lazpel schrieb:
Hallo mara,
Ist das wirklich so? Ich stelle Dir die Frage, weil ich gleich versuchen werde, zu erklären, warum es nicht so ist.
Du bist nicht Schuld, mara.
Deine Mutter ist auch nicht Schuld, mara.
Schuld ist die Person, die Dich vergewaltigt hat.
Warum, frage ich mich, suchst Du die Schuld bei Dir ("Du hast es gern getan"), und Deiner Mutter ("Sie hat mich ihm zugeschoben"), aber nicht bei der Person, die Dir genau das angetan hat?
Weil das ein Teil des Traumas ist, Mara.. Du bist der Meinung, Deinen Vater in Schutz nehmen zu müssen, und suchst deswegen die Schuld bei allen anderen als bei dem Täter.
Aber es gibt nur einen Schuldigen: Den Täter.
Mit Deiner Schuldzuweisung an die Mutter und an Dich selbst zeigst Du, womit Hellinger arbeitet. Dein Anspruch, die Schuld lieber selbst auf Dich zu nehmen, ist Teil Deines Traumas. Hellinger arbeitet mit den Ideen dieses Traumas, genau deswegen ist das auch Vulgärpsychologie, da mit den Ansprüchen des Opfers an die eigene Schuld gearbeitet wird. Aber das ist falsch, da der Täter defakto amnestiert wird ohne Schuldzugeständnis, und zwar vom Opfer.
Dabei hat der Täter diese Art Amnestie nicht verdient.
Du kannst ihm vergeben, das ist aber etwas anderes, als wenn Du seine Schuld nicht akzeptierst.
Gruß,
lazpel
Woraus schließt Du, dass ich vergewaltigt wurde ?
Es fängt ja schon damit an, dass ich überhaupt keine Schuld erkennen kann. Ich sehe jemand, der nicht in der Lage war, die Verantwortung für sich zu übernehmen. Ich weiß auch genau, woher das kommt - da hätten wir dann die nächsten "Schuldigen" und wenn ich mir dann deren Geschichten so besehe, sehe ich auch da, dass sie Opfer waren und ich sehe die "Schuldigen" ... das ist ein Schwanz ohne Ende.
Ich sehe ganz klar, wer was getan hat. Ich sehe ganz klar, welche Wirkungen es gehabt hat und ich sehe auch wer was unterlassen hat und auch diese Auswirkungen werden jetzt sichtbar. Alles ganz klar. Aber was hat das damit zu tun, dass ich sowohl meinen Vater als auch meine Mutter liebe ? Und das ich erkennen kann, dass mir nur geschehen konnte, was geschah, weil ich beide liebte ? Hier ist meine Tür, raus aus der Opferhaltung - rein in die Eigenverantwortung.
Deshalb spreche ich die Beteiligten nicht von ihren "Sünden" frei
... im Gegenteil. Ich kann da ziemlich unnachgiebig und hart sein.
Du aber versuchst mir gerade wieder die Tür vor der Nase zuzuschlagen und mir zu sagen, dass ich hilflos bin, machtlos. Ein Opfer von irgendetwas unbenennbar bösem. Was mir impliziert, dass mit mir ja schon irgendwas nicht in Ordnung gewesen sein kann. Warum sonst hätte mir passieren können, was geschah ? Hier geht es schnurzstracks in die Handlungsunfähigkeit und die zieht sich dann weiter - bis ins heutige Leben. Ich muss also wieder den Kopf senken und Angst haben, dass mir das immer und immer wieder passieren kann, weil ich blöd bin.
Nein. Lazpel. Ich bin nicht blöd. Ich liebe ... und aus dieser Liebe heraus handele ich und habe es schon immer getan. Wir alle wollen Heil sein, und als Kinder wollen wir geliebt werden. Wenn das nicht geschieht, gehen wir in die Ersatzhandlung und lieben stattdessen. Bekommen wir also nicht, geben wir. Und wir tun es aus einem Überlebensinstinkt heraus. Es hat etwas mit dem Urwissen zu tun, mit unserer noch frischen Erinnerung ... Kinder wissen noch um die Macht der Liebe. Liebe heilt. Wenn Kinder also in Familien geboren werden, die nicht intakt sind, dann llieben sie was das Zeug hält, stecken ein und verzeihen alles und lieben, lieben, lieben ...
Sie tun es, weil sie Liebe brauchen und Geborgenheit, um leben zu können ...
Ich habe keine Schuld. ich habe alles gegeben. Sogar meine kindliche Unschuld - in gewissem Sinne -
Meine Hilflosigkeit und Ohnmacht, weil ich in eine Rolle schlüpfen mußte, die mir eigentlich gar nicht zustand, hat Schäden hinterlassen. Meine Eltern haben hier versagt ... das steht außer Frage - aber ...
... um das wieder zu heilen, hilft es nichts ihnen jetzt ein Leben lang Vorwürfe zu machen. Davon heilen meine Wunden nicht. Im Gegenteil. Damit halte ich sie frisch ...
An dieser Art von Psychologie ist nichts vulgäres. Sie ist heilsam. Sie schafft Frieden in mir.