Denn 'Aneignung' hört sich so an, als ob Irgendjemandem aus einer bestimmten Kultur etwas weggenommen würde, so wie
Finde ich nicht, weil der Kontext "kulturell" es erklärt.
Kultur ist schließlich kein materieller Gegenstand, und kann deshalb von jedem angeeignet werden, ohne dabei jemandem weggenommen zu werden.
Wo fängt Kultur an, wenn man von "Aneignung" spricht und wo hört sie auf?
Kultur beginnt und endet unabhängig davon, wovon man spricht, immer in der Gefühlswelt.
Sich etwas kulturell anzueignen bedeutet, sich damit zu identifizieren, weil es die eigene Gefühlswelt spiegelt.
"Unser eigen" ist nur das, womit wir uns verbunden haben. Bei materiellen Gütern bedeutet diese Verbindung, dass man diese Dinge "besitzt" und deshalb andere sie nicht besitzen, aber bei immateriellen Werten bedeutet diese Verbindung, dass sie Anteile von uns selbst sind, die wir mit anderen teilen.
Das Problem bei dem Begriff 'Aneignung' ist, dass es negativ konnektiert wird.
Und das soll ja auch bei der Verwendung des Begriff 'Kultureller Aneignung' so sein, denn sonst hätte man auch einen neutraleren Begriff wie 'Kulturelle Annahme' verwenden können. Macht man aber wohl ganz bewusst nicht so.
Dabei ist jede Kultur manigfaltig und in diesem Sinne auf vielerlei gestaltet. Sicher, Kultur ist kein materieller Gegenstand, wird aber sehr häufig, oder sogar meistens, durch materielle Gegenstände offenbart.
Wie z.B. durch Bauten, Kunstwerke, Schmuck oder "traditioneller" Kleidung. Aber selbst wenn diese Gegenstände nur nacherstellt und entsprechend verwendet werden, spricht man schon von "Kultureller Aneignung" ohne dass irgendjemanden etwas weggenommen wird.
Das heisst dann dass wir die kulturellen Anteile dieser Gegenstände mit anderen teilen. Und auch mitunter in der Gefühlswelt.
Mir persönlich ist der Begriff "Kulturelle Aneignung" zu morallastig. Zwar gut gemeint aber schlecht gemacht, so wie ich das mit dem Verschlimmbessern meinte.
Kultur ist eben nicht nur Religion, oder bzgl. der Anteile in uns selbst welche wir mit anderen teilen, wenn man an das gleiche (nicht mal das Selbe) glaubt.
Oftmals wird auch fälschlicherweise Kultur mit Tradition gleichgestellt.