich selbst wieder in Verbindung.

Das ganze ist so oder so sehr beeindruckend. Die erwartete Heilung bleibt jedoch aus, unter anderem, weil sich bei vielen einfach zuviel an Zeugs angesammelt hat, bei mir auch. Nach so einem Workshop sind viele in einer Art "high", ich persönlich eher in einem sehr tiefen Loch.

Die Methoden, die der Teilnehmer dann "für zuhause" mit dabei hat, sind teilweise recht nützlich, aber oft auch sehr schmerzhaft und vor allem langwierig. Traumata auflösen ist eben so eine Kunst für sich. Es sind absolut Dinge mit dabei, die helfen können und den Teilnehmer auch sehr tief erreichen können - allerdings scheinen viele das nicht wirklich mitmachen zu wollen, und gegenseitig unterstützen und sich in seiner Individualität unterstützen tun sie nicht so wirklich. Jedenfalls war das nie mein Eindruck.

Ein Zeichen für Traumata ist ja nach Alice Miller dieses "Schweben", statt im hier und jetzt zu sein. Dieses "spirituell abgehobene". Das habe ich bei vielen beobachten können, allen voran bei Orlando selbst.

Fazit: Ich habe so einige gefährliche Mechanismen bei mir - und auch bei anderen - beobachten können. Und die ganze Geschichte hat mir mal wieder gezeigt, dass auch die tiefsten und intensivsten Sachen im Desaster enden können. Vielleicht umso hässlicher, je tiefer sie sind. Und welche Gefahren diese ganze Esoterik/Selbstheilungsschiene in sich birgt. Aber auch, wie intensiv und schön dieser Kontakt mit sich selbst sein kann. Wenn man dabei nur darauf achtet, seine inneren Dämonen nicht für sein wahres selbst zu halten...
 
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Er hat einige gute Inhalte, und es spielen da auch noch andere Faktoren mit rein. Merken tun es da viele, die Verbindung ist eher lose. Wenn es aber dann darauf ankommt, switchen sie wieder in den Sektenmodus.
 
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