zwischen Hilfesuchenden und Schamanen/Schamaninnen

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Ein bisschen Spam die meiste Zeit,
bringt manchen Glück und gar Zufriedenheit.

:D
 
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Dann direkter:

Ich bitte den Admin oder Mod dieser Seite den Thread von den Off-Topic Unterhaltungen zu bereinigen um eine sinnvolle Diskussion fortführen zu können.
 
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Hm.

Das theoretische Wissen dass ich mir aufgrund des Vorfalls im Freundeskreis angelesen habe, sagt im Grundkontext aus, dass Schamanismus scheinbar keine innerpsychischen Prozesse wiederspiegelt. Ich verstehe daher nicht warum es für einen Schamanen wichtig sein soll NLP, Hypnose oder anderweitige Methoden aus der Psychologie anzuwenden, wenn der Background ein anderer ist.

Ich bin schamanisch nur Azubine und psychologisch nur mit einem Grundwissen à la Lieschen Müller ausgestattet, insofern ist das cum grano salis zu nehmen. Ich denke aber, die Antwort ist Jein.

Schamanen - schamanisch Tätige - sind grundsätzlich Mittler zwischen der Menschen- und der Geisterwelt. Und jeder, der ernsthaft in diesem Bereich unterwegs ist, wird voll tiefster Überzeugung und aufgrund eigener konkreter Erfahrungen versichern, dass die Anderswelt real ist, dass die Wesenheiten der Anderswelt tatsächlich existieren und insofern nicht "nur" etwa Ausdruck des eigenen Unterbewusstseins sind. Insofern handelt es sich in der Tat nicht um innerpsychische Prozesse, die dort widergespiegelt sind.

Das Mittler-Sein kann tatsächlich bedeuten, Anliegen der Geisterwelt in die Menschenwelt hinüberzubringen, dort zu manifestieren, wie auch immer. Oder auch Anliegen der Geisterwelt "drüben" zu erledigen.

Hier ging es aber eher um Fälle, bei denen der Auftrag von Menschen kommt, insbesondere von solchen, die sich Heilung - welcher Art auch immer - erhoffen. Was auch immer ein schamanisch Tätiger dann tut, er tut es in enger Abstimmung mit und mit Hilfe von "seinen" Geistern, und insofern ist er wieder Mittler.

Er ist auch dann Mittler, wenn er beispielsweise mit einem Seelenanteil verhandelt, um diesen zur Rückkehr zu bewegen - Mittler zwischen dem Klienten und dem Seelenanteil. Er überbringt die Botschaften des jeweils anderen Verhandlungspartners. Das, was dann ausgehandelt wird, kann allerdings nach meinem persönlichen Eindruck schon Ähnlichkeit mit Dingen haben, die sich auch auf "psychologischem" Weg hätten ergeben können. Etwa dann, wenn ein Seelenanteil als Bedingung für die Rückkehr stellt, "sein Mensch" solle das Kind in sich selbst stärker leben. Wohlgemerkt: eine solche Bedingung stammt nicht vom schamanisch Tätigen, der versucht sie allenfalls zu formulieren oder die Bilder, die er bekommen hat, in konkretere Aussagen zu verpacken. Das Resultat - nicht die Methode - mag aber Ähnlichkeit mit denen "psychologischer" Verfahren haben, wobei ich dies als sehr weiten Oberbegriff und nicht als terminus technicus verwende.

Dass psychiatrische Probleme wie Psychosen noch einmal eine ganz andere Geschichte sind, das ist ja schon angeklungen.


Ist schamanische Arbeit nun mit psychologischer Arbeit gleichzusetzen oder kann eine Vermischung durch einen klar abgesteckten Rahmen verhindert werden?
Ist es ratsam diesen Rahmen zu setzen oder braucht der Schamanismus die Psychologie? Das ist mir nach wie vor nicht ganz klar.

Diese Abgrenzung ist bei uns notwendig, da es keinerlei Ausbildung bedarf um als Schamane das Energetikergewerbe anzumelden, als Psychologe oder Mediziner sehrwohl und sehr umfangreich!

Abgesehen von den angesprochenen rechtlichen Problemen und denen, die sich bei tatsächlich psychiatrischen Problemen ergeben, bin ich nicht sicher, ob tatsächlich eine "Vermischung (...) verhindert werden" sollte. Soweit ich sehen kann, ist in beiden Fällen - des "psychologisch Tätigen" (siehe oben, weit gefasst) wie des im Auftrag eines Klienten "heilerisch" arbeitenden schamanisch Tätigen das Ziel, dass es dem Klienten besser geht.

Ich vermute dir sind die Mechanismen der Übertragung und Gegenübertragung nicht gänzlich bekannt. "Einfach so stehen lassen" löst hierbei die Grundproblematik nicht. Es geht auch nicht nur darum, dass der Schamane damit nicht zurechtkommt, sondern welche innerpsychischen Prozesse beim Hilfsbedürftigen in Kraft treten. Oft genug sind diese ungewusst und bedürfen eine gefestigte therapeutische Vertrauensbasis um aufgelöst zu werden. Das ist ein u.U. schmerzvoller und langwieriger Prozess mit, nichtsdestotrotz, großem Bewältigungspotential. Diesem wichtigen Prozess mit einem "einfach so stehen lassen und seinem Job weiterhin nachgehen" zu begegnen ist aus meiner Sicht kontraproduktiv.

Wenn ich das richtig verstehe, entsteht eine Übertragung aus einem Bedürfnis, einem Mangel heraus. Ich würde jetzt mal ganz naiv davon ausgehen, dass schamanisches Arbeiten einen solchen Mangel auffüllen kann und sich insofern die Notwendigkeit einer Übertragung von selbst erledigen kann.

Dass ein solcher Prozess (soweit das mit "psychologischer" Herangehensweise vergleichbar ist?) - sich eines (unbewusst) als solchen empfundenen "Mangels" bewusst werden, diesen akzeptieren und gehen lassen - ausgesprochen schmerzhaft sein kann und auch langwierig insofern, als möglicherweise mehr als eine Runde erforderlich ist, diese Erfahrung habe ich, im schamanischen Kontext, auch gerade gemacht.

Dann schlage ich vor, dass du die letzten 1000 Jahre Entwicklung in Europa aus deinem Bewusstsein löscht und in die Denkweise eines damals hier Einheimischen zurückfällst, dann benötigst du kein theoretisches Wissen aus Schamanismusbüchern, keine obstrusen Erklärungsversuche von mir - denn dann ist es gelebter Schamanismus.

Aha. Gehe ich 1000 Jahre zurück und versetze mich in die Denkweise eines damals hier Einheimischen befinde ich mit im Mittelalter. Gelebter Schamanismus am Scheiterhaufen. Alles klar. Ich bin froh, dass ich im hier und jetzt lebe und Wissen über den Schamanismus durch Bücher erlange, die z.T. von Schamanen geschrieben wurden die heute in Europa nicht mehr um ihr Leben fürchten müssen.

Der Zeitrahmen passt durchaus. Ich sage nur Burchard von Worms. Das mit den Scheiterhaufen kam deutlich - gut 400 Jahre - später und ist auch nicht so einfach, wie es meist angenommen wird. Ich werde jetzt aber nicht diesen Thread kapern und darüber einen Vortrag halten.

LG
wolfswald
 
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