@Joey - verstehe mich bitte nicht falsch - ich will ganz gewiss nicht selbsternannten wunderheilern und scharlatanen das wort reden - aber eine frage sei mir gestattet.
Immer
wir entwickeln immer bessere weltraumteleskope, schicken sie auf bahnen, von wo sie immer tiefer in den weltraum vordringen können, und entdecken ständig neue planeten etc...
war das alles nicht da, bevor wir es sehen konnten - nur weil wir es nicht sehen konnten? weil die methoden noch nicht so weit ausgereift waren um zu erkennen, was wir nun erkennen können?
so verhält es sich doch mit allem.
wieso kannst du nicht ganz einfach stehen lassen, dass es vielleicht meridiane gibt, dass aber eben noch nicht die geeigneten methoden entwickelt wurden, die ihre existenz zweifelsfrei ausschließen oder eben beweisen können?
ist es nicht letztlich auch unerheblich?
erheblich ist für mich hier nur, dass nicht heilsversprechungen abgegeben werden, die naiv gläubige davon abhalten könnten bei ernsthaften erkrankungen die schulmedizin in anspruch zu nehmen.
aber sonst?
der aufregung nicht wert.
Es sind eigentlich zwei verschiedene Diskussionen, die sich hier vermischen... woran ich wahrscheinlich der "Hauptschuldige" bin.
Da haben wir zum einen die Diskussion um Scharlatanerie. Was sind Scharlatane? Wie agieren sie? Wie könne nwir sie erkennen? Was können wir tun, um nicht drauf reinzufallen? Das ist eine Debatte mit unmittelbar weitreichenden ethischen Fragestellungen.
Und dann ahben wir die eher rein akademische Debatte darüber, was wir wissen - über Naturgesetze, über Zusammenhänge, darüber, was so alles existiert, darüber, was für Fähigkeiten entwickelt werden können. Darüber gibt es eine Menge Behauptungen - wahre und falsche Behauptungen.
Ich neige stark dazu, diese beiden Debatten zu vermischen. Und der Hinweis, der sich in Deiner Frage andeutet, dass unwahre Behauptungen nicht automatisch zu Scharlatanerie oder sostigem unethischem Verhalten führen, ist absolut richtig.
Nun aber der (bzw. mein persönlicher) Grund, warum ich dennoch drauf anspringe und eben diese Debatten miteinander vermische:
Du fragst konkret:
wieso kannst du nicht ganz einfach stehen lassen, dass es vielleicht meridiane gibt, dass aber eben noch nicht die geeigneten methoden entwickelt wurden, die ihre existenz zweifelsfrei ausschließen oder eben beweisen können?
Allgemein gesprochen ist das die Aussage: "Nur, weil die Existenz von XYZ noch nicht zweifelsfrei bewiesen ist, heißt es noch lange nicht, dass XYZ nicht existiert."
Das ist zwar richtig, aber es bedeutet eben auch, dass es noch lange nicht heißt, dass XYZ doch existiert. In dem Satz schwingt allerdings gerne ein "also existiert XYZ" mit - manchmal auch explitzit ausgesprochen mit dem Vermerk, dass "die Wissenschaft" noch nicht so weit wäre, das zu erkennen.
Und ich bin es ziemlich leid, diesen manchmal auch offenen Vorwurf an "die Wissenschaft" zu hören/lesen. Denn Wissenschaftler haben gute Gründe NICHT von der Existenz nicht-bewiesener Entitäten (in ihrer Arbeit) auszugehen.
Nicht-Existenzen lassen sich nicht zweifelsfrei beweisen. Ich kann so einige Existenzen behaupten, und sie mit diversen Schutz-Aussagen vor Zweifeln so weit schützen, dass die Behauptung letztendlich gänzlich nicht-überprüfbar wird. Als Beispiel hierzu hat der Philosoph Bertrand Russel das Analogen "Russels Teekanne" (
https://de.wikipedia.org/wiki/Russells_Teekanne) erfunden: Die Existenz eine Teekanne im elliptischen Orbit um die Sonne kann auch nicht widerlegt werden - unsere Messinstrumente sind (noch) nicht fein genug. Russel hat es als Religionskritik eingeführt, es lässt sich aber auf alle Arten dieser Aussagen ausweiten.
Wenn es unerheblich ist, ob die Meridiane existieren oder nicht, wieso wird es dann behauptet? Wieso wird manchmal "der Wissenschaft" (auch offen) angekreidet, wenn die Existenz nicht allgemein akzeptiert ist? Wieso wird mir angekreidet, wenn ich diese Existenz offen anzweifle? (Damit meine ich jetzt NICHT Dich,
@magdalena)
Wenn dann in Threads wie diesen hier Behauptungen aufgestellt werden - mitunter auch mit der Aussage, es wäre wissenschaftlich bewiesen o.ä. - dann möchte ich auch darstellen, dass es eben nicht (gut) belegt ist, oder dass die gelieferten Belege vielleicht doch nicht so stichhaltig sind, als dass die Behauptung so gut bewiesen wäre, wie behauptet.
Hier kann man (und werden einige vielleicht auch) einwenden: "Ah, der verletzte Stolz ... das angekratzte Ego..." Das mag stimmen bzw. auch eine Rolle dabei spielen, warum ich darauf so anspringe. Der gleiche verletzte Stolz spielt aber auch eine Rolle dabei, warum man sich dann an meinen Äußerungen darüber stört. Wenn "auf der anderen Seite" nicht dieser gleiche verletzte Stolz wäre, wäre es für die "andere Seite" kein Problem, meine Äußerungen stehen zu lsssen, oder? Und es sagt nichts darüber aus, wo die Wahrheit liegt. (mit der "anderen Seite" meinte ich wieder NICHT Dich,
@magdalena)
Du hast natürlich Recht, dass wir vieles inzwischen entdeckt haben, wovon wir vor 20 Jahren noch nicht einmal zu träumen wagten - Exoplaneten, direkter Nachweis von Gravitationswellen, beschleunigte Expansion des Universums (hat während meines Studiums ein Professor noch mit "ja, da gibt es so Theorien... aber daran glaubt so recht niemand"... und gab 10 Jahre später den Nobelpreis für Physik) etc. Und ja, diese Dinge waren vorher auch schon da/wahr. Die Sache ist dabei die, dass diese Dinge eben gut belegt wurden. Behauptungen, die wahr sind, bestehen Realitäts-Checks - immer und immer wieder, immer weiter verbessert, immer weitere Cross-Checks etc. . Und, wenn z.B. zur Existenz von Meridianen Versuche/Fachartikel angeboten werden, die sie (angeblich) beweisen, dann muss auch immernoch geschaut werden, wie stichhaltig/wasserdicht das ist (und das kontinuierlich weiter - auch, wenn es schon etabliert sein sollte).
Nun bleibt natürlich die Frage, wie wie diese eher akademische Debatte für Diskussionen wie diese heir wirklich relevant sind. Wie Du andeutest - und wo ich zustimme - machen falsche Behauptungen nicht automatisch einen Scharlatan aus. Wenn im Rahmen dieser Diksussion aber Behauptungen auftauchen, will ich zumindest anmerken, dass ich diese Behauptungen in der Form anzweifle.
Ich hoffe, ich konnte Deine Fragen einigermaßen beantworten, bzw. meine Gedanken dazu verdeutlichen.