Tja, und so kann man sich irren ...

Der mutmaßliche Storchenmann entpuppte sich einen Tag später als recht wehrhafte Störchin ...
Tags darauf (am 25. April gegen 14:20 Uhr) kehrte er bzw. sie, die am 24. April in das Nest in Kolbermoor eingezogen war, nicht allein von der Futtersuche zurück. Ihr war ein anderer, weitaus größerer, sehr imposanter Storch gefolgt.
Doch die Dame war nicht so begeistert von ihrem plötzlichen Begleiter, schien ihr Nest eigentlich alleine behalten zu wollen, klapperte zwar mit ihm, nachdem er gelandet war, zeigte dabei aber deutliche Imponier- und Drohgebärden. Und da er das Nest nicht wieder freiwillig verließ, attackierte sie den Storchenmann gleich zwei Mal hintereinander und warf ihn aus dem Nest.
Aber der große Storchenmann war hartnäckig. Bei der dritten Auseinandersetzung warf er sie aus dem Nest ... damit hatte sie wohl nicht gerechnet.
Als sie umgehend wiederkam, ließ er sie gewähren, griff sie nicht an. Kein Wunder, er wollte sie ja eigentlich behalten ...
Aber so richtig einlassen auf den ca. 1,20 m großen Fremden wollte sie sich einfach noch nicht, wich seitlich aus, wenn er Anzeichen zeigte, sich mit ihr paaren zu wollen oder machte sich kerzengerade und legte den Schnabel eng an den Hals ... Auch als er versuchte, sich im Nest niederzulassen, attackierte sie ihn erneut. So war er gezwungen erst mal stehen zu bleiben.
Man sah ihr an, dass sie verunsichert war und dass ihr das alles so gar nicht passte.
Aber wenigstens duldete sie ihn jetzt erst einmal im Nest ...
Tja, was soll er nun machen, er als Storchenmann, der gerne diese hübsche Störchin und ihr Nest behalten will?
Sehr schwierig ...
Aber er war geduldig und hartnäckig ... er lief zig Mal langsam um sie herum, blieb immer wieder stehen, zupfte an den Ästen und pickte besonders häufig in den Nestboden, so als wolle er ihr signalisieren: "Komm lass uns nisten, ich helfe Dir auch dabei!". Sie blieb dabei die ganze Zeit in der Mitte stehen, drehte sich anfangs mit ihm, um ihn beobachten zu können.
Die Redewendung "jemanden umgarnen" wurde dabei regelrecht sichtbar.
Und tatsächlich die Störchin entspannte sich Stück für Stück.
Irgendwann schüttelte er sich und sein Gefieder raschelte laut (ein Signal dafür, dass ein Storch entspannt ist und auch nichts dagegen hat, sich zu paaren). Er näherte sich ihr kurz, um zu zeigen, dass er sich paaren wolle. Da sie aber immer noch nicht soweit war, ließ er es. Doch irgendwann zeigte seine Geduld Früchte: Sie reagierte schließlich mit dem selben Schütteln wie er ... ein Zeichen, dass sie ihre Unsicherheit abgelegt hatte und ihn nun im Nest akzeptierte.
Nach knapp 1,5 Stunden, um 15:54 Uhr, fand dann endlich der wohl erste erfolgreiche und längere Tretakt (Paarung) statt.
Aber irgendetwas muss ihr dabei nicht gepasst haben (womöglich war er ihr zu schwer oder es tat weh?), denn sie schnappte nach und "biss" in seinen Bürzel.
Und beim zweiten Tretakt etwa eine Stunde später, hackte sie ihm auch nochmal mit dem Schnabel hinterher.
Warum sie so aggressiv reagierte, ist schwer zu sagen. Möglicherweise ist sie noch eine sehr junge Störchin und es war ihre erste Paarung. (Wie alt beide sind, kann man nicht herausfinden, sie sind beide unberingt.)
Aber wenigstens war das Eis gebrochen ...
Er durfte sich dann auch endlich in ihrem Beisein ins Nest setzen, ohne dass sie ihn dabei angriff.
Und später knabberte sie sogar an ihm ...
Tja ...
So eine lange Balz-Zeremonie von Weißstörchen bekommt man vor laufender Kamera nicht oft zu Gesicht ...

Jetzt heißt die zuerst eingetroffene Störchin "Kaira" und der spätere, sehr große Storchenmann "Alexander (der Große)".
Weitere Infos hier:
Guten Morgen aus Kairo. Die Ereignisse überschlagen sich. Vorgestern war unsere jetzige Kaira noch ein Alexander. Dann kam der eigentliche große Alexander. Was für ein stattliches Tier für einen Storch. Allerdings wurde nach kurzem geklapper doch entschieden ihn rauszuwerfen. Alex
storchennest-kolbermoor.de
Ach ja ... dafür erfolgte die Eiablage ungewöhnlich schnell ...
Nur 3 Tage nach Ankunft des Storchenmannes legte die Störchin Kaira ein Ei - ohne, dass zuvor eine Nistmulde gebildet worden war.
Normalerweise benötigt es im Schnitt gut eine Woche und etwa 8 Tretakte bei sich noch unbekannten Störchen, bis es zur Eiablage kommt. Doch hier waren es nur 3 Tage!
Da war wohl selbst das frische Storchenpaar sehr überrascht.
Aber beide sind inzwischen voll im Brutmodus und nun liegen auch schon drei Eier im Nest in Kolbermoor.
Die bisherigen Termine der Eiablage waren:
Am 28. April um etwa 21:16 Uhr
Am 30. April um etwa 20:17 Uhr
Am
. 2. Mai
. um etwa 19:53 Uhr
Hier noch Bilder:

28. April, 21:25 Uhr: Kaira steht auf und hat vermutl. nicht nur zur Überraschung der Webcam-Zuschauer ihr erstes Ei gelegt.

30. April, 20:25 Uhr: Nach Kairas Aufstehen nach der 2. Eiablage schaut auch Alexander nach den Eiern.

2. Mai, 20:05 Uhr: Kaira ist gerade aufgestanden und rollt das frisch gelegte 3. Ei (links) zu den beiden anderen.
Für heute Abend, 4. Mai, ab ca. 19 Uhr wird ein mögliches 4. Ei erwartet.

Wer gucken mag, hier der Stream:
Hoffen wir, dass alles gut geht ...


LG Laguz