Woher kommt das Böse in der Welt?

Falsch
Ob eine Tat, die ich als gut erachte, beim Empfänger schlecht ankommt oder sogar ins Böse umgedreht wird, ist nicht mein Problem, sondern seines. Ich muss nicht für meine gute Tat grade stehen, sondern er für seine böse.

Aber stell dir vor, ELi, du schenkst jemandem Geld, in dem Glauben, Gutes tu tun, der kauft sich damit eine Waffe und erschießt jemanden.
Dann hast zwar Gutes gewollt und getan, es war aber für einen dritten böse. Du bist zwar nicht schuld, deine Tat war auch nicht böse, trotzdem hast du das Böse damit finanziert, also kann Gutes für Einen Böses für einen anderen ergeben.

Auch Eltern wollen und tun für ihr Kind das Gute, trotzdem ist es nicht immer gut für das Kind.
Auch in der Natur, wenn du meinst Gutes zu tun, indem du z.B. Tiere fütterst, kannst du damit Böses, bzw. ein Ungleichgewicht anrichten: Wenn du wilde Katzen fütterst, vermehren sie sich ungezügelt, und sie brauchen keine Mäuse mehr zu fressen, beides kann zur Plage werden. Wenn der Mensch eingreift, schafft er oft ein Ungleichgewicht, was weitreichende böse Folgen hat.
 
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1957 wurde in der australischen Gibsonwüste ein Volk entdeckt, dem es bis dahin gelungen war, den Kontakt zu Weißen zu meiden: die Pintubi. Die ersten Kontakte verliefen freundlich. Die Pintubi erhielten Geschenke und verloren allmählich ihre Furcht. Als Pressemeldungen die Sensation verbreiteten, wuchs in Australiens Menschenfreunden (Gutmenschen?) die Überzeugung, daß es nicht gut sein könne, daß da arme Menschen nackt in der Wüste herumliefen und Eidechsen aßen. Den Leuten mußte geholfen werden. Also gab man den Pintubi noch mehr Geschenke, bis sie soviel Vertrauen zu ihren neuen Gönnern gefaßt hatten, daß sie deren Vorschlag folgten, die unwirtliche Wüste zu verlassen. Die Pintubi wurden mit Zucker und Tee an Orte gelockt, wo schon andere australische Ureinwohner lebten. Die Behörden bauten ihnen Duschen und Latrinen, Wellblechhäuschen dienten als Unterkünfte. Die Pintubi haben jetzt Kleider, die Alten erhalten sogar Pensionen, und mancher Junger hat einen Job gefunden, in dem er Geld verdienen kann. Mit dem Jagen und Sammeln ist es vorbei, statt dessen kaufen die Pintubi nun Konserven in Läden.
Eibl-Eibesfeldt hat 1972 drei Wochen bei den zivilisierten Pintubi verbracht und ihr Leben studiert. Er berichtet vom Ergebnis der zivilisatorischen Anstrengungen: Die Kindersterblichkeit ist trotz aller Hygienemaßnahmen gestiegen. "Ich studierte entwurzelte Menschen, von Langeweile geplagt, weil sie nicht mehr jagen und sammeln konnten. Auch belastete sie die Tatsache, daß sie von ihrer Stammessitte vorgeschriebene Rituale nicht befolgen konnten, weil die heiligen Stätten viel zu weit entfernt waren. Sie spielten Karten und schoben Dollar-Scheine von Hand zu Hand. Sie hatten ihre Selbständigkeit eingebüßt, ihre Heimat verloren und waren Abhängige der Wohlfahrt geworden. Sie hatten den ersten Schritt getan, der sie letztlich in die Slums der großen Städte führen wird."

Die zweifelhaften Vorteile steter Steigerung

Das ist ein Beispiel, was man mit dem Guten anrichten kann: Abhängikeiten schaffen und Unselbstständigkeit produzieren.
Die Gesamtproduktion von Gütern und Dienstleistungen muss ständig erhöht werden um Wirtschaftswachstum zu produzieren.
Überproduktion wird unter dem Deckmantel "Entwicklungshilfe" verwendet um neue Konsumenten zu schaffen.
Notfalls holt man sie auch zu Millionen ins Land, damit die Renditen von Kapitalanlagen in Immobilien weiterhin steigen, neuer Wohnraum geschaffen werden muss und die Immobilienpreise weiterhin steigen können - Gutes tun für das Wirtschaftswachstum.

