Wenn Netanjahu tatsächlich für Kriegsverbrechen schuldig gefunden wird und er dann mit anderen Kriegsverbrechern in einen Topf geworfen wird, dann kann da kein Gericht, Ankläger oder Gesetz etwas für. Sich da jetzt uneingeschränkt entschuldigend vor Israel zu stellen ist schlicht dumm, da es selbst in Israel Stimmen gibt, die das Verhalten einiger Regierungsangehöriger für mehr als Zweifelhaft ansehen. Bis jetzt gab es in jedem Krieg Kriegsverbrechen ..auf allen beteiligten Seiten.. zu Glauben das Israel da eine Ausnahme macht ist ziemlich absurd.
Bei jedem Prozess werden auch Kontext und Motive etc. der behandelten Verbrechen betrachtet, was sich dann auch auf die Bewertung und gegebenenfalls das Strafmaß auswirkt. Und da kann man hier durchaus Unterschiede ausmachen z.B. dazwischen, wer die ursprünglichen Angreifer und wer die Angegriffenen sind. Die berühmte Kinder-Ausrede: "Aber er hat angefangen." ist durchaus juristisch relevant, wenn beide Seiten gleichermaßen angeklagt sind.
Dem Gerichtshof (und den juristischen Anklägern) traue ich zu, das richtig zu differnezieren und dann im Prozess - sollte es zu einem kommen - entsprechend zu gewichten und zu behandeln.
Der Öffentlichkeit und auch der Politik traue ich das allerdings nicht vollumfänglich zu. So gibt es dann beispielsweise auch Stimmen, bzgl. eines anderen Krieges, die dann sagen: "Die Ukraine begeht auch Kriegsverbrechen, also haben sie kein Recht mehr sich zu verteidigen, niemand brauch sie mehr unterstützen, und Russland kann ruhig gewinnen, da die Ukraine ja auch mindestens genau so böse ist.."
Und bzgl. dieses Konflikts/Krieges gibt es leider auch Stimmen - Antisemiten weltweit reiben sich die Hände - die dann schlussfolgern, dass der Staat Israel damit sein Existenzrecht vollends verliere und man die Geschichte der Juden etc. doch einfach mal vergessen und ignorieren solle.
Bevor man mich falsch versteht: Ich sage und glaube NICHT, dass irgendwer in diesem Thread das sagt oder schlussfolgern will. Diese Stimmen liefern aber den politischen Sprengstoff, der dahinter liegt, und an dem sich die Gemüter erhitzen.
Eine Zwei-Staaten-Lösung könnte möglicherweise wirklich die einzige realistische und langfristige Lösung sein, und ich werde Norwegen, Irland und Spanien sicher nicht Antisemitismus vorwerfen, weil sie jetzt Palestina als eigenständigen Staat anerkennen wollen. Aber möglicherweise ist Zeitpunkt und weitere Modalitäten auch ungeschickt gewählt. So soll ausgerechnet Jerusalem auch als Hauptstadt Palestinas anerkannt werden. Leider sind in oder nahe bei eben dieser diverse heilige Städten aller drei abrahamitischen Religionen verteilt. Die Juden haben da beispielsweise die Klagemauer. Wie würde dann damit umgegenagen werden, sollte die Stadt vollends zu Palästina gehören und sogar ihre Hauptstadt werden?