Wenn ich jemandem unbewusst Leid zufüge, hat das nichts mit dem Bösen zu tun, denn hinter diesem Tun steht keine Absicht.
Das ist die Frage. Wenn ich mir also ein T-Shirt kaufe, das in China mit Kinderarbeit hergestellt ist, dann bin ich also nicht böse, wenn ich mich nicht informiere und daher ja hinter meinem Tun grundsätzlich keine Absicht steckt? Das wäre natürlich eine schöne Ausrede ... ich bin ja nicht gezwungen mich zu informieren, und kann ja beliebig wegschauen ....
In dieser Art das Gute in Frage zu stellen, sehe ich einmal wieder den Versuch das Böse für sich zu sanktionieren: „Man darf das, weil das Gute nicht immer gut ist!“ Tja, so sind die Menschen, zunächst wird ein Wertekanon zum Bösen aufgestellt und dann wird nach den Schlupflöchern gesucht, um das Böse weniger böse erscheinen zu lassen.
Du gehtst da wieder in das andere Extrem. Und ja, es ist zu hinterfragen, ob jemand der sich gegenüber anderen durchsetzen kann - egal mit welcher Methode - nicht im Sinne der Evolution lebensfähiger ist, als jemand der sich nicht durchsetzen kann.
Dieser falsche Eindruck, dass Menschen die in unserer Gesellschaft kaum mehr irgendwelchen Herausforderungen ausgesetzt sind in einem Konkurrenzverhältnis auf Leben und Tod überlebensfähig wären, ist ein falscher Eindruck der lediglich durch unsere sichere Gesellschaft erweckt wird.
Und dann haben wir halt die Realität, wo Du wahrscheinlich ziemlich klein wirst, denn Du in deiner moralischen Überlegenheit den Autofahrer vor dir schimpfst, und ein 2 x 2m Rambo aussteigt um dir seine Meinung zu erklären ....
Wer den Satz „Ich darf das, weil ...!“ benutzt, hat doch tief in seinem Herzen schon erkannt, dass an sein Tun etwas nicht richtig ist. Da packt dann die Ration den Äther aus, um die Stimme des Gewissens zu betäuben. Ist das denn wirklich so schwer das Gute vom Bösen zu unterscheiden? Wem das nicht so recht gelingt, sollte einfach einmal auf die Stimme seines Herzens achten – aber nicht schummeln!
Nein, warum sollte das so sein? Sehr viele Menschen haben die Erfahrung, dafür immer wieder kritisiert zu werden, dass sie so sind wie sie sind. Und deshalb meinen, sich für alles was sie tun entschuldigen zu müssen.
Wenn Jemand sagt "Ich darf das, weil ..." dann meint jemand nur, dass er jemandem der sich selber blockiert erklären will, warum er das darf, sonst nichts.
Wenn Du auf deine Gefühle hörst, dann hat das keinen rationalen Hintergrund. Und damit läufst Du Gefahr, anderen zu schaden und damit selber böse zu werden, weil Du nicht alle Facetten einer Problemstellung mit dem Gefühl erfassen kannst.
Die Gefühle sind ein guter Indikator, vieleicht etwas zu verändern, wenn sich ein negatives Gefühl einstellt. Aber sie sind nicht der einzige Maßstab ... denn genau dazu haben wir unser Gehirn ... um bewusst zu lernen und durch vernünftige Entscheidungen unsere Gattung zu fördern.