Aber mir ist klar, dass das auch nur eine Sicht ist, es ist nicht einfach, Gut und Böse zu unterscheiden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie immer ist die ausgwogene Variante halt die bessere ... sowohl Mitgefühl haben, aber eben auch eine vernünftige und tragbare Lösung zu finden.
Lösungen zu suchen ist schon mal ein guter Ansatz.
Und dabei eben gegen niemanden extrem böse zu sein, aber so gut als möglich ....
Das ist wohl für jeden Menschen Ausgangspunkt, dass man eigentlich nicht böse sein will, aber der andere bringt einen halt dazu. So versucht man sich reinzuwaschen.
Ok, verstanden. Da wird aber genau aus dem Glauben ja ein Problem. Dass aus dem Glauben eben keine Rationalität kommt, sondern nur ein Glauben ohne irgendeinen halbwegs logischen Hintergrund.
Ich will hier erst mal etwas Klarheit schaffen indem ich den Glauben nicht als Synonym für Religion hernehme, wie es oft passiert.
Glauben heißt für mich, dass ich etwas erahne, aufgrund von Erfahrungen, die ich mache, z.B. mit Intuition oder halt indem ich in meinem Gefühlskörper agiere/lerne/erlebe. Religion hingegen macht sich diesen Glauben zunutze indem er eine mehr oder weniger autokratische Organisation erschafft, wo vorgegeben wird was geglaubt werden soll.

Für mich gibt es 3 Ebenen in denen der Mensch agieren kann. Das ist zum einen die Physis, zum zweiten der Gefühlsbereich (Psyche) und drittens der Bereich des Geistes. Alle können sich durchdringen oder gegenseitig nutzen. Die Ratio ist die geistige Ebene, die sich auf die Empirie der Physis bezieht. Aber auch die Gefühlsebene kann sich geistiger Kräfte bedienen. Auch die Ebene der Gefühle kann mit der ratio betrachtet werden, aber das sieht dann natürlich ganz anders aus, als wenn ein Physiker irgendwelche physischen Phänomene hinterfragt, da die Gefühlsebene ganz anders funktioniert als z.B. Gravitation.

Und um nun wieder zu Gut und Böse zurückzukommen. Die Bewertungen von Gut oder Böse passieren auf einer emotionalen (einer Gefühls-)Ebene, egal wie viele "Informationen" (als scheinbar objektive Basis für Entscheidungen) ich habe, bekomme, oder mir besorge. Auf der Gefühlsebene sind "Informationen" meist nur dazu da, um sich und sein Verhalten zu rechtfertigen.

LGInti
 
Gar nicht. Nimm z.B. die Zeugen Jehova ... da wird ja wahrscheinlich bei den meisten Menschen ausser Streit stehen, dass sie mt ihrem Wachtturm nerven, vor allem wenn sie in wöchentlichen Abständen zu jeder Unzeit vor der Tür stehen.
Dann hättest du sagen müssen, wen genau du meinst - mit den ZeugenJehovas hast du es jetzt beschrieben. Aber du sprachst von "Gutmenschen" - das sind Menschen, die das Gute tun wollen und ich zähle dazu eigentlich fast alle Menschen, denn Menschen, die explizit das tun, was sie als böse definieren wird es nicht viele geben.

LGInti
 
Dass aus dem Glauben eben keine Rationalität kommt, sondern nur ein Glauben ohne irgendeinen halbwegs logischen Hintergrund. Und genau deshalb passiert ja aus dem Glauben heraus so unheimlich viel kontraproduktives ... weil eben kein Denken dabei ist. Ich bin Gut, weil ich es sein muss, ohne Wenn und Aber ..welche Auswirkungen das rundherum hat, ist mir aus diesem Glauben heraus absolut egal.
Es ist dies ein interessanter Gedankengang, der sozusagen dem Glauben jedes Unheil zuschiebt. Aber ist es so? Was ist, wenn ich an Stelle "Glauben" zum Beispiel Vorschrift oder Straßenverkehrsordnung einsetze?

Jeder Verkehrsteilnehmer weiß, was gut ist, auch ohne Wenn und Aber. Das glaubt er nicht, das weiß er. Und trotzdem: es gibt so viel Kontraproduktives .. angefangen vom Alkohol bis zum Rasen. Doch welche Auswirkungen das hat, das kann nicht egal sein.

Ich sage: Es ist immer vorteilhaft, geschriebenen und ungeschriebenen "guten" Regeln und Vorgaben zu folgen und dabei zu wissen, was im Gegensatz dazu schlecht und böse ist.

Ich folge lieber dem, was für mich und die Allgemeinheit vorteilhaft ist und ich meide tunlichst, was für mich und die Allgemeinheit schlecht und destruktiv ist. Also: Finanziell, gesundheitlich, sozial, umweltfreundlich. Und nicht zuletzt auch psychisch, geistig und.... religiös.
 
