Transformation Tarot Card
Natürliche Intelligenz
Rabia und das Rätsel der verlorenen Nadel
Wir werden geboren um glücklich zu sein; das ist unser Recht von Geburt an. Doch die Menschen sind so dumm, dass sie nicht einmal das beanspruchen, was ihnen von Geburt an zusteht. Sie interessieren sich mehr dafür, was andere besitzen, und beginnen, diesen Dingen hinterher zu laufen. Sie schauen niemals nach innen; sie suchen nie in ihrem eigenen Haus.
Ein intelligenter Mensch beginnt seine Suche in seinem innersten Sein. Das ist sein erstes Anliegen, denn bevor ich nicht weiß, was in mir ist, wie kann ich dann weiter die ganze Welt erforschen? Die Welt ist so riesig. Und wer innen gesucht hat, der hat es direkt gefunden, umgehend. Es ist kein allmählicher Prozess, es passiert plötzlich die plötzliche Erleuchtung.
Ich habe von einer großen Sufi-Mystikerin gehört; ihr Name war Rabia al-Adawia. Eines Abends sahen die Leute Rabia auf der Straße sitzen und nach etwas suchen. Sie war eine alte Frau; sie hatte schwache Augen und es fiel ihr schwer zu sehen. Deshalb kamen ihr die Nachbarn zur Hilfe. Sie fragten: Wonach suchst du denn?
Rabia sagte: Das ist eine unwichtige Frage. Ich suche eben. Wenn ihr mir helfen könnt, dann helft.
Sie lachten und sagten: Rabia, bist du verrückt geworden? Du sagst, unsere Frage sei unwichtig, aber wenn wir nicht wissen, wonach du suchst, wie können wir dir dann helfen?
Na gut, meinte Rabia. Nur um euch zufrieden zu stellen: Ich suche nach meiner Nadel. Ich habe meine Nadel verloren. Sie begannen ihr zu helfen. Aber sofort wurde ihnen klar, dass die Straße zu groß war für so ein winziges Ding wie eine Nadel. Also fragten sie Rabia. Wo du denn deine Nadel verloren? Sage uns bitte den genauen Ort. Sonst ist es zu schwierig. Die Straße ist groß; da können wir ewig suchen und suchen. Wo hast du sie verloren?
Rabia erwiderte: Das ist wieder eine unwichtige Frage. Was hat sie mit meiner Suche zu tun?
Sie hörten auf zu suchen. Sie sagten: Du bist mit Sicherheit verrückt geworden.
Rabia sagte: Nun gut. Um euch zufrieden zu stellen: Ich habe sie in meinem Haus verloren. Warum suchst du dann hier? fragten sie. Und es wird berichtet, dass Rabia antwortete: Weil es hier hell ist, und innen ist kein Licht. Die Sonne ging gerade unter, und es war noch ein wenig hell auf der Straße.
Dieses Gleichnis ist sehr bedeutungsvoll. Hast du dich jemals gefragt, wonach du eigentlich suchst? Hast du dich jemals in tiefer Meditation der Frage gewidmet, was du genau suchst? Nein. Auch wenn du in einigen vagen Augenblicken, in träumerischen Momenten eine unbestimmte Ahnung davon bekommst, wonach du suchst, ist es doch niemals genau, niemals exakt. Du hast es noch nicht definiert.
Wenn du es zu definieren versuchst, je bestimmter es wird, desto mehr hast du das Gefühl, dass du gar nicht danach suchen brauchst. Die Suche kann nur weitergehen, wenn es vage ist, wenn es wie ein Traum ist, wenn die Dinge nicht klar sind und du einfach nur immer weiter suchst. Gezogen von einem inneren Drang, vorangetrieben von einer inneren Dringlichkeit, weißt du nur eines: Du musst suchen. Es ist ein inneres Bedürfnis. Aber du weißt nicht, wonach du suchst. Und solange du nicht weißt, was du suchst, wie kannst du es dann finden?
Es ist vage vielleicht meinst du, es sei Geld, Macht, Prestige, Ansehen. Aber dann siehst du die Menschen, die Ansehen und Macht haben auch sie sind auf der Suche. Dann siehst du die Menschen, die superreich sind auch sie sind auf der Suche. Bis an ihr Lebensende sind sie immer auf der Suche. Reichtum hilft einem also nicht; Macht hilft nicht. Die Suche geht weiter trotz allem, was man hat.
Die Suche muss sich auf etwas anders beziehen. Diese Namen, diese Etiketten wie Geld, Macht oder Prestige sind nur da, um den Verstand zu befriedigen. Sie lassen dich spüren, dass du auf der Suche nach etwas bist. Dieses Etwas ist noch unklar, ein sehr vages Gefühl. Ein wahrer Sucher, ein Suchender, der ein wenig bewusster, ein wenig wacher geworden ist, wird zunächst einmal versuchen, seine Suche zu definieren, ein klares Konzept zu formulieren, worum sie eigentlich geht, um sie aus dem träumenden Bewusstsein heraus zu holen und direkt zu betrachten, sie anzuschauen.
