Martina,
was du kannst, strebe ich an. Schon länger, doch so recht, scheint es mir, wenngleich andere sagen, ich hätte schon viel geschafft, erreicht, mich verändert, sehe ich die Dinge zu langsam vorranschreiten, Ungeduld, meine größte Schwäche.
Die Liebe zu mir selbst, ich arbeite daran, gerade im letzten Jahr, in den letzten drei Jahren, ich finde zu mir, aber es geht langsam, mühsam, Geduld ist auch hier wieder gefragt. Obgleich ich mich innerlich wie äußerlich gerade sehr wandel, innerlich mein eigentliches Ich zu leben beginnt und äußerlich dem Inneren angepasst wird, spüre ich derzeit doch noch sehr viel Wut und Hass, gegen mich, gegen meine Eltern, die leider nicht mit dem aufhören, was mich all die Jahre schon so verletzt. Meine Eltern waren nie stolz auf mich und werden es aller Voraussicht nach auch nie werden.
Ich liebe meine Eltern, dennoch. Ich weiß auch, dass sie das, was sie machen, nur aus guter und lieber Absicht tun. Sie glauben, sie tun das Richtige, auch wenn es das Falsche für mich ist. Sie wissen nichts von mir und wollen es auch nicht wissen, sie glauben, das ist so richtig und gut.
Meine Eltern lieben mich... wenngleich auf eine Art, die nicht die Meine ist.
Ich wohne nicht in ihrer Nähe, diesen Schmerz tagtäglich um mich zu haben, könnte ich nicht ertragen. Ein kurzer Besuch bei mir oder bei ihnen alle paar Monate mal, reicht, reicht mir, reicht oft, um mich immer noch zu verletzen, nicht körperlich, aber seelisch.
Ich habe den totalen Kommunikationsabbruch schon hinter mir, er tut Letztenendes nur allen Beteiligten weh. Geändert hat es nichts.
Der Schmerz, die Gehirnwäsche, die sie mir verpasst haben, hat mich geprägt, auch wenn ich aus ihrem System ausgebrochen bin, was allein schon eine Todsünde ist, so sind die Wunden, die Narben noch immer in meiner Seele sichtbar. Und sie schmerzen von Zeit zu Zeit und manchmal werden sie wieder aufgeschnitten und da meine Frage, wie sollen sie so wirklich ausheilen? Wie kann das gehen? Meine Liebe reicht dafür nicht!
Auch du, Martina, wirst einen Weg gehabt haben und ich glaube, dass dieser Weg nicht nur für mich hilfreich und interessant sein könnte.
Mag aber sein, dass du nicht zurückschauen willst, das akzeptiere ich natürlich.
Gandalf