Da die Frage nach der Finanzierung der Flüchtlingskrise eben eine sehr komplexe ist, scheint es mir sinnvoll
als Beispiel für eine weitreichende Finanzierungsfrage und deren Auswirkung in einem komplexen System die Finanzkrise und die Maßnahmen zur Bankenrettung zu betrachten.
Wir wissen nicht, was es unsere Staaten gekostet hätte, die Banken nicht finanziell aufzufangen. Und so weit ich weiß gibt es auch kein Land, das während der Bankenkrise einen solchen Schritt getan hat (sprich ein wichtiges Finanzinstitut, mitsamt toxischer Papiere einfach in die Insolvenz zu schicken).
Die Einschätzungen über die Kosten für den Staat und die Beitragsleister klaffen ein gutes Stück auseinander und reichen, überspitzt gesagt, von „na ja, war eh nicht so schlimm“ bis „puh, da knabbern wir noch lange dran“.
Das hängt unter anderem damit zusammen, ob nur die kurzfristige Finanzierung angeschaut wurde oder längere Zeiträume betrachtet wurden/ werden und welche negativen finanziellen und wirtschaftlichen Begleiterscheinungen in die Betrachtung der Finanzierungskosten eingeflossen sind bzw. einfließen.
Eins ist sicher, gratis war´s nicht und ein Schnäppchen war´s auch nicht.
So lautet eine Schätzung:
„Unterm Strich dürfte die Belastung des Steuerzahlers in Deutschland bei etwa einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen“, schätzt Jan Schildbach, Konjunkturforscher bei der Deutschen Bank. Die echten, vom deutschen Staat zu tragenden Verluste betrügen demnach etwa 25 Milliarden Euro.
Das ist allerdings, wie könnte es anders sein, nur ein Teil der Wahrheit. Die Folgen der Finanzkrise zog eine tiefe Spur mit Reallohnverlusten, Verlust an Wirtschaftswachstum, Verlusten in der gesetzlichen Rente.... und die Auswirkungen halten an.
„Bis zum Jahr 2050 erwarten die Freiburger daher bei der gesetzlichen Rentenversicherung Krisenverluste von insgesamt knapp drei Prozent. Der heutige Wert dieser künftigen Einbußen beträgt nach Berücksichtigung der erwarteten Inflation knapp 200 Milliarden Euro. „Für den Durchschnittsrentner bedeutet das immerhin rund 20 Euro weniger pro Monat“, sagt Ökonom Vatter.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Finanzmarktstabilisierungsfonds
Wie wurde der „Bankenrettungsschirm“ finanziert?
http://www.fmsa.de/de/oeffentlichkeit/c_soffin/Berichte/index.html
http://de.statista.com/statistik/da...rage/kosten-der-bankenrettung-fuer-den-staat/
http://www.sueddeutsche.de/wirtscha...hnittlich-viel-fuer-bankenrettung-1.1796045-2
http://www.wiwo.de/politik/deutschl...-deutschland-187-milliarden-euro/8013886.html
http://www.wiwo.de/unternehmen/bila...e-zeche-fuer-die-krise-seite-2/5680862-2.html
Zwei Jahre nachdem die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers die Weltwirtschaft in den Abgrund taumeln ließ, scheint Deutschland mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Das sensationelle Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent im Frühjahrsquartal und die optimistischen Prognosen von bis zu 3,5 Prozent für 2010 tauchen das Land in beste Konjunkturlaune.
Doch wie hoch war der Preis dafür? Wie viele Milliarden haben die Steuerzahler zur Bekämpfung der Krise investiert, und was hat es gebracht? Wo lauern teure Spätfolgen? Und wie viel haben private Anleger verloren? Es ist Zeit für eine erste Abrechnung, eine vorläufige Bilanz.
Trotz der riesigen Summen halten sich aus gesamtwirtschaftlicher Sicht die voraussichtlichen Kosten der Bankenrettung im Rahmen. „Unterm Strich dürfte die Belastung des Steuerzahlers in Deutschland bei etwa einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen“, schätzt Jan Schildbach, Konjunkturforscher bei der Deutschen Bank. Die echten, vom deutschen Staat zu tragenden Verluste betrügen demnach etwa 25 Milliarden Euro.
Offene Posten im Geldgewerbe
Auch wie sich die Kurse von Staatsanleihen in den Bankbüchern entwickeln, ist angesichts der weltweiten Schuldenkrise unsicher. Bei Gewerbeimmobilien drohen zudem weitere Einbrüche. Meist sind in diesen Segmenten ausgerechnet diejenigen Banken besonders stark engagiert, die schon gerettet werden mussten.
Wie viele offene Rechnungen noch in den Banken schlummern, zeigen aktuell die landeseigenen Institute. Nach Milliardenspritzen für die WestLB erwartet die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen im nächsten Haushalt weitere Belastungen von mindestens 2,5 Milliarden Euro. Und in Sachsen wird darüber spekuliert, dass die Garantien des Landes für Verluste aus Wertpapieren der Sachsen LB, heute ein Teil der baden-württembergischen LBBW, tatsächlich greifen. Dann müsste der Landeshaushalt bald mit 2,8 Milliarden Euro aushelfen.
Eine tiefe Bremsspur hat die Finanzkrise auf dem deutschen Wachstumspfad hinterlassen (siehe Grafik). Denn wegen schrumpfender Nachfrage haben Unternehmen Produktionskapazitäten abgebaut. Langfristig könnte deshalb die Wirtschaftsleistung als Spätfolge der Krise jedes Jahr um rund 2,5 Prozent niedriger ausfallen, zeigt eine Studie der Universität Freiburg. Das lässt sich auch auf jeden Einzelnen umrechnen: Wer ohne Krise 2011 ein Jahreseinkommen von 40.000 Euro hätte erzielen können, muss nun mit 1000 Euro weniger auskommen.
Was das für die Altersvorsorge bedeutet, haben die Freiburger Ökonomen Bernd Raffelhüschen und Johannes Vatter untersucht. Demnach steigen die Renten künftig langsamer, denn ihr Wert orientiert sich unter anderem am gesunkenen Durchschnittslohn der Beitragszahler. Bis zum Jahr 2050 erwarten die Freiburger daher bei der gesetzlichen Rentenversicherung Krisenverluste von insgesamt knapp drei Prozent. Der heutige Wert dieser künftigen Einbußen beträgt nach Berücksichtigung der erwarteten Inflation knapp 200 Milliarden Euro. „Für den Durchschnittsrentner bedeutet das immerhin rund 20 Euro weniger pro Monat“, sagt Ökonom Vatter.
D.h., es stehen (finanzielle) Auswirkungen im Raum die uns noch Jahrzehnte beschäftigen werden.
Umgekehrt muss man sich aber die Frage stellen, wäre z.B. in Deutschland dieses sensationelle Wirtschaftswachstum, mit den durchaus positiven Nebeneffekten wie niedrige Arbeitslosigkeit, der vergangenen Jahre ohne diese Unterstützungsmaßnahmen möglich gewesen?