Und unmittelbar beginnt sich schon etwas zu verändern. Wenn du deine Suche definierst, beginnst du das Interesse an der Suche zu verlieren. Je klarer sie definiert ist, desto weniger ist von ihr da. Sobald du genau weißt, worum es bei der Suche geht, verschwindet sie plötzlich. Sie ist nur da, wenn du nicht aufmerksam bist.
Lass es mich wiederholen: Die Suche existiert nur, wenn du schläfrig bist, wenn du nicht bewusst bist. Unbewusstheit verursacht die Suche. Ja, Rabia hat Recht. Innen ist kein Licht. Und weil in dir kein Licht, kein Bewusstsein ist, gehst du natürlich außen auf die Suche denn außen ist es scheinbar klarer. Alle deine Sinne sind nach außen gerichtet. Die Augen öffnen sich nach außen, die Hände bewegen sich, breiten sich nach außen aus, die Beine gehen nach außen, die Ohren hören auf die Geräusche und Klänge von außen. Alles, was dir zur Verfügung steht, öffnet sich nach außen; alle fünf Sinne sind extrovertiert.
Du beginnst dort zu suchen, wo du sehen, fühlen, berühren kannst das Licht der Sinne fällt nach außen. Und der Suchende ist innen. Diese Widersprüchlichkeit muss man verstehen. Der Suchende ist innen, aber weil es draußen heller ist, beginnt der Suchende Ehrgeiz zu entwickeln und versucht, draußen etwas zu finden, was ihn erfüllen könnte. Es wird niemals geschehen. Und es ist niemals geschehen. Es kann gar nicht geschehen, da es in der Natur der Dinge liegt, dass deine Suche sinnlos sein wird, solange du nicht den Sucher selbst gesucht hast. Solange du nicht erkennst, wer du bist, ist diene ganze Suche zwecklos, da du den Suchenden nicht kennst. Wie kannst du in der richtigen Dimension suchen, in der richtigen Richtung, ohne den Suchenden zu kennen? Es ist unmöglich.
Man muss zuerst die richtigen Prioritäten berücksichtigen. Dann hört alles Suchen auf und es wird dir plötzlich bewusst, dass es nun nur noch um Eines geht, was man wissen will: Wer ist dieser Suchende in mir? Was ist diese Energie, die auf der Suche sein will? Wer bin ich? Dann ist die Transformation da. Plötzlich ändern sich alle Werte. Du beginnst, dich nach innen zu bewegen. Dann sitzt Rabia nicht mehr auf der Straße und sucht nach einer Nadel, die irgendwo in der Dunkelheit der tiefsten Seele verloren ist.
Wenn du mit der Reise nach innen beginnst, ist es am Anfang sehr dunkel Rabia hat Recht. Es ist sehr, sehr dunkel, weil man seit vielen Leben nie nach innen gegangen ist du hast deinen Blick auf die äußere Welt eingestellt. Hast du schon einmal bemerkt, wie es ist, wenn man manchmal von draußen kommt, wo es sehr sonnig und ganz hell ist? Wenn man dann plötzlich im Haus ist, ist es sehr dunkel, weil die Augen auf das Licht draußen eingestellt sind. Wenn es sehr hell ist, ziehen sich die Pupillen der Augen zusammen. In der Dunkelheit müssen sich die Augen erst entspannen. Wenn du aber eine Weile drinnen sitzt, verschwindet die Dunkelheit allmählich. Es wird heller; deine Augen gewöhnen sich daran.
Viele Leben lang bist du draußen in der heißen Sonne gewesen, in der Welt. Wenn du dann nach innen gehst, hast du zunächst ganz vergessen, wie du deine Augen wieder daran gewöhnst. Meditation ist nichts anderes als eine Wiederanpassung deines Blicks, deiner Augen. Und wenn du weiter nach innen schaust es braucht seine Zeit beginnst du langsam, ganz allmählich ein wunderbares inneres Licht wahrzunehmen. Es ist allerdings kein aggressives Licht, nicht wie die Sonne. Es ist eher wie der Mond. Es ist nicht grell, es blendet nicht; es ist sehr kühl. Es ist nicht heiß es ist sehr mitfühlend, es ist sehr sanft und beruhigend wie Balsam.
Im Laufe der Zeit, wenn du dich an das innere Licht gewöhnt hast, wirst du merken, dass du selbst die Quelle davon bist. Der Suchende ist das Gesuchte. Dann erkennst du, dass der Schatz in dir selbst ist und dass das einzige Problem darin bestand, dass du draußen danach gesucht hast. Irgendwo da draußen hast du ständig danach gesucht, und es war die ganze Zeit hier in dir. Du hast in der falschen Richtung danach gesucht; das ist alles.