Ireland
Sehr aktives Mitglied
Gutes Beispiel!Nach einem Bandscheibenvorfall haben Kortison, Muskelrelaxantien, sämtliche Infusionen und Spritzen kaum Linderung gebracht. Nach etwa 5 Wochen durfte ich mit Physiotherapie beginnen und viele Bewegungsabläufe quasi neu lernen. Nach etwa 8 Wochen habe ich 10x Akupunktur bekommen, die von der GKV übernommen wurden.
Offen ist bis heute die Frage, ob Akupunktur und/oder die Zeit & Physio geholfen haben.
Ich habe auch einen Bandscheibenvorfall und war vor ca. 20 Jahren quasi "am Ende" (keine Nacht mehr Schlaf, alles an Physiotherapie, was es gab, alle Schmerzmittel quer Beet, natürlich wieder Akupunktur, neue Matratze, kognitive Umstrukturierung ^^ usw. ... ). Bis auf die Schmerzmittel - kurzfristig - half gar nichts so recht.
Ich sollte dann operiert werden, aber das versprach auch keinen sicheren Erfolg und OPs sind für mich der allerletzte Weg ... .
Also quälte ich mich ein paar Jahre lang, mal mehr, mal weniger.
Seit ca. 16 Jahren ist weitgehend Ruhe (mal ein paar "Humpeltage im Jahr"), ohne dass ich etwas besonderes getan habe, der Bandscheibenvorfall ist weiterhin da und wird es auch bleiben.
Mit ganz vielen Krankheiten läuft es ähnlich - der Körper verfügt über etliche Möglichkeiten, sich selbst zu helfen und das meiste verschwindet von selbst wieder.
Wenn das nicht funktioniert, dann ist wirklich wirksame Medizin angebracht.
Menschen sind Meister im Fehlattribuieren - sie schließen aufgrund ihrer Beobachtungen auf Zusammenhänge, die es überhaupt nicht gibt.
Ich habe mal das Beispiel mit den Kopfschmerzen gebracht - jemand ruht sich aus, verdunkelt das Zimmer, trinkt ein Teechen, nimmt Globuli, hört Enstspannungsmusik, macht einen Wickel und was noch alles ... - und irgendwann "schwört" er auf eine bestimmte Sache, die seiner Wahrnehmung nach gewirkt hätte.
Dass es diese Sache mit 99,9% Wahrscheinlichkeit nicht ist, blendet er aus, aber im Rahmen der selbst-erfüllenden Prophezeihung und weiterer selektiver Wahrnehmung (der Kreislauf um einen Placebo- Effekt) wird diese dann zur absoluten persönlichen "Wahrheit".
Um zum Thema zurückzukehren: ganz besonders krass wirkt sich dieser Kreislauf aus, wenn ein "Modell" im Spiel ist, in diesem Fall der Heilpraktiker samt tausender imaginärer geheilter Patienten, der genau das erzählt, was man so gern hören möchte ("sanfte" und "ganzheitliche" Heilung, "hilft immer", "uraltes Wissen", "besser als die unmenschliche Schulmedizin", die "ja nur Symptome behandelt" und mit "tausenden Nebenwirkungen behaftet" ist ... ).
Ein Laie kann nicht beurteilen, wenn wieder Mal von "Azidose" die Rede ist, wenn der "Darm saniert werden muß", "irgendwelche Fehlhaltungen korrigiert" werden müssen, "die Energie wieder frei fließen muß", etliche "Allergien" und "Unverträglichkeiten" vorliegen usw., dass das die Standardsprüche aller Heilpraktiker sind, die jeglicher Grundlage entbehren - es hört sich ja so plausibel an und endlich kann man "was machen" und Hoffnung schöpfen.
Weil man es so gern glauben möchte (und meist auch verständlicherweise nicht besser weiß), wird sich in aller Regel erst mal so etwas wie eine leichte Besserung einstellen (selektive Wahrnehmung, evtl. plus Placebo Effekt) und da die meisten Krankheiten von selbst verschwinden (was auch viele nicht wissen), wird man auf den Heilpraktiker attribuieren - ein fataler Kreislauf, wenn es denn mal doch ernst werden sollte!
Falls sich gar nichts tut, ist man selbst schuld, weil man die (oft sehr rigorosen) Auflagen des Heilpraktikers nicht eingehalten hat, nicht richtig "mitgearbeitet hat", nicht genügend "dran geglaubt hat" oder einfach "noch nicht so weit war" ^^.
Damt schließ sich dann der "perfekte" und mitunter fatale "Kreis".