Lieber ELi7,
Nun, liebe Maria,
ich verwende die Zürcher Bibel von 1971. Manch 'modernere' Fassung strotzt nur so von Verfälschungen. Da wird weggelassen und ergänzt, wie es dem überarbeitenden Personal so passt.
es gibt Bibelübersetzungen, die Überschriften in den Text einstreuen. Die Zürcher Übersetzung gehört in diese Gruppe. Ich habe gerade nachgeschaut, in meiner Ausgabe der Zürcher Bibel (von 1991) steht dieselbe Überschrift. Diese Überschriften gehören jedoch nicht in die Bibel. Sie sind frei erfunden und stehen nicht im Grundtext.
Die Zürcher Übersetzung ist - abgesehen von den Überschriften - eine recht gute, die auch nahe am Text bleibt.
Das ist übrigens auch nicht neu. Schon die 'christlichen' Übersetzer der ursprünglichen Fassung haben die Geschichte von der Lilith einfach weggelassen, weil sie dem patriarchalen Klerus nicht genehm war.
das würde ich stark bezweifeln, da die Torah diese Geschichte ebenfalls nicht enthält und die "christlichen" Übersetzer sicher etwa 2000 Jahre später dran waren. Also das halte ich für eine moderne Mythe. Es gibt in der Bibel nur eine einzige Stelle, an der zweifelsfrei auf Lilith bezug genommen wird und die ist in Jesaja 34:14. Darüberhinaus gibt es nur jüdische Überlieferungen. Diese Überlieferungen wurden nicht etwa weggelassen, sondern eben überliefert. Hätten sie nicht in den Kram gepaßt, dann hätte man sie einfach nicht weitergegeben. Die jüdische Überlieferung ist aber eine völlig andere Kultur, sie hat gar nicht den Anspruch, eine fixe Wahrheit über andere dominieren zu lassen. Im Gegenteil, es wird in einer Torahschule ausdrücklich darauf Wert gelegt, daß man z.b. jeden beliebigen Standpunkt in einer Diskussion einnehmen kann, daß man seine eigenen Gedanken möglichst gut widerlegen kann etc.
Es ist keine "eindeutige" Version von Wahrheit, die da diktiert wird, eher eine pluralistische, stark diskursorientierte, immer weiter sich erweiternde und mit immer neuen Ideen sich befruchtende. Das ist die Realität, wie ich sie kennengelernt habe. Geschichten von machtbesessenem Klerus kann man vielleicht viel eher an katholischen Katechismen durchziehen, aber nicht an einer Kultur wie der der jüdischen Überlieferung.
Eine Eva ist eben nicht gleichwertig und aufsässig wie Lilith, sondern unterwürfig und nur eine Ergänzung des Mannes, wie man selbst bei Jung und seiner Anima noch nachlesen kann.
Der von mir sehr geschätzte C.G.Jung kann da ja gerne seine Meinung haben und es können sich ihm auch viele anschließen, daß sie die Figur der Eva einfach haltlos spekulativ in irgendeine Richtung verdrehen, es ändert aber am Text der Bibel gar nichts. Und in dem Text steht nicht, daß Eva unterwürfig ist. Ich wüßte jedenfalls nicht wo.
Gerade als Psychologin finde ich es interessant, die Figur der Eva von allem projektiven Ballast der männlich dominierten Jahrtausende zu befreien und einfach den Text selbst sprechen zu lassen.
Du fragst, ob ich etwas Schreckliches bei Lilith erlebe.
das ist wohl ein Mißverständnis, ich wüßte nicht wo ich das gefragt habe. Du findest die Geschichte der Eva schrecklich, das habe ich aus deinen Beiträgen herausgelesen, wenn es anders ist, bitte ich um Korrektur.
Aber daß du die Lilith schrecklich findest, glaube ich nicht, im Gegenteil, eher sehr attraktiv.
liebe Grüße,
eva-maria