Zorn war für viele Jahre mein permanenter Begleiter. Ein hilfloser Zorn auf das Leben, die Menschheit, auf mich selbst und meine eigene Unfähigkeit, den Vorgaben anderer entsprechen zu können, war zornig, dass es diese Vorgaben gibt, zornig auf das System und auf die Gesellschaft. Ich war zornig auf das Leben und zornig auf mein Schicksal, zornig, dass ich all das durchmachen musste, was ich durchgemacht habe. Ich hatte nur ein Ventil für diesen Zorn, und das war die Musik. Hätte ich dieses Ventil nicht gehabt, hätte ich ebenso wie mein Bruder irgendwann den Weg der Selbstzerstörung gewählt. Mein Zorn machte mich letztendlich krank, ich hasste mein Leben, ich hasste mich und dementsprechend ging ich mit mir um. Erst in der Krankheit fand ich einen Weg raus und der war nicht leicht. Es ist der Weg durch die eigenen Abgründe, dahin, wo man nicht hinschauen will.
Mittlerweile ist mein Zorn verraucht. Ich kann nicht mehr zornig werden und ich kann nicht mehr hassen. Vielleicht werde ich noch wütend ab und an. Aber das ist nur mehr ein laues Lüftlein im Vergleich zu dem, was mich früher beherrscht hatte. Sicher ist noch nicht alles perfekt in meinem Leben, Baustellen gibt es immer... aber ja, ich bin in der Zufriedenheit angekommen, auch wenn es immer noch Optimierungsbedarf gibt.
Immer kleine Schrittchen gehen, liebe
@allesistmöglich es gibt einen Weg raus.
