... noche ne Frage. Von Ramses II gib es unzählige INschriften seines Handelns, von Cheops nur eine Miniaturstatuette. Nicht mal sein Name als Erbauer ist in der Pyramide aufgezeichnet. Welche Erklärung gib es dafür?
Hallo Yamal,
es ist richtig, dass es von Cheops wenige zeitgenössische Quellen gibt, dennoch lässt sich seine Existenz belegen und auch die nach ihm benannte Pyramide zuordnen. Cheops war im alten Ägypten sehr bekannt und wurde deshalb über einen langen Zeitraum sehr verehrt. Das ist dann auch der Grund, dass er immer wieder in verschiedenen Quellen genannt wurde, so auch in einer Felsinschrift, einer Stele auf dem Pyramidenplateau und einer Papyrusrolle. Daneben gibt es eine Reihe Funde im Umfeld der Pyramide, aus der wir auch seinen kompletten Namen kennen.
Entscheidend aber dürfte eine scheinbare Nebensächlichkeit sein. In einem meiner vorherigen Beiträge hatte ich dir von dem Bautrupp erzählt, der sich "Chufus Trunkenbolde" nannte und sich so auf den Bausteinen der Pyramide verewigten, die sie transportierten. Man muss nun wissen, dass Cheops eigentlich nur von den Griechen so genannt wurde, sein richtiger Name in Ägypten lautete hingegen Chufu und als solcher erscheint er dann auch in deren Quellen.
Neben den "Chufus Trunkenbolde" gab es dann auch noch einen Trupp, der sich "Freunde Chufus" nannte, also kein Zufall, sondern ein ganz konkreter Bezug zu diesem Pharao, der sich so Stein für Stein herstellen lässt.
Mit der zeitlichen Datierung wirst du mit diesen Dingen immer ein Problem haben. Zunächst muss man dazu wissen, dass es in der Antike keine kontinuierliche Zeitrechnung gab, sondern man sich lediglich auf die Regierungszeit eines Herrschers bezog. Im alten Ägypten wurden alle zwei Jahre für die Steuererhebung das Vieh gezählt und das wurde bei den Schilderungen irgendwelcher Ereignisse als Orientierung angeführt.
So wird in einer Felsinschrift von einer Expedition Chufus zu einer Oase gesprochen, die er in der 12-maligen Zählung seiner Regierungszeit unternommen hatte. Das Vertrackte bei diesen Zählungen ist, dass sie gelegentlich auch schon nach einem oder aber auch erst nach drei Jahren durchgeführt wurden.
Bei der antiken Zeitrechnung ist deshalb immer wichtig, den Vorgänger, aber auch den Nachfolger des jeweiligen Regenten zu kennen, um eine gewisse Chronologie herstellen zu können.
Ein weiteres Problem bei diesen Dingen ist auch unsere eigene Zeitrechnung, die sich an der Geburt Christi orientiert. Wie man weiß, hatte der Mönch Exiguus 525 n.Chr. das Geburtsjahr nach den Angaben der Bibel errechnet und an die Zeitrechnung Roms anknüpfte. Dabei hatte er selbst schon einmal einen Fehler eingebaut, indem er diese Zeitrechnung nicht bei Null, sondern gleich mit dem Jahr Eins begann. Zudem geht man heute davon aus, dass Jesus zu einem früheren Zeitpunkt geboren wurde (4 oder 8 v.Chr.).
Es war jedoch nicht so, dass diese Zeitrechnung in unserer Region schlagartig eingeführt wurde, sondern in einem Prozess der sich von England ausgehend bis ins Jahr 1060 n.Chr. hinzog. Bedenkt man nun noch, dass es aus der Zeit nach dem Niedergang Roms im finsteren frühen Mittelalters nur noch sehr spärliche Angaben und Quellen gibt, wird klar, warum die ganze Zeitrechnung auf sehr wackeligen Beinen steht.
Trotz aller Bedenken, erscheinen mir deshalb wissenschaftliche Zeitbestimmungen über C14-Methoden, Sedimentablagerungen in geologischen Formationen oder der Dendrologie über die Baumringe noch am zuverlässigsten. Wenn sich dann Ereignisse aus der herkömmlichen Zeitrechnung mit diesen Methoden bestätigen lassen, bilden diese dann auch die Angelpunkte für die Zeitabfolge insgesamt.
Du solltest diese Dinge nicht aus den Augen verlieren, wenn du über Geschehnisse nachdenkst, die sich vor rund 4.5000 Jahren abgespielt hatten. Es ist auch nicht so, dass sich da mit der zunehmenden Erkenntnis nichts bewegen würde, nur darf sich das nicht auf vage Vermutungen stützen, sondern muss sich auch sinnvoll erklären lassen.
Merlin