Ich hab Dich da schon richtig verstanden, und grundsätzlich hast Du ja auch recht

Deswegen antwortete ich auch mit der Historie der Begriffe Links/Rechts, absichtlich sehr vereinfacht, um das imho Wesentliche zu betonen. Konservativismus und Progression. Beides zwei Konzepte, die - wie überall - eigentlich per se nicht schlecht sind, aber tw extremst überstrapaziert und somit pervertiert worden sind. Ich sehe diese Begriffe hier weniger als Kategorisierung, mehr als Qualität, Adjektiva. Nicht um zu urteilen, sondern um zu beschreiben.
Um noch mal auf die Perversion einzugehen, Extremkonservativismus führte zu Stagnation und Repression; Extremprogressivität zu Hyperwachstum ohne Rücksicht auf Verluste, Explosion. Politisch, Philosophisch, Wissenschaftlich, Religiös, you name it...
Lässt man die offensichtlich krankhaften Extreme mal beiseite, beschäftigt man sich auf die moderaten Qualitäten von Rechts und Links, ist meiner Meinung die Linke doch sehr vorzuziehen. Damit meine ich *nicht* Parteipolitik, hohle Phrasendrescherei oder Populismus. Ich meine bspw eine bestimmte brasilianische Kommune.... (s.
Usina Catende - spannend zu lesen). Da wirds dann nämlich wieder einfach. Die was haben, wollens behalten. Die nichts haben, haben nichts zu verlieren. Solidarität. Fairness. Wir wollen alle dasselbe: anständig leben. Nicht auf Kosten anderer. Mind ya, die armen Schweine die da "Ausländer raus" schreien, oder "Heil Hietler" (sic!), die meine ich nicht. Hier muß kollektive Weiterentwicklung ansetzen. Du hast vollkommen recht, sich Fraktionen zu verschreiben bringt rein gar nichts.
QFT. (Das ist übrigens für mich Konservativismus in Reinform, Gegensätzlichkeit zu erhalten und zu verfechten.)
Mit dem Nachsatz, daß "Politik" (wie "Religion", "Wissenschaft", etc) vor allem heute ein *Werkzeug* ist, das mißbraucht/pervertiert wird (werden kann) - im Grunde/ursprünglich sind diese "Disziplinen" nichts anderes als ein Ausdruck der Liebe, u.a. auch deshalb nicht getrennt werden können (s. "Universalgenies").
Ich sehe das etwas essentieller: wenn ich mit meiner Sippe herumziehe, buchstablich von der Hand im Mund lebe, weil ich nicht wissen kann, was der nächste Winter bringt und ob sich mein Bruder von der letzten Jagdverletzung erholen wird, mache ich mir Gedanken sofern ich nicht gerade mit Überleben beschäftigt bin. Vielleicht habe ich auch schon tausende Kilometer vorher irgendwo in der Ferne eine Siedlung entdeckt, mit Feldern, Wasser, ein paar Tieren auf einem dieser Felder. Ja stimmt, die habens gut. Im Winter, oder wenn der große Regen kommt sitzen die in ihren Häusern, braten Hammel, essen Brot, und schreiben Listen für den Frühling. Magische Zeichen, die sagen wann das Hochwasser kommt, was die Sterne bringen, daß im Westen Krieg ist. Also baue ich *mein* eigenes Haus, auf *meinem* Land und auf *meinen* Feldern weidet *mein* Vieh.
Vier *meiner* Sklaven vom Feldzug letzten Sommer, schlafen in ihren Verschlägen, eine ist schwanger und in 9 Monden werde *ich* fünf besitzen. Vielleicht verkaufe ich einen, und meine zweite Frau kann endlich Urlaub vom Alltagsstreß machen. Oder wir ziehen um, hinter die Stadtmauern, damit diese marodierenden Wilden nicht wieder meine ganze Ernte versauen.
Ist natürlich beliebig in heutige Szenarien übersetzbar.
Es gibt keine Sicherheit, Du bist nicht was Du hast.
Hmm, so hab ich das bis dato nicht gesehen, als Momentaufnahme. Ich würde eher sagen ich erweitere meine Sichtweisen ständig, genau wie meine Umwelt. Lese ich etwa ein Buch, nehme ich die Momentaufnahme des Autors wahr, doch nicht ohne Interpretation/Reflexion (also ein Spiegel meiner Selbst!), adaptiere sie also zwangsläufig, und "integriere" sie mehr oder weniger in mein weltbild.
lol, ja genau das Bild mit dem Film hatte ich auch, nur anders besetzt:
Urteil = Foto
Ideologie = Weltbild = Film = N Fotos gleichzeitig neben- und hintereinander
Leben = N Filme gleichzeitig neben- und hintereinander
Was aber wenn der Foto-Beurteiler *nicht* im Klinsch des Film-Betrachters liegt? Nie lag. Kein Krieg (im Sinne von "wer *krieg*t Recht). Der Foto-Beurteiler über die Zeit ruhiger wird, und der Film-Betrachter langsam das Ruder übernimmt. Also Einer ein Teil des Anderen ist? Sich er-Innert?
Das kommt darauf an, welche Kategorien wir für uns angenommen haben. Denken wir in "richtig", "falsch", "gut", "böse", "schwarz", "weiss", etcetc. ist das folgerichtig und schlüssig. Aber: "Bei aller Dualität die Nicht-Dualität der Dualität sehen zu können, ist der Weg, und der Weg ist schon das Ziel." !!!! *smile*
Die Wahrheit? Hmm. Ein Illusion? Mehrere Illusionen? Ein banales Beispiel: ein Mensch sieht eine Pflanze und sagt: die Pflanze ist grün. Ein Zweiter sagt: sie ist grün. Ein Dritter sagt: sie ist grau. Folglich müßte der Dritte "falsch" liegen, lügen im Sinne von "nicht die Wahrheit sagen"/sehen. Nein. Der Dritte sieht/sagt *seine* Wahrheit, kommuniziert *seine* Wahr-Nehmung. Ob er farbenblind ist, das Wort grün nicht kennt hat, o.ä. ist dabei völlig irrelevant. Die Pflanze bist Du.
Wir können voneinander lernen, nicht im Sinne von "X übernimmt Y´s Ansicht" (wäre nicht möglich, da Y bestenfalls seine eigene Interpretation/Reflexion von X "übernehmen" kann) sondern dahingehend, daß X dabei als Katalysator, oder Guru, oder Motte fungiert
Wenn wir diskutieren, kann ich Dir ernsthaft nicht wirklich vorwerfen, daß Du falsch liegst oder gar lügst. Wäre ja auch unlogisch. Warum solltest Du so etwas tun, aus Eigennutz etwa?! Der Dialog als abwechselnder Monolog. Vokabelkurs in vornehmster Weise, Auseindersetzung, Austausch.
/bow