Wie gendert man elegant, ohne dass es auffällt?

Ein interessantes Thema, welches mich seit längerem beschäftigt. Leider kommt es hier zunehmend zu einer gesellschaftlichen Spaltung, dabei wäre es damals so einfach gewesen, eine geschlechterneutrale Sprache zu etablieren. Doch der alte und weiße Mann wollte nun mal sich allein in seiner Sprache lesen und hören, denn sonst hätten wir jetzt diese Probleme nicht. Die Sprache, das generische Maskulinum, was wir heute haben, basiert auf der Unterdrückung von Frauen, Transgendern und nichtbinären Personen!
Bereits vor rund siebzig Jahren, als den Frauen gesellschaftlich Rechte zugesprochen worden waren, hatten die alten Männer getobt, denn "Lehrerin" wäre ein Missbrauch an der Sprache. Es solle doch bitte bei "Frau Lehrer" geblieben werden (nur als Beispiel). Jetzt haben wir den Salat und müssen die Fehler dutzender Generationen ausbaden. Wäre dies schon von Anfang an oder zumindest wesentlich früher geschehen, hätten wir heute diese Anfeindungen nicht, die vor allem aus der Social Media - Problematik herrühren, wo jedes Thema von Unmenschen zerkaut und dramatisiert wird.

Ich kann verstehen, dass es Menschen schwerfällt, sich an eine "neue" Sprache zu gewöhnen, dabei ist das Gendern aus meiner Sicht die einzig richtige Sprache. Alle, die sich mit dem Thema beschäftigen und es umsetzen wollen, haben den Zeitenwandel erkannt und wollen eben nicht mehr an der Diskriminierung jedweder Personen teilhaben. Schriftlich habe ich schon länger auf eine geschlechterneutrale Sprache umgestellt, sprachlich hakt es bei mir noch etwas. Ich versuche übrigens meistens ohne Stern, Doppelpunkt etc. zu gendern und gleich neutrale Begriffe zu verwenden oder meine Sätze ein bisschen umzustellen, denn so wird das Gendern wesentlich eleganter und einfacher als mit Sprechpausen oder Satzzeichen. In manchen Fällen, wo es noch keine alternativen Begriffe gibt, helfen uns aber diese Lösungen.
 
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Ist ja nicht so, dass ich jetzt keinerlei Verständnis dafür habe.
Nur, man ändert Eingefahrenes von Heute auf Morgen nicht.
Was von Kindheit an eine Art Selbstverständlichkeit ist, man es auch von der Schule her nicht anders kennt, ist eben nicht von Heute auf Morgen bei jedem herauszubekommen.
Die, ich nenne es mal, Männlich-Sprache ist jahrtausende lang praktisch verwurstelt.

Jedenfalls, man soll Verständnis fürs Gendern haben, ja dann soll man bitteschön auch Verständnis haben das, gerade eben auch ältere Menschen, sich eben nicht so schnell damit anfreunden und umstellen können.
Gewohnheiten stellt man eben nicht einfach so ab, ein Schalter dafür gibt es nicht.

Ist man jetzt plötzlich ein schlechter Mensch nur weil man Schwierigkeiten mit der Umstellung hat.
Nichts gegen das Gendern, aber diese Verbissenheit es anderen mit aller Macht aufzuzwingen, muss das sein?
Hmmm, ältere Menschen haben es geschafft, statt Fernsprecher Telephon zu sagen, dann Handy und ein paar ganz schneidige Senior*innen verwenden sogar SmartPhone.
Ältere Menschen wie ich, verstehen und verwenden auch Tablets, kennen Receiver, duzen die Eltern (obwohl das jahrhundertelang nicht Usus war), halten einen Marschall nicht mehr für einen Pferdeknecht und versuchen nicht, die Maus am PC mit Käse zu locken…

Warum also sollte dann ausgerechnet das Gendern bei Texten für „ältere Menschen“ ein Problem sein?!

Mir genügt es nicht, bei Texten eventuell „mitgedacht„ zu werden. Ich möchte, dass die geschriebene deutsche Sprache die Diversität abbildet, möchte gesehen und gelesen werden. Sprache ist lebendig. Und wenn die Nutzer*innen nicht völlig versteinert sind, werden sie es auch schaffen, den notwendigen Respekt gegenüber der gesellschaftlichen Vielfalt aufzubringen.
Und wenn selbst die Gebrüder Grimm den Gast und die Gästin kannten, sehe ich für das Gendern in der deutschen Sprache noch nicht alles verloren :)
 
Und wenn selbst die Gebrüder Grimm den Gast und die Gästin kannten, sehe ich für das Gendern in der deutschen Sprache noch nicht alles verloren :)
Kannten und benannten sie denn etwa auch bereits alle theoretisch/praktisch möglichen diversgeschlechtliche Personen unter uns Erdenmenschen, die der Einladung zu sterblich zeitweiliger Verkörperung ebenfalls gefolgt sind? :)

:D
 
Mir genügt es nicht, bei Texten eventuell „mitgedacht„ zu werden. Ich möchte, dass die geschriebene deutsche Sprache die Diversität abbildet, möchte gesehen und gelesen werden. Sprache ist lebendig.:)
Genau das ist der Punkt, der mich damals auch zum Umdenken bewegt hat. Ich möchte nicht, dass diverse Personen in unserer Sprache überhaupt nicht vorkommen und damit sprachlich sowie gesellschaftlich weiter verleugnet werden. Auch möchte ich nicht mehr davon ausgehen, dass sich eine Person mit Schnurrbart und Achselhaaren selbst als "Mann" identifiziert und eine Person mit BH und langen Haaren als "Frau", nur mal als Beispiel. Indem wir anderen Menschen anhand ihres Aussehens und äußerer Merkmale ein Geschlecht zusprechen, stecken wir sie gleich in Kategorien. Das halte ich für falsch. Viele Intersexuelle, Nichtbinäre oder Transgender bringen sich um, weil sie in unserer Gesellschaft nicht gesehen werden, was ein Armutszeugnis für uns ist!

Die Behörden haben 2019 zwar das dritte Geschlecht anerkannt, dennoch ist die Möglichkeit der dritten Anrede noch bei vielen Firmen nicht angekommen oder wird (aus welchem Grund auch immer) nicht umgesetzt. Ich weise in meiner Kommunikation stets darauf hin. Ein weiteres Beispiel: Bei der Polizei müssten Aussagen ganz anders aufgenommen werden und Personen sollten nicht mehr gefragt werden: "War es eine Frau oder ein Mann?", sondern etwa: "Halten Sie die Person für eine Frau oder einen Mann?" Oder besser noch ankreuzen lassen, wer die Tat ihrer Meinung nach begangen hat: Mann, Frau, Divers.
 
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Kannten und benannten sie denn etwa auch bereits alle theoretisch/praktisch möglichen diversgeschlechtliche Personen unter uns Erdenmenschen, die der Einladung zu sterblich zeitweiliger Verkörperung ebenfalls gefolgt sind? :)

:D
Das war zu ihrer Zeit kein Thema, aber heute ist es eins.
Esos palavern andauernd über „Aufstieg“, Weiterentwicklung… aber bei gesellschaftlichen Veränderungen (z.B.: Gleichberechtigung, Gleichbehandlung,…) wird für viele schon die Umsetzung inclusiver Sprache zum Problem.
Kannst echt ned erfinden….
 
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