Hi, liebe Bambi,
noch gibt es nix Neues von den Cousinen, das kommt wohl erst nach dem Weihrauch, und der ist noch nicht eingetroffen. Auch der Messinggriff für die Haustür war erst heute in der Post, so dass mein Osterbesuch noch mit dem alten Alugriff umgehen musste. Wieder aber viel Lob für die gemütliche Wohnung und die warme, gelöste Atmosphäre.
Von dem Sonnenblumenvorhang war ich zunächst enttäuscht als ich ihn aufhängte: man sah aus der Küche gegen den hellen Flur nur dunkle Strähnen. Allerdings gibt es da einen interessanten Effekt: Wenn es abends dunkel wird, die Sonne aufhört in den Flur zu scheinen, und nur noch Licht aus der Wohnküche auf den Vorhang fällt, dann "gehen" - wie von Zauberhand - auf einmal die großen gelben Sonnenblumen auf dem Vorhang auf. Man könnte auch sagen, sie "leuchten" auf. Aber das stimmt nicht, "aufgehen" ist besser. Denn das Licht in der Küche ist ja schon in der Dämmerung an, und nur indem es draussen wirklich dunkel wird und der Vorhang von hinten kein Licht mehr erhält, entstehen die Blumen nach und nach vor den Augen. Also, sie "gehen" wirklich auf, wie der Mond aufgeht.
Das ist ein echt irrer Effekt! Das ergibt so was wie eine abgeschirmte Gemütlichkeit.
Wahrscheinlich werde ich - auf Dauer - nach einem reinen Glasperlenvorhang weitersuchen, aber erstmal lasse ich es so.
Zum weiterlesen im Buch bin ich noch nicht gekommen, zuviel Stress. Meine Mutter musste nach zig Versuchen mit Hausarzt, privater Krankenhauseinlieferung - spät am Abend retour als NICHT krank

- und zweimal Rettungswagen (EKG/Blutdruck: die Frau hat nichts!) und einmal Notarzt dann doch ins Krankenhaus. Das Hin und Her zog sich über einige Tage. Grund waren angegebene Herzschmerzen - was alle Beteiligten in die Irre führte - welche sich schließlich als beginnende Lungenentzündung entpuppten.
So hatte ich dann ab Karfreitag Mutterfrei.-- Phuhhh! Erleichterung!
Samstag habe ich sie nochmal besucht, und dann kam von ihr dieser Text: "DIE können was erleben, wenn ich wieder aus dem Krankenhaus raus bin! MICH schieben sie ab, und währendessen feiern sie zu Hause Partys!"
"Wer denn, Mama?"
"Na, meine Tochter, die Angelika, die jungen Leute, die bei ihr wohnen, und die NIE Miete bezahlen (meine Cousinen?

), meine Mutter, und die Herta, meine Schwägerin! Die kennst du doch auch?"
"Ja, natürlich," stimmte ich zu. Ich wollte sie aktuell nicht davon unterrichten, dass es ausser mir, der Angelika, niemand anderen im Haus mehr gibt. Ich wollte auch nicht aufklären, dass die Angelika, die sie besuchte, identisch war mit der Tochter, die sie zu Hause wähnte.
Ostersonntag saß ich allein vor meinem Rehbraten.
Ich habe da echt das Lachen gekriegt. Ich könnt jetzt tatsächlich ein "Dinner for one" stattfinden lassen, hab ich gedacht. Könnt ja jetzt auftischen für Mutters verstorbene Mutter, die Tante Herta, die Cousinen. "Möchtest du noch etwas Rehbraten, liebe A.? Darf ich dir noch Brokkoli reichen, liebe C.? Prosit liebe Oma!- Mutter vermisst dich so!"
Ich saß an meinem weißen, großen Küchentisch und kicherte in mich hinein.
Es ist einfach so, dass die Leute für meine Mutter hier auch noch leben.
Das ist manchmal schon ein bisschen wie Zwielicht.
Deshalb war ich froh über den ganz realen Besuch am Ostermontag. Viele gute Freunde, viele Geschenke, viele bunte Ostereier. Sehr gut gekocht habe ich vorher und mir - mit viel Freude - richtig Mühe gegeben. Wir hatten ein sehr, sehr schönes Fest.
Aber ist es nicht irre, dass die Mutter das vorher gewusst hat? Und neidvoll darauf blickte? Dieses Fest war schon vor ihrem Krankenhausaufenthalt verabredet, ohne dass ich sie informiert hatte. Ostersonntag hätte ich mit ihr verbacht, Ostermontag wäre sie in die Tagespflege gegangen bis 17 Uhr. Danach hätte sie von 18 bis 19.30 die private Pflegerin Beate besucht, und die Mutter dann auch um halb acht ins Bett gebracht. Kein Grund für sie zum Stöhnen also. Aber sie kam ins Krankenhaus und mutmaßte nun, man würde hinter ihrem Rücken Partys feiern! - Schwierige Welt!
Lieben Gruß,
Geli