Aber stell dir vor, ELi, du schenkst jemandem Geld, in dem Glauben, Gutes tu tun, der kauft sich damit eine Waffe und erschießt jemanden.
Dann hast zwar Gutes gewollt und getan, es war aber für einen dritten böse. Du bist zwar nicht schuld, deine Tat war auch nicht böse, trotzdem hast du das Böse damit finanziert, also kann Gutes für Einen Böses für einen anderen ergeben.

Weisst du kulli, so etwas zu verstehen, ist für mich kein Problem. Ich gebe dir ein eigenes Beispiel, kein erfundenes. Ich unterstütze haitianische Menschen, die aus dem Slum kommen, also tue ich Gutes. Aber einzelne von ihnen betrügen mich, um noch mehr zu bekommen. Also tun sie Böses. Es könnte zwar sein, dass sie mich betrügen, um sich selbst oder einem Anderen Gutes zu tun. Aber es bleibt auch dann ihr Entscheid zu betrügen.

Dein und mein Beispiel zeigen, dass etwas Gutes gut bleibt und der Empfänger damit Gutes oder Böses tun kann. Es ist seine Entscheidung, also von seinem Willen abhängig. Das bedeutet aber keine Minderung für mich. Dennoch muss ich Massnahmen ergreifen, um mich selbst vor solchen Menschen zu schützen.

Fazit
Jeder entscheidet selbst, ob er Gutes oder Böses tut. Doch immer ist es der Mensch, der sich entscheidet, mit seinem freien Willen. Es ist die freie Entscheidung jedes Einzelnen - und Verantwortung.

Das Gute bleibt gut; das Böse bleibt Böse
Ursache des Bösen ist der Mensch mit seinem freien Willen

Alles Liebe
ELi
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Behörden bauten ihnen Duschen und Latrinen, Wellblechhäuschen dienten als Unterkünfte. Die Pintubi haben jetzt Kleider, die Alten erhalten sogar Pensionen, und mancher Junger hat einen Job gefunden, in dem er Geld verdienen kann. Mit dem Jagen und Sammeln ist es vorbei, statt dessen kaufen die Pintubi nun Konserven in Läden.

das schmerzt beim Gedanken, dass die moderne Zivilisation schlussendlich alles natürliche kaputt macht.

Die Gesamtproduktion von Gütern und Dienstleistungen muss ständig erhöht werden um Wirtschaftswachstum zu produzieren.

ein wirklich krankes System.
 
Ursache des Bösen ist der Mensch mit seinem freien Willen

und wenn er keinen freien Willen hat?
Viele Menschen agieren unbewusst, oder besser alle leben meist unbewusst, ist das dann noch ein freier Wille, oder eher unbewusste Programmierung die sie automatisch führt?
 
Ursache des Bösen ist der Mensch mit seinem freien Willen
Ich kann es verstehen, dass du so denkst, es ist deine Theorie, viele Religionen sagen das und es ist dein Recht so zu denken.
In meinem Leben hab ich zwar ähnliche Erfahrungen gemacht, aber auch andere Schlüsse gezogen. Ich hab auch in die Seele von "Bösen" sehen können, sie haben es oft nicht besser gelernt. "Besser ein bekannter Gauner als ein angepasster Systemerhalter der Machthaber."

Leider ist unsere Gesellschaft auch darauf ausgerichtet, dem Bösen viel mehr Aufmerksamkeit als dem Guten zu schenken. Kinder lernen von klein an, dass "Bravsein" oft weniger bis keine Aufmerksamkeit bekommt, schlimm sein jedoch schon. Um Aufmerksamkeit zu bekommen, stellen sie etwas an, sind böse, ... dann wird sich gekümmert, man steht im Mittelpunkt.

Selbst bei Haustieren sieht man das, Tierhalter ignorieren den Hund, wenn er ruhig ist, wenn er bellt, wird er zurechtgewiesen, also bellt er immerzu um die Aufmerksamkeit zu bekommen.
 
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Für mich gibt es in der Welt gut und böse nicht mehr, sondern nurmehr Interessen. Was aber nicht heisst, dass ich wenn es mich betrifft nicht in für mich gut oder für mch böse (schlecht) werte.
Was Interessen ohne eine Moral bewirken, kann man allerorts auf dieser Welt erkennen. Gerade an jenen krankt doch die Weltseele, die das Gute mit dem persönlichen Vorteil verwechseln. Was bleibt denn vom Guten, wenn ich es von meinem Vorteil abhängig mache? Ja, aus dieser Einstellung spricht der kühle rational Geist, der mich frösteln lässt.


Merlin
 
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