KingOfLions
Sehr aktives Mitglied
Ohnein, nicht das schon wieder. Ich erinner mich, du willst alles verstaatlichen und glaubst, dass man Medikamente "ausrechnen" kann. Wir haben in diesem Thread schon 10 Seiten darüber diskutiert und du hast eindrucksvoll dargestellt, dass du von der Praxis der Pharmaindustrie nichts weißt. Um mir weitere 10 Seiten Diskussion zu ersparen, nochmal kurz mein Aufruf: du scheinst irgendwie zu glauben, dass du besser weißt, wie man neue Medikamente entwickelt als Firmen, die hunderte Milliarden Dollar jedes Jahr investieren und jedes Jahr weitere erfolgreiche Medikamente auf den Markt bringen. Ob du das wirklich kannst, weiß ich nicht, ich halte es aber für unwahrscheinlich. Wenn du es kannst, dann gründe ein Pharmaunternehmen und mach es besser. Aber sag nicht dass die Pharmaindustrie "keine Ahnung" hat, weil sie klinische Studien durchführt. Denn es gibt momentan keine mir bekannte Alternative. Sowohl in vitro tests als auch Tiertests als auch Simulationen werden vorher standardmäßig (zum die ersten beiden) gemacht. Irgendwann muss so ein Produkt mal am Menschen probiert werden, anders gehts halt nicht. Das ist nicht ethisch bedenklich, sondern eine schlichte reale Notwendigkeit. Dabei ist notwendig, dass alle Gefahren soweit wie möglich minimiert werden, wie bei dem Impfstoff eben durch die Abgabe ganz geringer Dosen.
Das nur zu 4.
Es ist dann ethisch bedenklich, wenn Tests an "billigen" Menschen einer teuren Forschung vorgezogen werden. Und wie Du ja wissen wirst, gibt es in allen Pharmaunternehmen Dealines für die Erforschung von Medikamenten. Auch die Forschung wird unter Erfolgsdruck gebracht und Medikamente werden oft in einem sehr frühen Status freigegeben - nicht um Menschen möglichst rasch zu helfen, sondern um die Forshcungskosten möglichst gering zu halten und später "Produktupdates" und neue teurere Produkte basierend auf bestehender Forschung zu ermöglichen.
Ansonsten, zu 1.: du sagst einerseits, du willst das Sozialsystem entlasten, andererseits willst du, dass der Staat das gesamte Forschungsrisiko trägt. Ich hab dir schonmal gezeigt; in der ehemaligen Sovietunion hat man dieses Modell probiert, und es ist untergegangen wie die Hindenburg. Das Sozialsystem ist zusammengebrochen und es wurde dabei praktisch kein einziges nachhaltiges Medikament entwickelt. Währenddessen haben die freien, wirtschaftlichen Märkte der Welt (insb. Deutschland und Amerika) erfolgreich hunderte Medikamente erfunden, die teilweise bis heute erfolgreich angewendet werden, oder die später als Grundlage für erfolgreiche Medikamente dienten.
Außerdem bist du nicht auf meine Frage eingegangen, ob du mir ein konkretes Beispiel nennen kannst von einem Medikament, das auf Non-Profit Basis entwickelt wurde, um dann auf Profit-Basis verkauft zu werden.
In der Sovjetunion hat sich der gesamte Kommunismus nicht bewährt . Das ist kein spezifisches Problem der Pharma in der UDSSR.
Auf deine Frage bin ich eingegangen. Welche Krankheiten das waren ist mir nicht mehr in Erinnerung, nur die Methode. Möglicherweise waren die Menschen eh so vernünftig, nicht zu spenden.
Der Staat trägt das Forschungsrisiko sowieso ... denn er zahlt es ja beim nächsten Medikament mit (oder denkst Du, ein konstanter Aktiengewinn von 8-15% lässt sich ausschütten, wenn Risiken vom Unternehmen aufgefangen werden? Klingt wirtschaftlich recht blauäugig.
Tatsache ist, dass eine vom Staat koordinierte Forschung und Produktion immer ein grösserer Gewinn für das Volk ist als das Agieren auf wirtschaftlicher Basis.
Zu 2.: Ich hab keine Ahnung, von was du redest und was du mit "Feldversuch" meinst. Als diese Kritik laut wurde, war das Mittel schon seit 5 Jahren am Markt und wurde angewendet. Die Feldversuche wurden vorher gemacht, jahrelang. Aber Medikamente herstellen ist halt nicht wie Kuchen backen. Sobald festgestellt ist, dass ein Medikament wirkt und keine gravierenden Nebenwirkungen hat, darf es auf den Markt. Wenn sich dann über die Jahre neues herausstellt, wirds wieder vom Markt genommen. Die Verantwortung und Entscheidung, etwas zu nehmen oder auch nicht, bleibt beim Patienten. Wer diese Verantwortung abgeben will, muss mit den Konsequenzen leben.
Genau. Diese Diskussion wird seit Kontergan geführt. Ein Medikament wird einfach freigegeben, auch wenn es übergroße Risiken beinahltet (weil wir haben ja nichts anderes). Und dann sind ewig lange Prozesse und viele Geschädigte notwendig, um das Produkt wieder vom Markt zu kriegen. Hier wird grob fahrlässig mit dem Leben und der Gesundheit von Menschen gespielt, ohne dass diese eine Entscheidung darüber haben, ob sie dieses Risiko auch eingehen wollen.
Zu 3.: Die Pharmaindustrie weiß - besser als die Alternativmedizin - um die Selbstheilungskräfte des Körpers. Deswegen ist es oft sehr sinnvoll, Medikamente gegen die Symptome zu geben, damit der Patient sich besser fühlt, während der Körper sich durch seine Selbstheilungskräfte selber gesund macht. Dann gibt es halt Fälle, in denen der Körper von allein nicht mehr kann. Und dann holt man halt Medikamente raus, die das Problem an der Wurzel packen - die haben oft allerdings mehr Nebenwirkungen, weil sie stärker Eingreifen.
Oder es gerade auf Grund der vielen Medikamente nicht mehr kann, weil das System schon durch die Verarbeitung der Medikamente alleine bis an seine Grenzen belastet ist. Ausserdem ist das lächerlich, bei den meisten Krankheiten weiss die Medizin heute nicht einmal noch, welche Ursache sie haben können. Bei nicht lebensgefährlichen Krankheiten wird NIE die Ursache bekämpft, sondern immer nur das Symptom (z.B. bei erhöhtem Blutdruck).